Der wirtschaftliche Aufstieg Wallerfangens war ganz entscheidend mit der Steingutfabrik Villeroy verbunden. Im Revolutionsjahr 1789 hatte Nicolas Villeroy die Fabrik aus Frauenberg bei Saargemünd nach Wallerfangen verlegt. Dazu hatte er ein barockes Herrenhaus im Zentrum von Wallerfangen, Schloss Warsberg, gekauft. In den folgenden Jahrzehnten konnte das Areal der Fabrik durch weitere Grundstückskäufe immer mehr erweitert werden, so dass es schließlich ein Dorf im Dorf bildete (Foto). Anfangs setzte Villeroy vor allem auf Arbeiter, die er in Frauenberg beschäftigt hatte, so dass es für Wallerfanger Bürger zunächst wenig neue Beschäftigungsmöglichkeiten gab. Als zwischen 1803 und 1813 in der Zeit der französischen Regierung englische Kriegsgefangene in Saarlouis gefangen gehalten wurden, stellte Villeroy viele von ihnen ein und holte bald auch Fachkräfte aus England, der führenden Nation der Keramikproduktion, an die Saar. Davon zeugen heute noch in Wallerfangen Namen wie Banton, Lay oder Bakuley. Erst als sich in der preußischen Zeit die politischen Verhältnisse beruhigten und sich die Belegschaft der Fabrik ständig vergrößerte, fanden auch zahlreiche Wallerfanger dort Arbeit.
Meist traten in der Folge Bauern ganz in den Dienst der Fabrik und unterhielten nur noch Landwirtschaft für den eigenen Bedarf. Somit bildete sich auch in Wallerfangen die in der Saarregion verbreitete Sozialform der Industriebauern. Der Verkauf von Land durch die Bauern gab den begüterten Familien Wallerfangens Gelegenheit, ihren Grundbesitz zu vergrößern und abzurunden, sodass die eng mit der Fabrik verbundenen Familien Villeroy und de Galhau bis zur Jahrhundertmitte auch zu den größten Grundbesitzern im Großraum Wallerfangen zählten.
Nicolas Villeroy verfügte mit einer eigenen Kohlengrube und Steinmühlen über eine gute Infrastruktur für sein Unternehmen. Das blieb trotz Schwankungen in der Produktion, insbesondere nach der französischen Revolution, auch in den Wirren der napoleonischen Zeit rentabel. Neben dem Mettlacher Werk von Jean-Francois Boch war der Betrieb von Nicolas Villeroy in Wallerfangen der größte Keramikbetrieb an der Saar. Die hohe Innovationsbereitschaft der Wallerfanger Firmenleitung und die 1836 erfolgte Fusion mit dem Mettlacher Konkurrenten dürften ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens Villeroy & Boch gewesen sein. Der Zusammenschluss ermöglichte den beiden Unternehmerfamilien den entscheidenden Schritt auf den Weltmarkt. Die Verbindung der beiden Firmen wurde 1842 durch die Eheschließung von Octavie Villeroy und Eugen von Boch auch gesellschaftlich besiegelt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Großunternehmern an der Saar waren Villeroy und Boch Katholiken.
Text: Rainer Darimont, Tel: 62843