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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 1/2024
Kirchliche Mitteilungen
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Ein Weihnachtskonzert der besonderen Art: Eine Weihnachtliche Zeitreise

Der Singkreis Tettau präsentierte am 25.12.2023 in der evangelischen Kirche Tettau ein beeindruckendes Weihnachtskonzert, das die Zuhörer auf eine weihnachtliche Zeitreise durch die letzten knapp 1.000 Jahre mitnahm. Das Konzert beinhaltete Lieder, die in Bezug zu Tettau und seiner Geschichte im Herzen Europas gestellt wurden. Beginnend mit der ersten urkundlichen Erwähnung des Bächleins „Tätin“ im Jahr 1194, wurden Lieder aus verschiedenen Epochen vorgetragen und in einen geschichtlichen Kontext gebracht.

Aus der Zeit von 1400-1499 wurden Lieder wie „In dulci Jubilo“ und „Es ist ein Ros entsprungen“ präsentiert. 1487 wurde erstmals das Dorf Langenau (an der langen Au) urkundlich erwähnt. In diese Zeit fallen auch die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und die erste schriftliche Erwähnung eines Christbaumes.

Die Epoche von 1500-1599 brachte Lieder wie „Gelobet seist Du Jesu Christ“ von Martin Luther hervor. 1514, Amerika ist gerade einmal 22 Jahre entdeckt, wird Tettau wird erstmals urkundlich erwähnt als das Dorf „in der Schleiffen“. Unter dem Lehensherrn der Herrschaft Lauenstein, Christoph von Thüna wurde in dem engen Waldtal aus einigen aufgekauften Herdstätten ein Vorwerk errichtet dazu eine Schneidemühle und eine Schenke. 1560 erfolgte der Bau eines herrschaftlichen Jagdschlösschens.

Die Zeit von 1600-1699 war von Ereignissen wie dem 30-jährigen Krieg und der Gründung der Gemeindeteile Oberer Hammer (heute Alexanderhütte), Unterer Hammer (heute Sattelgrund) und, später, des Glasmacherdorfes Kleintettau, geprägt. In dieser Zeit entstand auch die erste evangelisch-lutherische Kirche in Tettau. Es war zunächst ein einfacher Holzbau, der schon nach ca. 40 Jahren erneuert werden musste. 1618, zu Beginn des 30-jährigen Krieges, litt zunächst nur die Wirtschaft, der Handel lag darnieder aufgrund der Kampfhandlungen im ganzen Land. In den Jahren 1633 und 1634 wütete die Pest und zwar überall in der Region, circa 40 % der Bevölkerung fielen ihr zum Opfer! Die Region um Tettau gehörte im 30-jährigen Krieg zum protestantischen Lager von Bayreuth und Brandenburg, während die benachbarten fränkischen Ortschaften zum katholischen Erzbistum Bamberg gehörten. Als Rache für die Belagerung Kronachs durch die Schweden raubten die Kronacher protestantische Dörfer der Rennsteigregion aus und brannten sie nieder. Im Gegensatz zum jetzigen unteren Landkreis gab es im gesamten oberen Landkreis und somit auch in Tettau nie eine Hexenverfolgung. Aus dieser Zeit präsentierte der Singkreis das bekannte Lied von Paul Gerhart: Ich steh an Deiner Krippen hier.

Die Epoche von 1700-1799 brachte unter Mitwirkung von Alexander von Humboldt die Gründung von einem Blaufarbenwerk, Porzellan- und Glashütten sowie die Neugestaltung der Region durch Landestausch- und Grenzverträge, in deren Folge Tettau nun zu Preußen gehörte. 1730 erfolgte der Neubau der Kirche „Ad portam coeli“ in seiner jetzigen Form. Aus diesem Jahrhundert kommt das Lied Tochter Zion von Friedrich Händel, das von Michael Russ auf der Trompete dargeboten wurde.

In der Zeit von 1800 bis 1899 erlebte Tettau schwierige Zeiten. 1803 kam Tettau durch einen Landestausch- und Grenzvertrag vom Königreich Preußen zu Kurfürstentum Bayern. Damit hat das Amt Lauenstein aufgehört zu existieren, es wurde daraus 1804 das Landgericht Lauenstein. 1806 zogen Truppen von Napoleon an Tettau vorbei, die alles plünderten, was sie brauchten, obwohl sie eigentlich Verbündete waren. Der Kommandant vom Sattelpass (war militärisch besetzt) berichtete nach Coburg/Sonneberg: Nichts Neues vorgefallen, nur 25.000 Franzosen durchgezogen. Interessant ist auch, dass in dieser Epoche der Christbaumschmuck aus Glas im benachbarten Lauscha erfunden wurde. Das alte Jagdschlösschen aus den Anfangsjahren Tettaus brannte vollständig ab. Aus diesem Jahrhundert trug der Singkreis Tettau unter anderem das Weihnachtslied schlechthin vor: Stille Nacht, was heute ein immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe Österreichs ist. Dr. Michelle Pechthold und Martin Haussner sangen außerdem das Lied „O holy night“ im Duett.

Im 19. Jahrhundert, insbesondere im Zusammenhang mit den Weltkriegen, erlebte Tettau weitere Umbrüche. Tettau wurden durch den Bau der Lokalbahn Pressig - Rothenkirchen an die Strecke Berlin - München angeschlossen, die „Neue Porzellanfabrik, Gerold Porzellan“ wurde gegründet und unter der Naziherrschaft die Siedlung erbaut. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war geprägt von der Errichtung der innerdeutschen Grenze, die Bahnstrecke wurde wieder stillgelegt und Tettau isoliert. Diese Isolation endete mit der Deutschen Einheit im Jahr 1990. Aus diesem Jahrhundert präsentierte Michael Russ an der Trompete das Lied: Little Drummer Boy und das Duo Dr. Michelle Pechthold und Martin Hausner das Lied: Wunder über Wunder.

Aus dem 21. Jahrhundert wurden schließlich die Lieder „Somebody´s knocking at your door“, „Lichter leuchten hell“, „Let my light shine bright“ und „Macht die Tore auf“ vom Singkreis Tettau mit Band präsentiert

Das Weihnachtskonzert bot somit nicht nur musikalische Darbietungen, sondern auch eine eindrucksvolle Darstellung der Geschichte von Tettau. Die Veranstaltung wurde vom Singkreis Tettau und Band (Matthias Fiedler, Martin Haußner sowie Richard Neubauer) unter der Leitung von Anja Knabner, dem Trompeter Michael Russ und Dr. Michelle Pechthold und Martin Haußner gestaltet. Am Klavier begleitete Antje Kraus. Die geschichtlichen Informationen wurden von Ilona Heimann und Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig zusammengestellt. Durch den Abend führte Harald Müller.

Nach dem Konzert lud der Singkreis Tettau wie jedes Jahr zu Glühwein und Blasmusik von der Tettauer Blasmusik vor der Kirche ein, was den Abend zu einem stimmungsvollen und besinnlichen Ereignis abrundete.

Bericht: Ilona Heimann