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Mitteilungsblatt Gemeinde Wallerfangen
Ausgabe 15/2023
Mitteilungen der Verwaltung
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Stolpersteine in Wallerfangen

Es bedurfte eines Künstlers, um das so unzweifelhaft Grausame wie den Holocaust der NS-Diktatur und das Schicksal seiner Opfer in unseren Alltag zu holen. Dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig ist zu verdanken, dass heute die Erinnerung an diese Verbrechen uns so eindrucksvoll vor die Füße gesetzt wird. Vor zwanzig Jahren rief er sein Stolperstein-Projekt ins Leben. Demnig erfand die goldglänzenden Gedenksteine, die an Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Die Steine werden vor deren letzten frei gewählten Wohnorten in das Gehwegpflaster eingelassen. Auf jedem Stein ist eine Messingtafel aufgebracht, die Auskunft gibt über Namen, Alter und Schicksal der Getöteten. Heute liegen Gunter Demnigs Stolpersteine in ganz Europa und erinnern die Menschen daran, sich zu erinnern.

Auch in Wallerfangen griffen engagierte Bürger*innen wie Gina Webel, Dr. Peter Winter und die Schule am Limberg die Thematik auf. Sie begründeten gemeinsam mit dem Gemeinderat und Bürgermeister Horst Trenz das lokale Stolperstein-Projekt. Sie alle riefen ins Gedächtnis, dass auch in Wallerfangen jüdische Mitbürger*innen verschleppt und ermordet worden waren. Die Gemeinde brachte mit Hilfe der Vorgenannten 2022 das Projekt auf den Weg. Die Initiativen umfassten die Erstellung einer historischen Dokumentation, die Ausrichtung einer Feierstunde in der Wallerfanger Synagoge, die pressewirksame Betreuung der Aktionen und die Gestaltung der Verlegung der Steine selbst. Insgesamt sieben Stolpersteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern wurden bisher vom Bauhof eingelassen. Das geschah im Schulterschluss mit Schüler*innen und ausgewählten Bürger*innen, die sich emotional mit den Vertriebenen und Getöteten verbunden fühlten. Die Wallerfanger Stolpersteine liegen vor dem Kinderheim des St.-Nikolaus-Hospitals (Bild), vor der Villeroystraße 1a, vor der Hauptstraße 61 und vor der Sonnenstraße 22. Von den kleinen polierten Tafeln geht keine wirkliche Stolpergefahr aus, man soll nur „stolpern mit dem Kopf und dem Herzen“, wie der Künstler Gunter Demnig es ausdrückte.

Im Zentrum der Wallerfanger Stolperstein-Initiative schlägt kraftvoll das Herz von Gina Webel. Sie entwarf mit gestalterischer Unterstützung von Wolfgang Schmitt die gut durchdachte und eingängig formulierte Dokumentation, in der Fragen nach den Lebensdaten, dem Schicksal, den Stationen und dem letzten freiwillig gewählten Wohnort der sieben Verfolgten und Getöteten aus Wallerfangen beantwortet werden.

Text/Bild: Rainer Darimont, T: 62843, Bildtechnik: Klaus Eisenbarth

Verein für Heimatforschung Wallerfangen