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Mitteilungsblatt Gemeinde Wallerfangen
Ausgabe 33/2025
Mitteilungen der Verwaltung
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Charles-Nicolas Peaucellier, General und Erfinder

Eine der schillerndsten Gestalten aus der Geschichte Wallerfangens ist zweifellos Charles-Nicolas Peaucellier. Der Ingenieur und Erfinder wurde 1832 in Saarlouis geboren. Als Arztsohn wuchs er dort und in Wallerfangen auf. Nach einem langen und bewegten Leben starb der als Genie geltende französische Militär 1919 in Reims. Sein Leichnam erfuhr eine beispiellose Friedhofsodyssee. Diese führte zunächst im Sterbejahr nach Paris, auf den Friedhof Père Lachaise. Einige Monate später, immer noch im Sterbejahr, bettete man ihn nach Dillingen, und dann, im Jahr 1929, nach Wallerfangen um. Hier fand Peaucellier in der Gruft seiner Familie die letzte Ruhestätte. Mit dem General und Wissenschaftler rückt ein polyglotter und fast vergessener Mann in unser Blickfeld. Obwohl sich sein Lebensweg entschieden Frankreich zuwandte, erfuhr der mathematische Hochbegabte entscheidende Anregungen in Dillingen und Wallerfangen. Es ist nachgewiesen, dass das formal Technische bei Peaucelliers frühen Begegnungen Auswirkungen auf seine späteren Forschungen hatte. Er unterhielt enge Kontakte zu Personen, die experimentierend und gestaltend den Weg in die Moderne suchten. Gemeint sind Friedrich Defrance, Felix Villeroy, der Forscher Justus von Liebig, Sthème de Jubécourt und andere.

Peaucellier war Mitglied des französischen Generalstabs und erfuhr 1873 auf der Weltausstellung in Wien größtmögliche Ehre. Das von ihm erfundene Kurbelgetriebe wurde dort vorgestellt. Es trägt seinen Namen und dient heute noch in der lehrenden Wissenschaft als frühes mechanisches Anschauungsobjekt, wie kreisumlaufende Bewegungen in geradlinige Bewegungen ohne großen Verschleiß umgewandelt werden (Bild). Das Gestänge eignete sich für Dampfmaschinen kleinerer Bauart, z. B. Dresch-, Spinn- oder Töpfereimaschinen. Die Vorzüge, die man dem Gestänge zugeschrieben hat, waren eine unglaubliche Ganggenauigkeit, geringer Verschleiß und Kohleersparnis. Die kleinen Dampfmaschinen liefen mit hohen Drehzahlen, so dass sich Schwankungen im Gestänge besonders stark auswirkten. Darüber hinaus fand die Erfindung auch Verwendung beim Militär, bei Lafetten von Großhaubitzen. Ein durch Muskelkraft in Gang gesetzter Kurbelmechanismus führte die Schwenkbewegungen der schweren Haubitze aus. Außerdem baute man Peaucelliers Gestänge in die Dachkonstruktion des englischen Parlamentsgebäudes ein, um die dort untergebrachten Heizluftschiebeschleusen zu bedienen. Seine Erfindung war also sowohl zivilen als auch militärischen Zielen von Nutzen.


Die unbestreitbare Größe von Peaucellier liegt in der Agitation, in der Neigung zum praktischen Wirken; nicht in der eigentlichen Forschung, wie die äußerst fruchtbare Vermarktung seiner einzigen Erfindung zeigte.

Text: Rainer Darimont, Tel: 62843, Bildrepro: Klaus Eisenbarth/Wikipedia

Verein für Heimatforschung Wallerfangen e. V.