Titel Logo
Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt
Ausgabe 8/2023
Gemeinde Straußfurt "Straußfurter Heimatklänge"
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Einschulung mit Schiefertafel, Griffel und Schwamm

Schiefer, dieses Wort hat im Südosten Thüringens einen besonderen Klang. „Thüringer Schiefergebirge“, so heißt der östlichste Teil des Thüringer Waldes. Blau-schwarze Schieferdächer verleihen den meisten Waldorten ihr charakteristisches Aussehen. Das billigste Schreibmaterial der Vergangenheit bestand ebenfalls aus dem gleichen Rohstoff. Mit der Schiefertafel und dem Schiefergriffel kam ich zur Schule. Damals schaffte man damit die einfachste Voraussetzung für eine bescheidene Bildung. Viele Menschen haben mit diesen Produkten eines Thüringer Gewerbes Lesen und Schreiben gelernt. Den reinsten und schwärzesten Schiefer verarbeitete man zu Schiefertafeln. Das aufgespaltene Gestein wurde geschliffen, mit Linien versehen und gerahmt. Eine ganz besondere Stellung nahm der Griffelschiefer ein. Zur Griffelfertigung standen besondere Maschinen zur Verfügung. Lediglich das Umkleben der Griffel mit Papier geschah in Handarbeit. Neu entwickelte Spitz-und Schleifautomaten, sowie Verpackungsmaschinen reduzierten die Handarbeit auf ein Minimum und machten die umständliche Heimarbeit fast völlig überflüssig. Zur Griffelfertigung wurden aus den gewonnenen Schieferblöcken mit Sägen quadratische Klötze von etwa 14 bis 18 cm Länge gewonnen. Daraus entstanden mit einem Spaltstock die Rohschieferstifte. Nach dem mühevollen Runden und Spitzen war der Griffel fertig. Ab 1952 wurde begonnen, Schiefertafel und Griffel zu ersetzen. 1954/55 verwendeten die Schüler des ersten Schuljahres letztmalig dieses überlebte Schulmaterial. Als ABC-Schütze habe ich meine ersten Buchstaben und Zahlen mit Griffeln auf die Schiefertafel geschrieben. Der große Nachteil: Leider konnten die mühevoll geschriebenen Hausaufgaben durch Unachtsamkeit leicht verlöschen.

Lothar Dillenberger