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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 1/2023
Nachrichten aus dem Rathaus
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Nachrichten aus dem Rathaus

Bürgerbefragung soll Klarheit bringen

Tettau/Ludwigsstadt/Steinbach am Wald. Was schätzen Sie? Entsteht am Rennsteig ein Wind- und Wasserstoffpark? Wie viele Menschen in den drei Rennsteiggemeinden sind dafür? Klarheit soll eine Bürgerumfrage bringen, die noch im November dieses Jahres durchgeführt werden soll. Der Fragebogen befinde sich derzeit in der finalen Abstimmung, hieß es übereinstimmend seitens der Bürgermeister der drei betroffenen Kommunen Ludwigsstadt, Steinbach und Tettau. Befragt werden sollen alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren.

Es geht um viel bei dem Projekt. Zum Beispiel um die künftige Energieversorgung, um die Standortsicherung der heimischen Industrie, um den Erhalt von Arbeitsplätzen, um einen ersten Schritt der Unabhängigkeit fossiler Energieträger. Es geht aber auch um eine Veränderung des Landschaftsbildes und um die Wertschöpfung einer Region.

Nach der Auswertung der Fragebögen wollen die betroffenen Gemeinden - sofern das Projekt mit den geplanten 15 und rund 250 Meter hohen Windrädern beim überwiegenden Teil der Bevölkerung Akzeptanz findet und die entsprechenden Beschlüsse im Gremium gefasst worden sind - einen Antrag an den regionalen Planungsverband stellen, so der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt. Der Verband habe, so sagen er und der Projektleiter der möglichen Betreiberfirma CPC Germania, Eberhard Wulkow, eine beschleunigte Teilfortschreibung zugesichert. Aktuell gehen beide von einer Antragstellung Anfang des Jahres 2023 aus. Parallel starte die Firma CPC, so Wulkow, mit den naturschutzfachlichen Gutachten. Für die CPC sei es wichtig, rechtswirksame Grundlagen zu schaffen, um späteren möglichen Klagen keine Chance zu geben. Zudem müssen noch Detailfragen geklärt werden.

Eine wichtige Frage davon sei, so der Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch, wie man die bestmögliche Wertschöpfung für die Region und für deren Bürger schaffen könne. Ungeklärt sei auch die Frage, wer der künftige Betreiber des Wind- und Wasserstoffparks sei. Dies, so erklärt sein Steinbacher Kollege Thomas Löffler, könnte zum einen die Firma CPC, zum anderen aber auch die drei Kommunen Ludwigsstadt, Tettau und Steinbach sein. Auch wäre eine Kooperation zwischen der Firma CPC und den Kommunen möglich. Zudem könnte aber auch das Lucas-Cranach Unternehmen (LCC) die Aufgabe übernehmen beziehungsweise mit ins Boot geholt werden. Eine sorgfältige Abstimmung aller Beteiligten sei wichtig, schließlich handele es sich um eine Gesamtinvestition in Höhe von rund 110 Millionen Euro.

Der LCC ist aktuell außer vor, so der Vorstand des LCC und CSU-Landtagsabgeordnete, Jürgen Baumgärtner. Er verweist auf ein Gespräch zwischen dem Landrat, den Bürgermeistern der drei betroffenen Gemeinden sowie seiner Person vor einigen Wochen. Demnach sei vereinbart worden, dass es beim Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig eine kommunale Trägerschaft geben soll. Die drei Bürgermeister haben signalisiert, dass sie das Projekt in Eigenregie und unter der Federführung von Timo Ehrhardt voranbringen wollen. Er sei etwas verwundert, dass die Fortschreibung des Projekts erst Anfang des Jahres und nicht wie ursprünglich geplant, im Herbst passieren soll. Er gehe jedoch davon aus, dass das Kapital zur Betreibung des Wind- und Wasserstoffs angesichts steigender Zinsen bereits gesichert sei.

Es sei ein großes Projekt, bei dem Fragen im vorab geklärt werden müssen und dazu benötige man eine gewisse Zeit, sagt Peter Ebertsch. Beispielsweise habe es seit den Informationsveranstaltungen im Frühjahr wegen möglicher Standorte der geplanten 15 Windräder Flächenveränderungen am Rennsteig gegeben, um Wünschen von Bürgern nachzukommen. Die möglichen Standortflächen wurden, so Wulkow, von rund 1.500 Hektar auf 840 Hektar verkleinert. Auch gebe es noch Verbesserungsbedarf bei Verträgen mit den Grundstückseigentümern.

Einer davon ist Karl-Heinz Treuner. Er betont, dass er und die Grundstückseigentümer einen Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig insgesamt befürworten und diesen für notwendig erachten. Daher sollte dieser auch schnell realisiert werden. Allerdings gebe es noch offene Fragen bezüglich der Grunddienstbarkeiten, der Wiederherstellung der Grundstücksgrenzen nach Beendigung der Baumaßnahme. Zudem sei es ihm ein Anliegen, dass beim Bau naturverträgliche Materialien verwendet werden.

Unterstützung bei der Realisierung des Wind- und Wasserstoffparks am Rennsteig erhofft man sich laut Thomas Löffler nun von einem „Windkümmerer“. Mit diesem stellt das Land Bayern den Kommunen Experten zur Seite, um Windprojekte voranzutreiben. Sie prüfen Realisierungsmöglichkeiten bei Windparks neutral und achten darauf, dass die Bevölkerung mit einbezogen wird.

Veronika Schadeck