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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 6/2023
Vereine und Verbände
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Elly Schweigert macht Vorführungen

Kleintettau – Jeden ersten Samstag im Monat gibt es im Europäischen Flakonglasmusem in Kleintettau eine Besonderheit. Dann nämlich kann man einer Glasbläserin aus Lauscha bei der Arbeit zuschauen und einen Eindruck bekommen, wie die bekannten Glaskunstwerke entstehen.

Ganz konzentriert nutzt Elly Schweigert die Glasstäbe und die Flamme, um diesmal kleine Pinguine und Dinosaurier für die jüngsten Gäste im Europäischen Flakonglasmuseum zu zaubern. Unter den Gästen ist auch die kleine Luise, die im Bamberger Raum wohnt, aber mit ihren Großeltern, die in Marktrodach wohnen, den Vorführsamstag nutzt. Ganz geduldig verfolgt sie, wie Elly Schweigert zunächst den Körper des antarktischen Vogels fertigt. Dazu wird ein Stück von einem Glasschaft abgebrannt und auf die sogenannte Handhabe gesteckt. Dann wird er weiter erhitzt, anschließend Flossen und Schwanz und zum Schluss der Kopf hinzufügt. Für die unterschiedlichen Farben hat sie unterschiedliche Glasstäbe, die bei 700 bis 900 Grad schmelzen. Der rote Glasstab ergibt nach dem Erhitzen beispielsweise die Farbe schwarz.

Schließlich ist es soweit und Luise kann den Pinguin, der von Elly sorgfältig verpackt wird, in Empfang nehmen. Die Großeltern zahlen und Luise strahlt und ist glücklich. „Das war schön. Der erhält einen Ehrenplatz in meinem Zimmer“, sagt sie. Auch Elly Schweigert freut sich. Wie ist das eigentlich, wenn einem die Leute beim Arbeiten über die Schulter schauen? „Am Anfang war ich nervös“, gesteht sie, „aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran. Es ist auch schön, sich mit den Leuten zu unterhalten. Viele stellen Fragen, die ich gerne beantworte. Aber oft merke ich es gar nicht, wenn jemand dabei steht, weil ich in die Arbeit vertieft bin“. Dann ist Elly im Flow mit dem Glas und den Flammen. Der Beruf des Glasbläsers ist ein anerkannter Ausbildungsberuf, spezialisiert in verschiedenen Fachrichtungen, wie Glasapparatebau, Kunstglasgestaltung, Christbaumschmuck, Kunstaugenherstellung etc. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Für Elly ist es der Traumberuf. Wenn sie in zwei Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen hat, könnte sie sich vorstellen Glaskunstwerke aus dem Fantasy-Bereich zu machen. „Ich mag Fabeltiere wie Zentauren oder Wendigos. Da kann man mit Glas sehr gestalterisch sein, aber auch normale Tierfiguren fertigen“. Worauf kommt es bei dem Beruf an? „Auf das Timing. Man muss langsam arbeiten, aber nicht zu langsam. Glas braucht Zeit, bis es weich ist. Man braucht die Geduld, bis das Glas die richtige Viskosität hat. Bei der Verarbeitung entsteht nämlich auch eine gewisse Spannung im Glas“, antwortet sie und fügt hinzu: „Und man braucht Vorstellungvermögen und Kreativität, wobei die oft von ganz alleine kommt“. Im Europäischen Flakonglasmuseum ist sie gerne. Sie findet es wichtig, dass die Glasmachetradition in der Region vermittelt wird, in Kleintettau genauso wie in der Lauscha. Dabei befruchten sich die beiden Einrichtungen gegenseitig: „Bei uns in Lauscha waren schon Leute und haben gesagt: `Ich bin hierhergekommen, weil ich das in Kleintettau gesehen habe`. Und sicherlich gibt es das auch umgekehrt.“

Da ist das neue Kombiticket, das man seitens des Europäischen Flakonglasmuseums und des Glascafés gemeinsam mit der Farbglashütte seit Anfang Mai für 15 Euro anbietet, ideal. Durch den Erwerb erhält man diverse Vergünstigungen und Andenken beim Besuch dieser Lokalitäten. Aber nicht nur im touristischen Bereich arbeiten die Glasmacher zusammen. Man ist generell eine Gemeinschaft. Das merkt Elly Schweigert bei den Glasfestivals oder Glasbläsertagen: „Der Zusammenhalt unter den Glasbläsern ist schön. Der fachliche Austausch mit älteren Kollegen aus der Glasmacherzunft ist eine echte Bereicherung. Man hilft sich gegenseitig und zeigt Techniken und gibt dem Anderen Tipps, wie man etwas besser machen kann“.

So freut sich Elly schon heute auf den kommenden Vorführsamstag am 1.Juli, wenn sie wieder vom reichen Erfahrungsschatz des Windheimer Glasmachers Armin Fehn profitieren kann.

Bericht: Peter Fiedler

Infokasten Farbglashütte Lauscha

Mit ihrer 157-jährigen Hüttengeschichte ist die Farbglashütte das Herz der Glasbläserstadt Lauscha. Im mittelständischen Unternehmen Farbglashütte Lauscha GmbH, das insgesamt 35 Mitarbeiter beschäftigt, wird seit 1853 manuell auf traditionelle Weise Glas hergestellt und gehandelt. Auch heute noch werden in der Farbglashütte in spektakulärer Handarbeit Röhren und Stäbe für das weiterverarbeitende Gewerbe produziert.