Der evang.-luth. Kindergarten „Regenbogen“ in Tettau platzt aus allen Nähten. Die HEINZ-GLAS Gruppe geht mit der Errichtung eines Betriebskindergartens, der auch für die Kinder der Marktgemeinde geöffnet wird, neue Wege, um dem steigenden Bedarf an Kindergartenplätzen gerecht zu werden.
Tettau/Kleintettau- Die Mamas oder Papas fahren ihre Kinder zu Beginn ihrer Frühschicht zum Kindergarten. Während sie ihren Nachwuchs gut betreut wissen, gehen sie beruhigt ihrer Arbeit in unmittelbarer Nähe zur Kita nach. Aufgrund der Nähe können sie auch in der Mittagspause gemeinsame Zeit verbringen, bevor sie ihre Kinder am Nachmittag wieder mit nach Hause nehmen. Ein Wunsch vieler Eltern, den HEINZ-GLAS wahr werden lassen möchte, durch die Errichtung eines Kindergartens in Kleintettau, der - als erster seiner Art im Landkreis Kronach - durch die zukünftige Zugehörigkeit zur Firma HEINZ-GLAS als Betriebskindergarten geführt wird.
„Das Thema Betriebskindergarten hatten wir eigentlich schon länger im Kopf. Ausschlaggebend war dabei vor allem der Gedanke, die Öffnungszeiten an die Arbeitszeiten möglichst vieler unserer Mitarbeiter anzupassen“, erzählt Carletta Heinz. Nachdem immer mal wieder bei den Beschäftigten gestartete Umfragen kaum auf Resonanz gestoßen seien, wurde überraschenderweise bei der letzten Abfrage Anfang 2023 ein Bedarf von 47 Kindern gemeldet. Mit dieser Rückmeldung wandte sich Carletta Heinz an Theresa Zipfel, Leiterin des Kindergartens „Regenbogen“ in Tettau, wo man derzeit aus Platzgründen eine Containerlösung in Anspruch nehmen muss.
„Es war uns von Anfang an wichtig, keine Konkurrenzsituation zu schaffen, sondern gemeinsam die beste Lösung für alle zu finden“, betont die Geschäftsführerin. In Gesprächen mit der Trägervertretung des zuständigen evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Michelau kristallisierte sich das bisherige Konferenz-Center der Firma HEINZ-GLAS in der Glasmeister-Heinz-Straße, welches zum Teil als Wohngebäude genutzt wird, als neuer Standort heraus. Das stattliche Gebäude inmitten des Wohngebiets in Kleintettau ist nur wenige Gehminuten vom Betriebsgelände entfernt; ebenso vom betriebseigenen Glascafé und auch vom örtlichen Bäcker. Das Gebäude soll entsprechend umgebaut und umfunktioniert werden und im Anschluss als Betriebskindergarten dienen, welcher für alle Kinder der Mitarbeiter und auch für alle Kinder in der Gemeinde zugänglich sein wird.
„Wir wollen die bestmögliche Betreuungssituation für unsere Kinder“, betont Tettaus Bürgermeister Peter Ebertsch. Um dem Bedarf gerecht zu werden, konnte man mit vielen Anstrengungen und dem Engagement von Kommune, Kirchengemeinde und Landratsamt zum September 2022 eine auf zwei Jahre befristetet Container-Lösung als Ausweichquartier an der bestehenden Kita installieren. Für den Vorschlag von Carletta Heinz der Einrichtung eines Betriebskindergartens zeigt er sich ebenso dankbar wie Dekan Dr. Markus Müller. Der geschäftsführende Pfarrer des Tettauer Winkels erachtet den Vorschlag von HEINZ-GLAS als Ausdruck von Philanthropie, wofür entsprechend viel Geld in die Hand genommen werde. Das pädagogische Konzept der neuen Kita werde selbstverständlich auch in Zukunft durch christliche Werte geprägt und Kinder aller Konfession weiterhin herzlich willkommen sein.
Rainer Mattern, Geschäftsführer der Gesamtkirchenverwaltung Coburg, berichtet von einem sehr gut laufenden Betriebskindergarten in Coburg, für den die evangelische Kirche ebenfalls als Träger fungiert. Im Gegensatz hierzu stehe aber der Kindergarten in Kleintettau nicht nur den Beschäftigten des Unternehmens offen, sondern der ganzen Bevölkerung. Vorstellbar seien gemeinsame Aktionen mit den Eltern wie zum Beispiel Yoga in der Mittagspause und natürlich soll auch das Thema Glas eine Rolle spielen. Für die Kinder von Betriebsangehörigen übernimmt HEINZ-GLAS 90 % des Kindergartenbeitrags. Dabei geht man aktuell von Kosten in Höhe von insgesamt rund 300.000 Euro pro Jahr aus - nach Meinung der Geschäftsführerin „gut investiertes Geld“. Gerne gebe man auch über diesen Weg den Beschäftigten wieder etwas zurück; zeichneten diese doch maßgeblich für den unternehmerischen Erfolg mit verantwortlich. Im Fokus stehe die Unterstützung des Kindeswohls im Allgemeinen und eine damit verbundene gute Betreuungssituation in der Marktgemeinde. Die Öffnungszeiten des Betriebskindergartens sollen so gut wie möglich auf die Kernarbeitszeiten des Unternehmens abgestimmt sein, sodass die Eltern Zeit und zusätzliche Wege sparen können. Für die Eltern ergeben sich durch das neue Konzept keine Mehrkosten. Im Gegenteil. Profitieren sollen alle.
Wichtig im neuen Konzept ist auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Kinder können im Kindergarten frühstücken und auch zu Mittag essen. Eingekauft werden soll lokal. Das Essen wird für alle Kinder von einer von Carletta Heinz in Errichtung befindlichen Stiftung mitfinanziert. Angelehnt an den Firmennamen wird der Betriebskindergarten voraussichtlich „Heinzelmäuschen“ heißen.
„Das ist eine Win-Win-Situation für alle“, verdeutlicht die Fachaufsicht für Kindertageseinrichtungen, Michaela Schneider, vom Kreisjugendamt am Landratsamt Kronach. Gerade für die Marktgemeinde Tettau stelle das Angebot einen wichtigen Standortfaktor dar. Im Landkreis gebe es bereits im BRK-Kreisverband Kronach eine Kita. Ein solcher Kombi-Betriebskindergarten wie in Kleintettau wäre aber der erste seiner Art. In der Vergangenheit habe es immer wieder mal Vorstöße von ansässigen Firmen gegeben, die jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht zustande gekommen seien. „Ich finde das toll, dass wir jetzt im Landkreis ein solches Modellprojekt starten können“, würdigt sie den Mut aller Beteiligten. Auch der Landrat stehe voll und ganz hinter dieser weitsichtigen Entscheidung.
Erfreulicherweise seien, so Theresa Zipfel, auf die Stellenausschreibung für neue Betreuungskräfte als Erweiterung für das Team schon einige Bewerbungen eingegangen. „Wir freuen uns sehr auf die neue Herausforderung und mitzuhelfen, ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis zu schaffen. Wir sind supermotiviert und haben richtig Lust, gemeinsam etwas Neues aufzubauen“, bekundet die Kindergartenleiterin, die sich von der wunderschönen Villa mit dem herrlichen Garten begeistert zeigt.
In der Marktgemeinde freut man sich indes sehr über den - sicherlich in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehenden - Baby-Boom. Das neue Angebot, das man der Bevölkerung biete, sei - so Peter Ebertsch - schon besonders. Es gebe Familien in Großstädten mit drei Kindern, die alle verschiedene Kindergärten besuchten und deren Eltern nur mit Fahren beschäftigt seien. Gleichzeitig bleibe durch die Kita die Wertschöpfung vor Ort; Einkäufe für die Einrichtung sollen möglichst in der Marktgemeinde getätigt werden. „Es gibt hier nur Gewinner. Dieser Weg ist die bestmögliche Möglichkeit, dem demografischen Wandel entgegenzutreten“, appelliert er. Dank gebühre in diesem Zusammenhang auch seinem Gemeinderat, der einstimmig der Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung zugestimmt hatte. Demnach wurden für die Marktgemeinde und das Unternehmen 140 Kindergartenbedarfsplätze ermittelt, davon 36 Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren.
Für die bauliche Umsetzung rechnet man mit rund zwei Jahren. Man hofft, dass Mitte/Herbst 2025 alle Kinder ihr neues Domizil beziehen können. Aktuell geht es - so Sandra Ziegler von der Trägervertretung - vor allem um die Gestaltung der konzeptionellen Arbeit, wobei man sich ebenfalls auf einem sehr guten Weg befinde. hs
Carletta Heinz, Rainer Mattern, Moritz Bauer (Pressesprecher Heinz-Glas), Dekan Dr. Markus Müller, Sandra Ziegler, Bürgermeister Peter Ebertsch, Michaela Schneider und Theresa Zipfel freuen sich auf den neuen Betriebskindergarten (Bild:Heike Schülein).
Luftbildaufnahmen der Neuen Villa als künftiger Standort des Heinz-Glas Betriebskindergartens.
(Bild: Matthias Förtsch/HEINZ-GLAS).