Für unsere Region heißt es am Sonntag, den 02. Juli ab 10 bis 18 Uhr, zum 34. Mal: auf zum historischen Keramikmarkt nach Wallerfangen!
Waren Sie schon einmal auf einem so richtig feinen Antikmarkt? Wenn nicht, dann stellen Sie sich folgende vergnügliche Szene vor: Ein hochgewachsener, schlanker Mann nähert sich in Begleitung eines trotzigen Geschöpfes zielgenau einem der zahlreichen Ausstellungstische auf dem Keramikmarkt. Für unseren Mann wird es nun notwendig, sich tief herabzubeugen, um jene Gerätschaft besser ins Auge zu fassen, welche nach Gottes Willen der Erde um so viel näher ist als er. Und was sieht er dort im Handbetrieb? Eine echte hölzerne Murmelbahn aus Omas Zeiten. Und wie die Keramikkugel rollt und rollt; dann kullert sie in lange Rinnen, saust durch enge Kurven, verschwindet in einem Tunnel, schlängelt sich verdeckt weiter und plumpst schließlich an völlig anderer Stelle aus ihrem Schlupfloch. Wie jeder Ball ist gutes Spielzeug sozusagen immer rund und rollt und stiftet jedes Alter an, gleich hinterher zu rennen.
Die Neugier ist der Docht in der Kerze des Lebens!
Drei Minuten später. Die Miene des trotzigen Geschöpfes ist sichtlich aufgehellt. In ihrem goldblonden Haar knistert die Sonne und ihre großen Augen blitzen voller Übermut. Sie hält einen original Denby-Teapot in Händen. Viele Keramiksammler haben von dieser Kanne schon munkeln hören. Denn sie tropft nicht. Und eine Teekanne, die nicht tropft, müsste aller Erfahrung nach ein Ding sein, das seine Existenz höherer als Menschenmacht verdankt. Aber es gibt sie tatsächlich. 1922 wurde sie patentiert und krönte damit das Werk von über 100 Jahren keramisch tätiger Vorfahren.
Die meisten der auf der Adolphshöhe ausgestellten Keramiken sind jedoch aus heimischer Produktion. Hier, am ehemaligen Standort von Villeroy & Boch in Wallerfangen, veranstaltet der Verein für Heimatforschung den Keramikmarkt als Anlaufstelle für Liebhaber historischen Geschirrs. Händler aus ganz Deutschland, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz zeigen einen Querschnitt des Schaffens der Villeroy & Boch Manufaktur und vieles mehr. Und wer vom Flanieren, Schauen und Entdecken Hunger und Durst bekommt, den lässt der Verein für Heimatforschung Wallerfangen damit nicht allein: Für Speisen und Getränke sorgen erfahrene Caterer, Tische und Bänke laden zum Verweilen ein. Wer danach noch etwas erleben will, beendet seinen Tag nebenan im Historischen Museum, wo der Verein für Heimatforschung gerade eine kleine, feine Sonderausstellung präsentiert. Gezeigt werden spezielle Kannen für die heute so alltäglichen Getränke Kaffee, Tee und Kakao, gefertigt von 1850 bis 2000 in Wallerfangen, Mettlach und Saargemünd.
(Text: Rainer Darimont, Zeichnung: Eugen Grittmann jun.)
Verein für Heimatforschung Wallerfangen