An der Frage nach dem Alter ihres Gemeinwesens haben historisch interessierte Menschen schon immer großen Anteil genommen. Sie verstehen die Faszination und den Reichtum, die ein Dialog zwischen den verschiedenen, jahrhundertealten Siedlungsschichten archäologisch in sich birgt.
Mit der Turmhügelburg auf der Humburg beginnt für Wallerfangen die geschichtliche Überlieferung. Es sind zwei Urkunden, die im Jahr 962 n.Chr. und im Jahr 996 n.Chr. das Alter der Grafschaft Walderfingen ausweisen. Was man lange Zeit als undurchdringliche Wand genommen hat, hinter der sich das Dunkel der nachrömischen Neuordnung von germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen befand, das zeigt sich heute als bloßer Vorhang vor der älterer Geschichte Wallerfangens.
Der Archäologie ist jüngst ein spektakulärer Einzelfund geglückt. Seit 2020 finden wegen der Erstellung eines Neubauprojektes auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei in Wallerfangen großflächige Erdarbeiten statt.
Diese Baumaßnahme ist am Südrand der ehemaligen mittelalterlichen Festungsstadt Walderfingen gelegen und gab dem Landesamt für Bodendenkmalpflege Gelegenheit, das Terrain wissenschaftlich zu untersuchen. Man erhoffte sich, Grund- und Festungsmauern bzw. Zivilisationsfunde im Zustand des 17. Jh’s nach dem Festungsplan von 1679 vorzufinden. Die Archäologen um Prof. Dr. Wolfgang Adler wurden jedoch enttäuscht, weil der Plan von 1679 die Festungsstadt offensichtlich nicht realitätsnah wiedergibt. Adler beschreibt, dass lediglich zahlreiche Funde ausgegraben wurden, die eine starke Nutzung eines Lebensraums annehmen lassen, wie man sie nahe außerhalb einer Stadt, aber nicht innerhalb einer Stadt erwartet.
Datiert wurden diese Funde ins Mittelalter und in die frühe Neuzeit.
Die Ausgräber der Bodendenkmalpflege stießen jedoch auf einen erstaunlichen Einzelfund. Und dieser war es den Ausgräbern wert, ihn einem großen Publikum vorzustellen. In der renommierten Fachzeitschrift „Archäologie in Deutschland (04/2022)“ berichtet Prof. Dr. Wolfgang Adler von der Bodendenkmalpflege im Saarland von dem bisher ältesten mittelalterlichen Fundstück aus Wallerfangen. Es handelt sich um eine gleicharmige Fibel, eine Gewandnadel, aus Bronze (Bild) aus der jüngeren Merowingerzeit, also aus dem 7. Jahrhundert n.Chr.
Die Geschichte der Siedlung reicht offenbar, so berichtet Wolfgang Adler, bis in diesen frühmittelalterlichen Zeitraum zurück, und das sei aufgrund des auf „ingen“ endenden Ortsnamens schon vermutet worden.
Diese Annahme findet nun eine archäologische Stütze in dem Fund der Fibel.
Text: Rainer Darimont, T: 62843, Bild aus: Archäologie in Deutschland, 4/2022, Seite 62, Bildtechnik: Klaus Eisenbarth
Verein für Heimatforschung Wallerfangen