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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 7/2024
Nachrichten aus dem Rathaus
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Bericht zur Bürgerversammlung, Windpark Langenau

Der geplante kleine Windpark in Langenau auf der Wolfshöhe sorgte am Dienstagabend für kontroverse Diskussionen bei der Informationsveranstaltung in der Festhalle. Dabei zeigten sich die Anwesenden in der Mehrheit verunsichert und von der Politik getäuscht, obwohl der Projektierer Erik Vorlaufer von der Firma VWPA GmbH & Co.KG aufschlussreich und sachlich über das Projekt berichtete. Sowohl er als auch der Bürgermeister betonten mehrmals, dass beim kleinen Windpark noch nichts „in trockenen Tüchern“ sei. „Wir befinden uns am Anfang eines Marathonslaufs und sind noch nicht losgelaufen“, so Peter Ebertsch.

Nur knapp zu einem Drittel war die Halle besetzt. Peter Ebertsch erläuterte den aktuellen Sachstand. Demnach hat der Markt Tettau im vergangenen Jahr beschlossen, die von der Regierung von Oberfranken festgesetzte Potenzialfläche auf dem Gebiet zwischen Schauberg, Buchbach und Langenau als mögliches Vorranggebiet für Windkraftanlagen zur Ausweisung zu beantragen. Das angedachte Projekt wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinden Steinbach und Tettau vorgestellt. Zusätzlich wurden die betroffenen Grundstückseigentümer informiert. In der Bürgerversammlung fand wenige Woche später eine Präsentation durch den Projektierer statt. Dabei konnten zahlreiche Fragen wie die zu erwartende Schallentwicklung und Schattenwurf der Windkraftanlagen sowie Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger und Industrie diskutiert und beantwortet werden. Auch folgten einige Interessierte der Einladung der Geschäftsführung von VWPA nach Uffenheim, um dort Windräder zu besichtigen.

Bis der kleine Windpark realisiert werden kann, so Vorlaufer, seien noch viele Schritte notwendig. Die Flächensicherung, Planung Genehmigung und den Bau der Anlagen würde die Firma Vorlaufer übernehmen. Wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind und alle Zahlen vorliegen, sollen die Bürger über ein von der BaFin geprüftes Verkaufsprospekt über eine Beteiligung am kleinen Windpark informiert werden. Der Bürgermeister ergänzte, dass es - im Gegensatz zum Windpark am Rennsteig - ausschließlich ein Bürgerwindpark werden solle. Die Firma Vorlaufer beanspruche keine Beteiligung an dem Projekt.

Erich Vorlaufer erklärte, warum das Projekt am Rennsteig etwas Besonderes ist. Er stamme selbst aus einem ländlichen Raum und möchte diesen ohne Einflussnahme großer Investoren stärken. Nach seiner Überzeugung sind Bürgerwindräder nur dann echt, wenn die Bevölkerung direkt und mehrheitlich beteiligt ist. Sei dies nicht der Fall, könne ein großer Konzern die Windräder bauen und betreiben und das Geld fließe wieder in dessen Standort zurück. Die betroffenen Gemeinden gingen dann leer aus.

Vorlaufer sprach von maximal drei Windrädern mit einer Gesamthöhe von jeweils 250 Metern, die in Langenau entstehen könnten. Der Flächenbedarf läge bei drei Hektar und es könnten rund 14 Millionen Kilowattstunden erneuerbarer Energien pro Jahr erzeugt werden. Im Vergleich: Um die gleiche Energiemenge mit einer Photovoltaikanlage zu erzeugen, müssten 14 Hektar an Flächen zur Verfügung gestellt werden.

Von den Zuhörern kamen Fragen wie beispielsweise, warum werden die Windräder nicht in Kleintettau gebaut? Warum werden die drei Windräder nicht beim Windpark am Rennsteig integriert. Wie ist mit Schatten- und Schalleinwirklungen? Hier gebe es gesetzliche Vorgaben und technische Möglichkeiten, diese Problematik in den Griff zu bekommen, so Vorlauter. Und so der Bürgermeister, laut Planungsverband Oberfranken West käme nur diese eine Fläche auf Tettauer Gebiet infrage.

Renate Neubauer machte ihren Ärger Luft. Vor zwei Jahren habe sie sich in der Unterschriftenaktion für einen Windpark mit 15 Windrädern am Rennsteig ausgesprochen. Damals hieß es, diese seien wichtig wegen der Glasindustrie und Arbeitsplatzsicherung - mittlerweile sei zu hören, die Industrie habe davon keinen Nutzen. „Wo ist ein ehrliches Wort?“ Und von Sandra Fröba war zu hören: „Ich bin da, weil ich das verhindern will!“

„Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, so Michael Neubauer aus Buchbach. Auch kritisierte er, dass es nicht korrekt sei, in Lesebriefen die Bürger mit dem Verlust von Arbeitsplätzen zu verängstigen. Der Obmann von Tettau sprach von einem „Minderheitenschutz“ und vom Verlust von Ertragsflächen. Letzteres wollte Erik Vorlauter nicht im Raum stehen lassen. „Wo erzeugen Windräder Ertragsverluste?“

Anwesend war auch Matthias Engel aus Sonnefeld. Er wies auf die Probleme der Windparks in Sonnefeld und Hain hin. Die Anwohner würden in Sonnefeld regelrecht beschallt. Mittlerweile fanden neun Messungen statt, auch sei man vor Gericht gegangen - aber nichts passiere. Mittlerweile wisse er von 17 Windparks, wo es Probleme mit Anwohnern gebe - aber der Gesetzgeber schreite nicht ein.

Ihre Situation ist bedauerlich, so der Bürgermeister. „Aber wir machen das nicht so!“. Er wies darauf hin, dass die VWPA kein Konzern, sondern ein Familienbetrieb sei. Und Vorlaufer ergänzte, dass sein Unternehmen immer versuche Probleme vor Ort zu lösen. Eine Lanze für VWPA brach Vinzenz Jungkunz. Er war vor Wochen der Einladung des Unternehmens nach Uffenheim gefolgt. Er hätte sich gewünscht, dass dieses Unternehmen auch den Windpark am Rennsteig betreiben würde, „die VWPA GmbH ist top!“

Peter Ebertsch wies darauf hin, dass der Betreiber des Windparks am Rennsteig, die CPC Germania, sich vorab die Flächen gesichert habe. Er würdigte es als eine große Leistung, dass die drei Kommunen Tettau, Steinbach und Ludwigsstadt vier von den 15 Windrädern in Eigenregie betreiben werden. Rund 40 Millionen an Kapital müssen die Kommunen dafür aufbringen. Bei der Frage nach der Finanzierung wies Ebertsch darauf hin, dass genügend Kreditgeber dafür bereit seien.

„Die Windräder in Langenau werden uns gehören“, so Gemeinderat Michael Müller. Als es vor zwei Jahren um den Windpark am Rennsteig ging, wollten die Unternehmen keine eigenen Windräder. Mittlerweile habe sich die Gesetzeslage geändert, so dass es für die energieintensive Firmen schon wegen dem Kauf von CO2-Zertifikaten attraktiv sei, Windräder zu betreiben.

Den Vorwurf mangelnder Transparenz und dass die Bürger vom Vorhaben des Windparks in Langenau „überfahren“ werden, widersprachen Müller und auch der Bürgermeister mit Vehemenz. „Das ist eine Unterstellung“, so Ebertsch. Und: „Ich habe es satt, zwischen den Mühlen zu stehen“. Er wies darauf hin, dass der Freistaat Thüringen beantragt habe, das Grüne Band als Weltkulturerbe auszuweisen. „Wenn das passieren sollte, wäre das Projekt dahin!“ Der Bürgermeister richtete seinen Appell an die Gesellschaft, sich wegen erneuerbarer Energien nicht spalten zu lassen. „Das Ganze ist es nicht wert, dass wir auf Kriegsfuß miteinander stehen!“ Werner Heimann bekannte sich als Windkraftbefürwortet. Er appellierte an die Bürger, Vertrauen in die Politik und den Staat zu haben.

Am Ende konnte eine Frage nicht beantwortet werden. Wie bereits berichtet, entstehend in den Rennsteiggemeinden auf einer über 100 Hektar umfassenden Fläche Photovoltaikanlagen. Hinzu kommen die geplanten Windräder. Die dafür notwendige Infrastruktur für Speicherung und Transport ist noch nicht gegeben. Erika Vorlaufer sprach von einem großen Problem, das bisher nicht gelöst ist. Die Frage von Peter Grüdl, ob denn ein Netzbetreiber bei einer Überbelastung der Netze Anlagen außer Kraft setzen könnte, wurde bestätigt. Nach welchen Kriterien man dabei vorgehe, darauf gab es wiederum keine Antwort.

Bericht: Veronika Schadeck