Das Rückhaltebecken Straußfurt liegt im Landkreis Sömmerda. Heute hat der Stausee auch eine große Bedeutung für die Vogelwelt (Fläche beträgt immerhin 800 ha), die hier in einer natürlichen Idylle Brutplätze und bei den Kranichen Rastplätze bieten. Seit einigen Jahren wird das Rückhaltebecken geflutet und bildet so ein wichtiges Ökosystem. Mehr als 150 Vogelarten finden ideale Bedingungen. In den Schlickflächen und am Ufer haben sich Rohrsänger, Beutelmeisen, Blässrallen, Haubentaucher und natürlich Kraniche beim Durchzug eingenistet. Es ist ein kleines Vogelparadies, das seit dem Jahr 2007 auch amtlich als Europäisches Vogelschutzgebiet anerkannt wurde, vor allem auch deshalb, weil hier ein bedeutender Rastplatz für den durchziehenden Kranich liegt. Im Frühjahr und im Herbst halten sich die Glücksvögel nur kurze Zeit hier auf. Angekommen am Stausee, sinken sie in Spiralen zur Erde und fallen bei den anwesenden Artgenossen ein. Nun stolzieren die Vögel umher und suchen im Schlamm nach Fressbarem. Kaum graut der Morgen, begrüßen die Vögel laut rufend den neuen Tag und erheben sich mit ausgebreiteten Schwingen in die Lüfte. Mit trompetenhaften Rufen und in keilförmiger Formation begeben sie sich auf die Reise in ihre Brutgebiete. „Straußfurty“, so heißt ein mit Sender ausgestatteter Kranich, der am 21. Juni 2012 eingefangen und beringt ein Leben für die Wissenschaft führt. Durch den Personalausweis, den das Kranichinformationszentrum in Groß-Mohrdorf „Straußfurty“ an den Beinen mitgegeben hat, können länderübergreifend Daten erfasst werden. Lange, bevor der Mensch existierte, flogen Zugvögel weite Entfernungen über Länder und Meere. Die manchmal Tausende Kilometer voneinander entfernt liegenden Brut- und Überwinterungsgebiete sind offensichtlich sowohl biologisch als auch ökologisch sinnvoll und kennzeichnen den Erfolg so vieler Vogelarten bei der Besiedlung ihrer Gebiete. Seit einigen Jahren lässt sich allerdings eine Veränderung des Zugverhaltens vieler Vogelarten feststellen. Immer mehr Vögel, die obligatorische Zieher waren, überwintern inzwischen in Mitteleuropa.
Lothar Dillenberger