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Mitteilungsblatt Gemeinde Wallerfangen
Ausgabe 11/2023
Mitteilungen der Verwaltung
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Geheimes Atomwaffenlager in Wallerfangen

Wo in Deutschland Atomwaffen gelagert sind und wie viele es gibt, ist ein Staatsgeheimnis. Doch wo und unter wessen Verantwortlichkeit einmal Atomsprengköpfe aufbewahrt wurden, ist für jeden, der in öffentlichen Medien zu recherchieren versteht, leicht und vielerorts nachzulesen. Bis ins kleinste Detail sind die regionalen Koordinaten im Wortlaut und aus der Vogelperspektive zu ermitteln, wo in der alten Bundesrepublik (BRD) Atomsprengköpfe eingelagert und vor den Augen des Warschauer Paktes versteckt worden waren.

Während des Kalten Krieges lagerten Atomwaffen an 152 Standorten über die gesamte Bundesrepublik verteilt, mit Ausnahme von West Berlin. Auch im Saarland befand sich ein solches Sondermunitionslager für atomare Gefechtsköpfe. Es war in der Wallerfanger Bucht zu finden. Hier schmiegten sich die Teile der Anlage am Fuße der Humburg in den Südhang des Berges. Das 6teilige Gebäudeensemble ist heute noch gut zu erkennen. Der abgeschiedene Ort stellt sich dem Betrachter schaurig und verfallen dar, die beiden Raketenhangars sind jedoch vollständig erhalten.

Die Amerikaner waren für die Einlagerung und Wartung von Atomraketen in Deutschland zuständig. Ab den 1960er Jahren richtete die US-Armee das Sondermunitionslager Wallerfangen am äußersten Rand eines älteren Truppenübungsgeländes ein. Nutzungsberechtigt für die in den beiden Hangars gelagerten Atomkurzstreckenraketen war die französische Armee. Bei den Raketen handelte sich um „Honest John Missiles“ vom modernen Typ W-31 (Bild), die auf mobilen Abschussrampen transportiert werden konnten. Obwohl die Honest John Atomrakete eine ungelenkte Kurzstreckenwaffe war, verfügte sie über eine gewaltige Sprengkraft. In den Wallerfanger Hangars schlummerten in den Gefechtsköpfen eine Zerstörungsenergie von je 5-40 Kilotonnen (KT), die variabel installiert werden konnten (zum Vergleich: Bomben auf Hiroschima und Nagasaki 13 bzw. 21 KT). Über die Anzahl der in Wallerfangen gelagerten Raketen sind keine Angaben bekannt.

Als Frankreich aus der integrierten Befehlsstruktur der Nato austrat, räumte man das Lager von Wallerfangen am 1. Juli 1966 und verlegte die eingelagerten Atomraketen nach Miesau bei Ramstein. Vielen Wallerfangern blieben die auf langen, unbedeckten Lastwagen transportierten Raketen nicht verborgen. Einige erkannten die Zusammenhänge um das Sondermunitionslager unter der Humburg. Was damals keiner wusste: dass am Fuße des Berges Atomraketen aufbewahrt worden waren. Text: Rainer Darimont, T: 62843, Bild: US-Army, Bildtechnik: Klaus Eisenbarth

Verein für Heimatforschung Wallerfangen