Es war eine richtige Bürgerversammlung, denn Bürgermeister Peter Ebertsch teilte innerhalb von 30 Minuten den Anwesenden die wesentlichen Entwicklungen der Marktgemeinde Tettau mit. Danach hatten die Bürger in der vollbesetzten Festhalle das Wort. Dabei wurde deutlich, dass die Maßnahmen für die Bewältigung der Energiewende auf kommunaler Ebene umstritten ist. Diskussionen gab es zudem wegen der Erhöhung der Wasser- und Abwasserpreise.
„Die Solidarität und der Zusammenhalt im Markt Tettau haben meinem Empfinden nach nicht nachgelassen“, so der Bürgermeister. Er lobte die Bürger, die sich ehrenamtlich einbringen, denn ohne deren Engagement wäre die Kommune um vieles ärmer. Trotz Corona, Ukrainekrieg, Handelsbeschränkungen seien viele Projekte vorangetrieben beziehungsweise zu Ende gebracht wurden. Als Beispiele nannte der Bürgermeister unter anderem verschiedene Straßenbaumaßnahmen, Planungsleistungen im Hinblick auf die Sanierung der Festhalle Tettau, den Pump-Track, der mittlerweile auch Jugendliche aus dem Kronachtal anzieht. Weiterhin sprach er von umfangreichen Erneuerungen der Wasserversorgung etc. Trotz dieser Maßnahmen sei die Verschuldung des Marktes wie bereits in den Vorjahren rückläufig.
Bezüglich der Realisierung des Windparks am Rennsteig, der Bürgerumfrage im Vorfeld, der Gründung einer kommunalen Projektgesellschaft im Zuge dessen, die Steinbach, Tettau und Ludwigsstadt vier Windräder von insgesamt 15 erworben haben, sprach er von einem Vertrauensvorschuss der Bevölkerung. „Es ist für mich als Bürgermeister fast eine Bürde, diesem nachzukommen.“
Das Vorhaben „kleiner Windpark“ in Langenau ruhe vorerst. „Wir warten bis der Windpark am Rennsteig steht, dann machen wir eine Bürgerbefragung.“ Ebertsch ging zudem auf dem Solarpark in Langenau ein. Ursprünglich seien 15 Hektar dafür vorgesehen gewesen. Immer wieder seien die Flächen angepasst und letztendlich auf 5,8 Hektar reduziert wurden. Die Bürger werden dadurch in den Genuss des Bürgerstroms zu einem festen Preis für 20 Jahre kommen. „Was Besseres kann den Bürgern nicht passieren!“
Die Erhöhung der Abwasserpreise und Wasserpreise zum Jahreswechsel 2024/2025 sprach er „Investitionen im Millionenbereich“. Es gebe wenig Ermessungsspielraum, da diese Versorgungseinrichtungen „verpflichtend kostendeckende Einrichtungen sind und über Gebühren und Beiträge erhoben werden müssen“. Im Vorfeld gab es einen externen Kalkulator. Und: „Die Erhöhung ist keinem im Gemeinderat leichtgefallen!“
Der Bürgermeister sprach zudem den Generationenpark in Tettau an, der sich großer Beliebtheit erfreut. Beim Ausbau des Radweges zwischen Alexanderhütte und Schauberg bleibe er „weiterhin am Ball“. Wohlwollend sprach er sich über das Verbot für Motorradfahrer an Wochenenden bei der „Rennstrecke Schauberg - Judenbach“ aus.
Er ging zudem auf das klimafreundliche und soziale Engagement seiner Gemeinde ein. So werden seit 2019 verschiedene Bäume im „Zukunftswald“ gepflanzt, um deren Klimaresistenz zu erkunden. Bei jedem Neubürger zahle die Gemeinde 250 Euro als Willkommensgeschenk. Zudem werden die ersten vier Kindergartenmonate bezahlt. In diesem Zusammenhang dankte er auch der Stiftung, die einen großen Teil der Beiträge übernimmt. Sein Dank galt auch der Industrie, dem Handel und Handwerk. Und er warb um Verständnis für die kommunalen Entscheidungsträger: „Wir haben in dieser unruhigen Zeit eine hohe Verantwortung. Wir müssen Stellung beziehen gegen unrealistische Vorstellungen und Unvernunft.“
Für Guido Hammerschmidt waren die Energiekosten der Kläranlage zu hoch zudem sei die Photovoltaikanlage, die unmittelbar an das Dorf grenzt, kein schöner Anblick. Ebertsch wies auf die alten Porzellanhütten in Tettau und die Glashütten hin und meinte: „Das ist auch kein schöner Anblick!“ „Das könne man nicht vergleichen!“, so Uwe Klemm. Die Industrie gebe es seit mehr als hundert Jahren in Tettau. Jeder Zuzügler habe gewusst, dass in der Nähe Industrieanlagen sind. In Langenau sei ein Solarpark nicht vorhersehbar gewesen. „Und jetzt bekommen wir noch eine Mauer vorgesetzt!“ Die Bürger haben mit dem günstigen Strom einen Benefit. Und: „Wir als energieintensive Gemeinde sind verpflichtet, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten“, entgegnete Ebertsch. Inge Eichhorn sorgte sich um die Bürger angesichts der enorm gestiegenen Wasser- und Abwasserpreise um alleinstehende Rentner mit geringem Einkommen. „Wie sollen diese das Geld aufbringen?“ Diesbezüglich wies Ebertsch auf die vorhandenen Stiftungen der Kommune hin, bei der Bürger entsprechende Anträge in der Gemeinde stellen können.
Kritik gab es vom Bäckermeister und langjährigem Kommunalpolitiker Hubert Ruß. Er sprach von „einem Stillstand in der Gemeinde.“ Unter anderem kritisierte er den Service bei den heimischen Banken, die Kindergartenneuausrichtung in Kleintettau und die damit verbundene Schließung des Kindergartens in Tettau. Die Containerlösung für den Kindergarten, die monatlich mit 7.000 Euro an Mietkosten verbunden ist. Weiterhin kritisierte er den Zustand der Schule, den Wohnungsmangel und die mangelnde Unterstützung der Gemeinde für die heimischen Vereine. „Die kulturelle Vielfalt ist kaputt gemacht worden!“
„Wenn jemand Wahrnehmungsstörungen hat, dann lass ich dies unkommentiert“, antwortete der Bürgermeister. Er stellte klar, dass die Kommune die Vereine unterstütze. Aber: „Es wird nicht passieren, dass der Markt Tettau Werbebroschüren für deine Bäckerei finanziert!“
Bezüglich des neuen Betriebskindergartens in Kleintettau, der künftig für alle Kinder des Marktes Tettau zugänglich sein wird, dankte Ebertsch der Unternehmerin Carletta Heinz (wir berichteten). Man sei sich mit der evangelischen Kirche einig. Ebertsch hob die Vorteile des Betriebskindergartens hervor. Demnach ist keine Ausschreibung und Raumprogramm hotwendig, bei Personalfragen sei mehr Flexibilität vorhanden.
Schließlich erklärte der „Unternehmer-Rentner“ und Gemeinderat Carl-August Heinz, dass es der Gemeinde mehrere Stiftungen gebe. Die Ludwig-Philipp-Heinz-Stiftung sei im Jahre 1961 für Bedürftige errichtet worden. Die CAH-Heinz Stiftung kümmere sich um Dinge, die die Gemeinde nicht leisten könne. Zudem gebe es auch eine Bürgerstiftung.