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Tettauer Informationsblatt
Ausgabe 8/2025
Nachrichten aus dem Rathaus
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Wasser für sieben Orte

Tim Birkner

Nach zwei Jahren Bauzeit ist das System Kehlbachsberg fertig. Von dem neuen Hochbehälter der FWO aus werden sieben Orte der Frankenwaldgruppe mit Trinkwasser versorgt. Ein Beispiel für gemeinsames Handeln, das den Menschen nutzt, dem Klimawandel begegnet und zusätzliche Fördermittel in den Frankenwald brachte.

Von Tim Birkner

„Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Das dürfen wir nie vergessen“, sagt Landrat Klaus Löffler. Er steht vor dem neuen Hochbehälter Kehlbachsberg im Regen. Über ihn spannt sich ein schützendes Zelt. Vor über zehn Jahren stand die Frankenwaldgruppe (FWG) im Regen - ohne Zelt. Peter Ebertsch, Bürgermeister aus Tettau und Vorsitzender der Frankenwaldgruppe erinnert sich an nächtliche Telefonate: „Für die Gruppe ist es nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf“, habe ihm der Landrat damals gesagt. Für die Grundstücksbesitzer standen Zahlungen von fünfstelligen Summen im Raum, um weiterhin sicher an sauberes Wasser in der notwendigen Menge zu kommen. „Die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) ist nicht das Problem, sondern dsie Lösung“, sagt Ebertsch bei der Einweihung des neuen Hochbehälters.

Er ist mehr als ein Gebäude, das mit zweimal 300 Kubikmetern Wasser gefüllt ist. Er ist Teil des Systems Kehlbachsberg, das die FWO gemeinsam mit der FWG entwickelt hat. „Der ganz große Dank geht an den Vorsitzenden der FWO, Heinz Köhler, der damals bereit war, der Frankenwaldgruppe zu helfen - und das in einer Zeit, in der überhaupt nicht klar war, was das bedeutet oder gar kostet“, sagt Landrat Löffler. Nach der Kooperationsvereinbarung von 2014 übernahm die FWO sechs Speicherbauwerke der Frankenwaldgruppe in Kehlbach, Buchbach, Effelter, Lauenhain, Reichenbach und Windheim. Bei näherem Hinsehen waren sie nicht sanierungsbedürftig, sondern schlichtweg Schrott.

Es musste eine neue Planung her, die weiter ging als das bestehende Netz zu ertüchtigen. Schrittweise investierte die FWO in neue Fernleitungen von Tschirn nach Effelter, erweiterte die Leitung in Steinbach, erneuerte dort das Pumpwerk - und konzipierte für sieben Ortschaften das System Kehlbachsberg. „Dieses System versorgt die Einwohner von Windheim, Kehlbach, Buchbach, Schauberg, Langenau, Hirschfeld und Ölschnitzsee mit Trinkwasser“, sagt Vorsitzender Köhler. 2600 Einwohner mit 300 Kubikmeter Wasserbedarf bekommen nun seit zwei Wochen mit dem neuen System Wasser der FWO. Allein der Hochbehälter kostete drei Millionen Euro, zusammen mit den Fernleitungen liegt die Investition des Systems bei zehn Millionen Euro. Weitere neun Millionen steckte die FWO in das nördliche Netz der FWG. Köhler erklärt, warum die Kooperation notwendig ist und so gut funktioniert. „Die Förderung des Freistaats Bayern geht an die Frankenwaldgruppe, die FWO selbst könnte für eigene Maßnahmen keine Zuschüsse bekommen.“ Dass die Zusammenarbeit zwischen Kommunen förderwürdig ist, musste erst erkämpft werden. „Unser Landtagsabgeordneter und damalige Vorsitzende der Frankenwaldgruppe, Jürgen Baumgärtner, hat es geschafft, die Richtlinien zu verändern. Erst so wurde die Kooperation möglich und wir konnten rund sieben Millionen Euro an Zuschüssen bekommen“, blickt Landrat Löffler zurück.

Die Wasserversorgung muss sich selbst tragen. Die Gemeinden dürfen gar kein Geld aus dem Haushalt zuschießen, selbst wenn sie das wollten. Mit der Kooperation zwischen FWO und FWG konnten Zuschüsse in den Frankenwald geholt werden - und die FWO kann ihre Investitionen auf den Wasserpreis aller Kunden in ganz Oberfranken umlegen. „Das ist das Wertvolle an der Kooperation. Sie hat die Menschen hier vor hohen Kosten bewahrt“, so Landrat Löffler.

Wie der Bau und die Versorgung technisch funktioniert, erklärt bei der Einweihung Claudia Engelhardt vom Ingenieurbüro SRP aus Kronach. So seien die Versorgungssicherheit, Löschwasserfragen und die digitale Steuerung in die Planung eingeflossen. Der eigentliche Bau habe zwei Jahre gedauert. Das System Kehlbachsberg ist auf dem neuesten Stand der Technik. Die Wasserkammern mit einer Grundfläche von jeweils neun mal neun Metern sind mineralisch beschichtet, um den hygienischen Standards zu entsprechen. Die Leitungen bis zu einem Durchmesser von 20 Zentimetern sind aus Edelstahl. Mit den beiden Pumpwerken kann sowohl das Befüllen der Kammern beschleunigt als auch den Druck im Leitungsnetz erhöht werden. Die Programmierung der Steuerung der gesamten Anlage übernimmt die FWO selbst. Damit erhöht sie die Sicherheit, weil die Kompetenz im eigenen Haus liegt. Wie wichtig das ist, zeigt allein der Regelbetrieb, der seit zwei Wochen läuft. Auch in diesem kurzen Zeitraum gab es bereits Stromausfälle, die der Batterie-Puffer abfängt und bei längeren Ausfällen für die Pumpen automatisch ein Notstromaggregat startet.

„Heimat ist ein Gefühl, aber auch eine Aufgabe“, sagt Landrat Klaus Löffler. Die Menschen im Landkreis sicher und verlässlich mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, gehört dazu. Egal ob Landrat, FWO-Vorsitzender Köhler oder FGW-Vorsitzender Peter Ebertsch, sie betonen, dass das im Allgemeinen wie auch in diesem speziellen Bauvorhaben nur gemeinsam geht. „Wasser ist ein emotionales Thema, ich begegne ihm mit Fakten“, sagt Ebertsch, der in der Folge des Klimawandels schon vor langem erkannte, dass die gemeindeeigenen Quellen in Tettau die Versorgung mit Trinkwasser nicht sicherstellen würden. Wasser ist auch ein leidenschaftliches Thema, das Engagement braucht. Der Landrat spricht aus, wer die tägliche Arbeit erledigt: „Das gesamte Team der FWO bringt jeden Tag sein Herzblut ein und setzt sich dafür ein, dass alle hier sicher sauberes Wasser haben.“

Der Hochbehälter kann aus der Ferne gesteuert werden. Die Technik und Programmierung dafür kommt hausintern von der FWO.

Die beiden Wasserbehälter sind bereits in Betrieb und fassen jeweils 300 Kubikmeter.

FWO-Vorsitzender Heinz Köhler bei einem Rundgang durch das neue Gebäude mit FWO-Verbandsdirektor Markus Rauh und Landrat Klaus Löffler.

Mit den Pumpen kann sowohl der Behälter schneller gefüllt werden als auch der Druck in den Versorgungsnetzen gleichmäßig hoch gehalten werden.

Hinter dieser gesicherten Tür liegt der Wasserspeicher. Innen steht das Wasser bis zu 3,70 Meter hoch.

Am Geländer reihen sich von links FWO-Verbandsdirektor Markus Rauh, FWO-Vorsitzender Heinz Köhler, Landrat Klaus Löffler, FWG-Vorsitzender Peter Ebertsch sowie sein Stellvertreter Frank Jakob.

Fotos: Tim Birkner