(Kurt Spranger)
2. August - Lokales: Ärzte und Krankenkassen. Im Reichsministerium fällte das Schiedsgericht in dem Streit zwischen Krankenkassen und Ärzten einen Schiedsspruch, nach dem für Monat Juli das Honorar für jeden Patienten 8 250 Mark beträgt. Über die für August und September zu zahlenden Sätze finden noch Verhandlungen statt.
4. August - Triptis: Verein Triptiser Gastwirte und Umgebung.
Wir sind gezwungen, die Mindestausschankpreise wie folgt festzusetzen:
| Lagerbier 0,3 Glas | 14 000 Mark |
| Liter über die Straße | 30 000 Mark |
| Spezialbier 0,3 Glas | 18 000 Mark |
| Liter über die Straße | 40 000 Mark |
9. August - Lokales: Die neue Teuerungswelle, die den Anschluss aller Preise an den Dollarstand zu erreichen sucht, ohne Rücksicht darauf, ob sie ausländische Produkte, oder mit Hilfe dieser hergestellten Waren sind, oder ob es sich um Erzeugnisse des heimatlichen Bodens handelt, hat alle Preise in einen tollen Wirbel versetzt. Wer die heutigen Preise hier und auswärts überdenkt, der wird sich auch leicht in die Notlage der Menschen versetzen können. Butter, Eier und Käse haben eine derartige Preiserhöhung erreicht, dass die Produkte nicht mehr gekauft werden können von Leuten, die von der Hand in den Mund leben müssen. Von Preisen, die auswärts gezahlt werden müssen, hier einige Beispiele. Ein Liter Vollmilch kostet in Berlin 21 000 Mark, ein Zentner Koks 511 000 Mark und ein Zentner Briketts frei Haus 227 000 Mark. Und so scheint sich die Preisbewegung ins Haltlose fortzusetzen, bis der Zusammenbruch kommt, wenn es nicht bald starken Armen gelingt, das rollende Rad der Wirtschaftsvernichtung in seinem Lauf einzuhalten.
Bekanntmachung: Infolge der überhandnehmenden Felddiebstähle ist in der Gemeinde Leubsdorf einschließlich Tömmelsdorf und Lemnitz nach Aufforderung des Thüringer Herrn Kreisdirektor bewaffneter Flurschutz gebildet worden. Ich gebe dies der Öffentlichkeit mit dem Bemerken bekannt, dass dem Flurschutz unbedingt Folge zu leisten und das Betreten der Fluren von abends 8 - 6 Uhr morgens, sowie von 11 - 1 Uhr mittags streng verboten ist. Personen, die während dieser Zeit außerhalb der Ortsverbindungswege angetroffen werden, werden unnachsichtig zur Anzeige gebracht.
11. August - Lokales: Mangel an Pilzen. Gerade jetzt, wo man bei den unerschwinglichen Fleischpreisen die Pilze, dass „Fleisch des Waldes“ am nötigsten brauchen könnte, sind keine da. Hatte es merkwürdigerweise auffallend früh, im Juni, den Anschein, als könnten wir auch dieses Jahr mit einer einträglichen Pilzernte rechnen, so müssen wir jetzt eine große Enttäuschung erleben. Stundenlang kann man in unserem an sich gewiss nicht pilzarmen Wald umherlaufen und suchen, ohne einen essbaren Pilz zu finden. Das von vielen recht schmerzlich empfundene Ausbleiben des Pilzwachstums soll auf die auffallend kühlen Nächte zurückzuführen sein.
Schleiz: Auf dem letzten Viehmarkt wurde. Der Handel ging flau das Paar junger Schweine mit 3 - 7 Millionen Mark bezahlt.
Chemnitz: Hier kam es zu Ruhestörungen. Eine tausendköpfige Menge erzwang in einer Niederlage den Verkauf von 175 Zentner Margarine zum Preis von 80 000 Mark. Die Polizei war der Menge gegenüber machtlos.
Meerane: Seit mehreren Tagen sind 45 Bäckereibetriebe nicht in der Lage, Brot zu backen und damit zum Schließen gezwungen, da die Amtshauptmannschaft nicht in der Lage war, den Betrieben Mehl zuzuführen.
16. August - Lokales: Berechnung nach dem jeweiligen Stand des Dollars haben die Papierfabrikanten, Briefumschlagfabriken, sowie alle Papier verarbeitenden Betriebe seit dem 1. August eingeführt. So kam es, dass letzte Woche im Einkauf für 1 000 Briefumschläge mittlerer Qualität 2 500 000 Mark, für das Stück also 2 500 Mark bezahlt werden mussten. Ein Briefbogen, für den man in der Vorkriegszeit 1 Pfennig bezahlte, stellt sich auf über 3 000 Mark im Einkauf.
18. August - Lokales: Notgeld der Reichsbahn.
Zur Herabminderung der Zahlungsmittelknappheit gibt die Reichsbahndirektion Erfurt vom 15. August ab Gutscheine - Nennwert 1 Million Mark - heraus. Die Gutscheine werden von den Eisenbahnkassen zur Zahlung genommen oder gegen andere Zahlungsmittel umgetauscht. Vom 20. September des Jahres können die Gutscheine zur Einlösung aufgerufen werden. Die Geschäftsleute usw. werden ersucht, diese Gutscheine, die mit Wasserzeichen, ein geflügeltes Rad darstellend, versehen sind, an Zahlungsstatt anzunehmen.
21. August - Lokales: Bekanntmachung.
Die infolge der katastrophalen Geldentwertung in letzter Zeit eingetretenen und von Tag zu Tag sprunghaft weiter fortschreitenden Erhöhung unserer Betriebsausgaben zwingen uns, für den beim August - Inkasso festgestellten Stromverbrauch folgende Strompreise zu erheben:
| 160 000 Mark | je kWh Lichtstrom |
| 150 000 Mark | je kWh Kraftstrom |
Die monatliche Zählernutzungsgebühren betragen vom gleichen Zeitpunkt ab und zunächst bis auf weiteres:
| bis zu 10 Glühlampen | 10 000 Mark |
| bis zu 20 Glühlampen oder 1 PS | 20 000 Mark |
| bis zu 40 Glühlampen oder 2 PS | 30 000 Mark |
| bis zu 75 Glühlampen oder 4 PS | 40 000 Mark |
| bis zu 100 Glühlampen oder 6 PS | 50 000 Mark |
| bis zu 200 Glühlampen oder 15 PS | 60 000 Mark |
| bis zu 400 Glühlampen oder 30 PS | 70 000 Mark |
| bis zu 500 Glühlampen oder 50 PS | 90 000 Mark |
Wir bitten, die jeweiligen festgestellten Rechnungsbeträge sofort an unseren Einkassierer abzuführen, da wir andernfalls gezwungen sind, eine der Geldentwertung entsprechenden Zuschlag zu fordern. Kraftwerk Sachsen - Thüringen Aktiengesellschaft, Auma.
23. August - Lokales: Wie wir erfahren, sollen im benachbarten Neustadt im Laufe dieser Woche in den Textilbetrieben sämtliche verheiratete Frauen entlassen werden, und zwar, wie es heißt, um die in Aussicht stehende Kurzarbeit so viel als möglich zu vermeiden.
Hermsdorf - Klosterlausnitz: Der von der hiesigen Gemeindeversammlung vor einigen Tagen gefasste Beschluss, sämtliche Sommerfrischler auszuweisen, wurde durch den Gemeinderat dahin abgeändert, dass alle die Sommergäste, die beim Hamstern oder beim Verschieben von Lebensmitteln betroffen werden, sofortige Ausweisung zu erwarten haben. Händler und Einheimische werden ermahnt, an Fremde nur das Notwendigste abzugeben bzw. unerlaubte Einkäufe nicht zu unterstützen.