"Zwei Leben sinnlos bendet" - Benedikt Solga
Neue Infotafel im Zweiländermuseum
In den Kemenaten als Teil einer mittelalterlichen Kirchwehranlage befindet sich seit dem Jahr 2009 das Zweiländermuseum. Es erzählt die Geschichte des Rodachtals im 21. Jahrhundert vom Kaiserreich über den 1. und 2. Weltkrieg, die Teilung der Region bis zur glücklichen Wiedervereinigung. Da die Grenzgeschichte einen besonderen Stellenwert im Museum einnimmt, sind die Akteure stets an der Aufarbeitung und Recherche zu Begebenheiten in diesem inhaltlichen Bereich interessiert.
Mit dem Abriss der ehemaligen Grenzkompanie in Eishausen rückte ein dramatisches Ereignis wieder in den Fokus: Eine Grenzverletzung, die zwei Grenzern das Leben kostete, geschah ganz in unserer Nähe. Werner Weinhold erschoss am 19. Dezember 1975 bei seiner Flucht aus der DDR an der Innerdeutschen Grenze in der Nähe von Harras die beiden Grenzsoldaten Jürgen Lange und Klaus Peter Seidel. Zuvor war der u.a. wegen Autodiebstahls in 54 Fällen mehrfach vorbestrafte NVA-Wehrpflichtige Weinhold, der noch während seiner Bewährungszeit ein Sittlichkeitsdelikt beging, aus dem Panzerregiment 14 fahnenflüchtig geworden und hatte aus der NVA-Kaserne in Spremberg Waffen, Munition und ein Fahrzeug entwendet. Die Grenzsoldaten Seidel und Lange wurden offenbar von dem Überfall Weinholds überrascht, ihre Waffen blieben gesichert. Für die beiden Grenzer gab es im Kompaniegebäude in Eishausen (Gemeinde Straufhain) ein Erinnerungs- und Gedenkzimmer. Dieses wurde mit dem Verkauf an eine private Firma nach der politischen Wende vernichtet. Die Begebenheit hatte im Zweiländermuseum bisher noch keinen Platz gefunden und an der Stelle bei Harras, wo der Mord geschah, stand bis vor kurzem nur ein schlichtes Holzkreuz.
Im Rahmen eines vom (Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) geförderten Projektes wurde eine Info- und Erinnerungstafel für das Zweiländermuseum angefertigt. Am Ort des Geschehens hat der Künstler Benedikt Solga eine Stele geschaffen, die in ergreifender Weise „Zwei sinnlos beendete Leben“ darstellt.
Das Projekt wurde in Kooperation zwischen der Gemeinde Straufhain und der Stadt Eisfeld umgesetzt, da beide Kommunen räumlich in die Geschichte eingebunden sind.
Der Grenzwanderweg des Landkreises Hildburghausen führt bei Harras an dem Ort des Geschehens vorbei. Hier wird Erinnerungskultur und Naturschutz am grünen Band vorbildlich vereint.
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