Im 100-Seelen-Örtchen Schauberg kennt jeder jeden. Die kleine Dorfgemeinschaft ist intakt und wird in verschiedenen Vereinen gelebt und zelebriert. Seit vergangenem Samstag ist der Tettauer Ortsteil nun neben dem Gasthaus Steiner um einen Treffpunkt reicher. Das neue Dorfgemeinschaftshaus wurde feierlich eingeweiht - mit reichlich Musik, Festreden und den besten Segenswünschen für den Schauberger Zusammenhalt.
„Heute wird ein neues Kapitel der Schauberger Dorfgeschichte aufgeschlagen. Das neue Dorfgemeinschaftshaus bietet nicht nur Raum für die Schauberger, sondern stiftet Verbindung - zwischen Generationen, zwischen Vereinen, zwischen Nachbarn und Freunden“, eröffnete Peter Ebertsch, 1. Bürgermeister des Marktes Tettau, die Festveranstaltung in der Schauberger Nachmittagssonne am Samstag. Zahlreiche Dorfbewohner sowie geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft hatten zur Einweihungsfeier das erste Mal im neuen Gemeinschaftsraum Platz genommen. Hinter dem Rednerpult hatten die Mitglieder des Finkensteiner Stammtisches Position hinter der nagelneuen Theke bezogen, um die Gäste mit Kaffee und kalten Getränken zu versorgen. Passend zur Premiere setzte der Musikverein Schauberg dann den musikalischen Startschuss für den Festakt.
Peter Ebertsch ging in seiner Rede auf den Werdegang des eingeschossigen Dorfgemeinschaftshauses ein, dessen Neubau 2023 begann. Im Zuge der Dorferneuerung und deren Initiative zur Leerstandsbeseitigung im ländlichen Raum erwarb der Markt Tettau zwei Grundstücke mit zwei verwahrlosten Gebäuden in der Schauberger Talstraße und riss diese in den Jahren 2022 und 2023 ab. Der ursprüngliche Plan, ein Gebäude zu sanieren und das Dorfgemeinschaftshaus in das bestehende Haus zu integrieren, scheiterte, da der Untergrund keine ausreichende Tragfähigkeit bewies. Somit wurde ein Ersatzneubau auf dem einen Grundstück mit ausreichend großem Außenbereich auf dem benachbarten Grundstück zum Mittel der Wahl. Ebertsch hob zudem die vorbildfähige Energiebilanz des neuen Gebäudes hervor: „Das Haus läuft energietechnisch gesehen komplett autark. Mit einer Wärmepumpe verbunden mit einer Solaranlage und einem Speicher sind wir energietechnisch optimal aufgestellt. Mithilfe vieler helfender Hände und starker Partner haben wir somit einen Schandfleck im Ortsbild verschwinden lassen und diesen in einen Ort des Miteinanders verwandelt.“ Die Umsetzung des Projektes blieb bis zuletzt dennoch herausfordernd, da beispielsweise für die Gestaltung der Außenanlagen erst keine Angebote eingingen und sich auch bei anderen Bauabschnitten Verzögerungen in der Umsetzung ergaben. Bis kurz vor der Einweihungsfeier wurde noch fleißig gewerkelt und Hand für den Feinschliff angelegt. So hofft der Tettauer Bürgermeister auf „viele tatkräftige Mitmacher und Mutmacher und auf weniger Miesmacher“ und spielte damit auf einige abfällige Bemerkungen und kritische Stimmen in Bezug auf das neue Gebäude an.
Mit von der Partie war am Samstag auch Regierungsvizepräsident Thomas Engel. Er lobte im Besonderen die vorbildlich-konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Regierung Oberfrankens und des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE). Kleine Orte wie Schauberg attraktiv zu halten, sei auch angesichts der demografischen Entwicklung eine große Herausforderung.
Im Rahmen der Förderoffensive Dorferneuerung bewilligte das Amt für Ländliche Entwicklung Zuschüsse für insgesamt 170 Projekte in Oberfranken. Allein 70 davon mit einer Gesamtfördersumme von 27 Millionen Euro entfallen auf den Landkreis Kronach. Baudirektorin Kathrin Riedl, welche in Vertretung ihres Amtsleiters vonseiten des Amtes für Ländliche Entwicklung nach Schauberg gekommen war, stellte heraus, dass der Markt Tettau mit insgesamt acht durchgeführten Maßnahmen ein Flaggschiff in der oberfränkischen Dorferneuerung darstelle. 2,6 Millionen Euro Fördergelder flossen dafür vom ALE in die Marktgemeinde - hierzu zählt auch der erst vor wenigen Monaten eröffnete Pumptrack in Tettau. Für das Schauberger Dorfgemeinschaftshaus wurden 1,4 Millionen Euro an Fördergeldern aufgebracht, was einer Förderquote von 90 Prozent für das Gesamtprojekt entspricht.
Ein Haus für Groß und Klein, das den Schauberger Gemeinschaftssinn hochleben lässt. Auch Bernd Steger, weiterer Stellvertreter des Kronacher Landrats, würdigte und gratulierte zur neuen Errungenschaft der Schauberger. Dazu gesellten sich einige Bürgermeister aus anderen Kommunen des Kronacher Landkreises und auch die Amtskollegin aus der nur wenige Meter über dem Fluss Tettau entfernten thüringischen Gemeinde Föritztal, Silke Fischer, stattete dem Festakt einen Besuch ab. Seinen Segen erhielt das neue Dorfgemeinschaftshaus schließlich durch die beiden Pfarrer Cyriac Chittukalam (katholisch) und Michael Berger (evangelisch). Menschen aufeinander zu statt voneinander wegbewegen - das funktioniert nur mit Orten der Begegnung. Zeit für Begegnungen blieb im Anschluss genügend bei Bratwürsten und Kaltgetränken. Die benachbarte Firma Rösler CeramInno überraschte das neue Nachbargebäude außerdem noch mit einem eigens angefertigten Porzellanset.