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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 12/2023
Vereine und Verbände
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Fulminanter Abschied von Tettaus Festhalle

Mit einer Weltpremiere und einer phantastischen Show lockten die Mitglieder des Theater & Musicalensemble der Neuen Tettauer Theatergruppe Musical-interessierte in die Festhalle. Mit zwei restlos ausverkaufen Aufführungen in Tettau, der die Premiere in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Frankenlandhalle in Ebersdorf bei Coburg vorangegangen war - sowie einem prall gefüllten Gesellschaftshaus in Sonneberg, ist am 12. November der vorerst „letzte Vorhang“ für die Musicalmacher in Tettaus altehrwürdiger Festhalle gefallen. Mit großer Wehmut verabschiedeten sich die über 30 Darsteller von „ihrer Bühne“ die weit über 40 Jahre die Heimat der Tettauer Theaterspieler war und ist. Jedoch stehen noch zwei ebenfalls restlos ausverkaufte Aufführung im Kreiskulturraum Kronach, am 25. und 26. November bevor.

Unter der Ägide von Erika Hähmel erfreute schon die „alte“ Tettauer Theatergruppe über Jahrzehnte die Frankenwaldgemeinde. Mit dem ersten Tettauer Passionsspiel wurde auch die Tür ins Genre Musiktheater erstmals aufgestoßen. Seit 2007 gibt es nun die „Neue Tettauer Theatergruppe“ welche unter der künstlerischen Leitung von Benjamin Baier bereits zwei eigene Weltpremieren und dutzende Musicalshows auf die Bühne brachte. Mit nunmehr 3000 Gästen pro Spielzeit entwickelte sich die Truppe mehr und mehr zu einem professionellen und gefragten Bühnenensemble.

Aus dem Rathaus wurde nun aber mitgeteilt, dass die avisierte Sanierung der Festhalle im Frühjahr beginnen wird und nach derzeitigem Planungsstand im kompletten Jahr 2024 keine Veranstaltungen stattfinden können. Die Suche nach einer alternativen Spielstätte läuft bereits.

Pfarrer Braun - DAS Musical, entstammt aus der Feder von Benjamin Baier. Neben der Story, die ein Mischwerk der bekannten Filmreihe „Pfarrer Braun“ mit Ottfried Fischer in der Hauptrolle darstellt, wurden bekannte Melodien aus Rock und Pop aus den 70iger und 80iger Jahren genutzt. Die Texte, passend zur Story verfasste Dr. Michelle Pechtold, welche selbst als „gesannte Gottes“ und als Gesangssolistin auf der Bühne stand. Der „junge“ Pfarrer Braun - dargestellt von Lucian Treuner - musste sich als Kind schon durchsetzen. Sein Wunsch, Pfarrer zu werden, kam bei seinen Mitschülern nicht sonderlich „cool“ an. Er wurde ausgelacht. Während die anderen Fussball spielen, liest er lieber Texte aus der Bibel.

Einzigartig wurde auch die Rolle der „Rosshauptnerin“, die Haushälterin Pfarrer Brauns, von Nancy Baier verkörpert, welche ebenfalls als Gesangssolistin brillierte. Pfarrer Braun (Benjamin Baier selbst) liebt es als Hobbykommissar Mordfälle aufzuklären. Dies missfällt allerdings seinem Bischof (Hans Kaufmann) und auch dessen sehr strengen Sekretär (Monsignore Anselm Mühlich, gespielt von Felix Kaufmann). Schließlich wird Braun Strafversetzt. Am neuen Wirkungsort stolpert er schon am ersten Tag über einen Mordfall. Auch Kommissar Albin Geiger wurde, mehr oder weniger zufällig, nach Wernigerode „strafversetzt“. Geiger (excellent gespielt von Bernd - Longo - Heinz) wurde beauftrag, abgeschlossene Fälle zu archivieren und stolperte dabei über einen offenbaren Ermittlungsfehler.

Neben ersten ermittlungstaktischen Erfolgen, humoresken Szenen, Dialogen und Liedern folgte aber auch schon die erste emotionale Phase, denn: Pfarrer Braun bekam (s)eine eigene niederschmetternde Diagnose von seinem Hausarzt mitgeteilt. Er habe nur noch wenige Monate zu leben. Im Zwiegespräch mit Gott hatte er sich zunächst noch Zeit erbeten, um diesen Fall noch lösen zu können, was im schlussendlich auch gelang. Doch plötzlich tauchte dann eine weiße gekleidete Frau auf, die er im Laufe seines Lebens zwar schon öfter gesehen hatte, aber eben nie so richtig beachtete. Seine Vermutung, dass er nun wieder versetzt werden wird, wurde nicht bestätigt. Auf die Frage: „Wohin es wohl diesmal gehen würde“, antwortete die Lichtgestalt mit: „nach Hause“.

Pfarrer Braun stirbt und wird von seinem persönlichen Engel, der ihn von Geburt an begleitete und zur Seite stand, in den Himmel geführt. In einem wundervollen Duett zwischen dem weiblichen Schutzengel und Pfarrer Braun endet das Stück sehr emotional und berührend. Dem 30-köpfigen Team es gelungen, ein erstklassiges Musical „auf die Welt zu“ zaubern. Mit stehenden Ovationen und langanhaltendem Applaus dankten die Besucher den Darstellern. Ein älterer Herr aus der Saalmitte ging auf den Hauptdarsteller und Regisseur mit den Worten zu: „Danke für diesen wunderschönen Abend“.

Bericht u. Bilder: Benjamin Baier