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Straufhain-Bote
Ausgabe 6/2025
Kirchliche Nachrichten
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Kirchliche Nachrichten

Eigentlich bin ich kein Mitglied der Kirche.

Und ehrlich gesagt: ich weiß auch nicht, ob ich an einen Gott glaube.

Doch manchmal führen Wege unerwartet irgendwohin. So kam ich, ein bisschen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind, mit auf den Ausflug der Kirchenkids nach Nürnberg. Neugierig war ich allemal. Und als jemand, der lange in dieser Stadt gelebt hat, konnte ich nicht widerstehen, Nürnberg einmal durch andere Augen zu sehen.

Ein Blick in die Lorenzkirche

Unser erster Halt war die Lorenzkirche - ein vertrauter Ort für mich, aber diesmal war es anders. Ich war nicht allein, sondern Teil einer bunten Gruppe aus Kindern, Eltern, Großeltern, Gemeindemitgliedern - und eben auch Gästen wie mir.

„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“

(Matthäus 18,20)

Ob Gott da war? Keine Ahnung.

Aber etwas war da - vielleicht einfach Gemeinschaft. Vielleicht Ruhe.

Bibel auf Hebräisch und Griechisch

Im Bibelmuseum war ich wieder ganz in meinem Element - entdecken, lernen, ausprobieren. Die Schreibwerkstatt mit Tinte und Feder war für mich ein besonderes Erlebnis. Ich hielt plötzlich einen Bibelvers auf Hebräisch in der Hand. Psalm 23,1:

„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.”

Ob man daran glaubt oder nicht - das hat Gewicht. Ich dachte an Schutz, an Vertrauen. Und war überrascht, wie viel sich in einer alten Sprache fühlen lässt.

Ganz Ohr

Am Nachmittag ging’s zur Wöhrder Wiese. Erst gab es Essen im Biergarten (endlich Schatten!), dann weiter zum „Erfahrungsfeld der Sinne“. Unter dem Motto „Ganz Ohr“ entdeckten wir Geräusche, Klänge, Schwingungen - das Spiel mit den Sinnen. Ich beobachtete, wie die Kinder staunten, wie sie sich ausprobierten. Und ich? Ich staunte mit.

Ein Satz wandert im Flüsterton

Im Schatten großer Bäume hielten wir zum Schluss eine kleine Andacht. Ich wusste nicht, ob ich mich einbringen sollte - aber es war kein „Müssen“, eher ein Miteinander. In einer stillen Post wanderte ein Satz von Kind zu Kind, von Ohr zu Ohr:

„Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.“

(nach Psalm 85,11)

Ich musste lächeln. So ein Satz - von Kinderlippen zu Kinderohren - das hat was. Vielleicht ist es das, was mir an diesem Tag besonders in Erinnerung bleibt: Dass Worte etwas bewegen können.

Heimfahrt mit Herz

Im Bus zurück wurde es laut, aber auf schöne Weise. Die Kinder sangen. Eines der Lieder rührte mich besonders:

„Das wünsch ich sehr,

dass immer einer bei mir wär,

der lacht und spricht:

'Fürchte dich nicht!'“

So einfach. So ehrlich. Und in diesem Moment auch für mich: tröstlich.

Begleitung mit Herz

Begleitet wurde die Fahrt von Menschen mit Herz:

Andrea Erdenbrecher,

Pfarrerin Susanne Menzke (Nürnberg)

und Siegfried Muther.

Ich fühlte mich willkommen. Nicht gefragt nach dem „Glaubst du?“, sondern einfach angenommen.

Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin.

Vielleicht war es keine Pilgerreise für mich.

Aber es war ein Tag voller echter Begegnungen - mit Kindern, mit Gedanken, mit Nürnberg.

Und vielleicht auch mit etwas Größerem - wie auch immer man das nennen mag.

Danke.

Eure Evelin Eisenacher