Seit mehr als 20 Jahren steht die Neue Porzellanfabrik leer. Nun will mit Wohnraum schaffen, aber dahin sind noch viele Hürden zu bewältigen.
Marktgemeinderatssitzung vom 25.11.2024: Tettau will dem Bevölkerungsschwund entgegenwirken und durch ein neues Wohnungsangebot um Zuzüge werben. Ein Objekt ist bereits gefunden, derzeit werden die Fördermöglichkeiten abgeklopft.
Obwohl Tettau ein Industrieort ist und eine gute Infrastruktur von Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten aufweisen kann, hat die Marktgemeinde seit dem Jahre 1994 dreißig Prozent an Bevölkerung verloren. Mit der Teilnahme am Kommunalmarketing und mit der Schaffung von kommunalem Wohnraum wollen die Verantwortlichen nun versuchen, diesen Trend entgegenzuwirken. Bei der Wohnraumbeschaffung denkt man an die Neue Porzellanfabrik, allerdings ist noch nichts definitiv. Aktuell bemühen sich der Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) und seine Mitstreiter um Fördermittel. Das wurde am Montagabend bei der Jahres-Abschlusssitzung des Gemeinderats deutlich.
Die Wiederbelebung des seit über 20 Jahren leerstehenden Fabrikgebäudes war schon vor rund fünf Jahren ein Thema. Damals wurde bei der Erstellung eines Rahmenplans Grundlagenpläne erarbeitet, Gebäudebestände digitalisiert und ein 3D-Modell zur Variantenentwicklung erstellt. Senioren-Tagespflege, Jugendclub und eine Parkscheune waren im Gespräch. Jetzt laufe es darauf hinaus, so der BfT-Fraktionsvorsitzende Michael Müller, neue und innovative Wohnkonzepte zu erstellen, um europäische Fördermittel abgreifen zu können. Michael Müller erinnerte diesbezüglich an einem konstruktiven Workshop mit Teilnehmern aus allen Fraktionen und Experten. Das Projekt „Neue Porzellanfabrik“ wolle man nun weiterverfolgen.
Einstimmig sprach sich das Gremium für die Teilnahme am Kommunalmarketing aus. Tettau wird somit die siebte Gemeinde im Landkreis sein, die an diesem bundesweit einmaligen Projekt teilnimmt. Das Kommunalmarketing, mittlerweile auch Kommunalentwicklung genannt, wird durch den Projektträger Kronacher Creativ e.V. unterstützt. Es konzentriert sich darauf, besondere kommunale Stärken und Potenziale zu erfassen und weiterzuentwickeln.
Der Vorsitzende von Kronach Creativ e.V., Rainer Kober, sprach davon, dass in den nächsten Jahren noch ein weiterer Bevölkerungsrückgang zu erwarten sei. „Die Lebensqualität und Infrastruktur sind in Gefahr!“. Er wies darauf, dass bereits seit neun Jahren in anderen Gemeinden Erfahrungen gemacht werden konnten. Dabei ging es um Stärken und Schwächen sowie um besondere Werte und Alleinstellungsmerkmale, die jede Gemeinde auszeichnen. Jede der sechs Kommunen habe ihren eigenen Charakter und Geschichte. Gemeinsam mit dem Marktgemeinderat und Bürgern sollen während der Entwicklungsphase konkrete Ziele und zentrale Schwerpunkt formuliert werden.
Ein Förderantrag für eine weitere Bezuschussung der Kommunalentwicklung sei eingereicht. Einen positiven Bescheid erwarte man in rund vier Wochen. Kober wies darauf hin, dass in der Kommunalentwicklung insbesondere auch die Wohnraumbeschaffung einen hohen Stellenwert einnimmt. In den teilnehmenden Gemeinden wurden deshalb Immobilienlotsen eingeführt. Für Immobilienbesitzer, die sich mit den Gedanken tragen, ihre ungenutzte Wohnung wiederzubeleben, stehe auch eine Sanierungserstberatung zur Verfügung. Ein Beratungsgutschein in Höhe von 1.000 Euro (bei einer Eigenbeteiligung von 100 Euro) kann bei der jeweiligen Gemeinde unter bestimmten Voraussetzungen beantragt werden.
Den Anteil, den die Gemeinde bei der Teilnahme am Kommunalmarketing leisten müsse, sei überschaubar, so der Bürgermeister. Wichtig sei aber, die Bevölkerung mit im Boot zu haben. „Wir müssen können und wollen, dann können wir Gutes erreichen“. In diesem Zusammenhang hob er auch die Bedeutung des Ehrenamts hervor. „Wenn dieses fehlt, dann nützen auch die schönsten Konzepte nichts, dann ist kein Leben in einer Gemeinde, dann ist alles tot.“ Ebertsch würdigte die Leistungen von Kober so: „Du bist ein Macher allerersten Grades!“.
Ein weiterer Punkt war die Reduzierung des Grundsteuer-Hebesatzes, für den sich das Gremium ohne Gegenstimme aussprach. Wie bereits bekannt, darf ab Januar 2025 die alte Grundsteuer, die nach Einheitswerten berechnet wurde, nicht mehr erhoben werden. Bei der Festlegung der Steuer dient nun ein Flächenfaktormodell in Bayern. Dies hat meistens für die Grundstücksbesitzer eine Verteuerung der Grundsteuer zur Folge. Die Marktgemeinde Tettau hat nun ihre Grundsteuerhebesätze A und B auf einheitlich 190 v. H. festgelegt, um die Preiserhöhungen, die das neue Berechnungsmodell mit sich bringt, zu kompensieren. Bisher lagen die Hebesätze bei 365. v. H. für A, und 350 v. H. für B. Es wurde aber betont, dass künftig Anpassungen nicht auszuschließen sind.
Willi Güntsch (SPD/ZMT) fragte wegen dem kleinen Windpark in Langenau l (wir berichteten), nach dem Termin einer Bürgerbefragung. „Wir brauchen erst Zahlen, Daten und Fakten“, wiederholte der Bürgermeister. Erst dann werde eine Befragung durchgeführt. Er betonte auch wiederum, dass der Markt Tettau beim Aufbau von Windrädern als Eigentümer der dafür ins Auge gefassten Flächen, bis zum Schluss Einfluss auf dieses Projekt nehmen könnte.
Am Schluss der Sitzung bedankte sich die Fraktionsvorsitzende der SPD/ZMT, Anika Kappelt, beim Gremium für das Miteinander. Auch wenn manchmal unterschiedliche Meinungen waren, alle Gemeinderatsmitglieder hätten versucht, das Beste für ihre Kommune herauszuholen. Dem konnte ihr Kollege Michael Müller (BfT) nur zustimmen. Zuvor äußerte sie aber den Wunsch, die „mobile Jugendarbeit“ im Auge zu behalten.