Die Urzelle des ehemaligen Hofgutes an der Weingartstraße war vermutlich ein vor 800 n. Chr. entstandener Hof in der heutigen Ortsmitte. Der Siedlungsplatz hieß ursprünglich Ramelfingen, und es wird davon ausgegangen, dass die lothringisch-saarländischen "ingen"-Namen zwischen 600 und 800 n. Chr. entstanden sind. Die älteste urkundliche Nennung des Ortes stammt jedoch erst aus dem Jahr 1320 aus Anlass der Aufzählung der Güter des Grafen Mertilis von Saarbrücken. 1346 wird ein Konrad von Ramelfangen im Zinsbuch der Herrschaft Siersberg genannt, und Johann Klein nennt für die Zeit vor 1650 als Eigentümer des Gutes eine Familie de Roche. Durch Heirat und Erbfolge gelangt das Landgut von Ramelfangen um 1730 in den Besitz der Familie de Koeler. Als erster aus dieser bedeutenden Familie tritt Johann Ferdinand de Koeler, Baron de Blauberg, das Erbe an. Dieser Johann Ferdinand war Rat im obersten Gerichtshof in Nancy. Er war der Sohn von Franz Ernst de Koeler, Generalprokurator der deutschen Ballei Lothringens in dem ehemaligen, als Festungsstadt ausgebauten Wallerfangen. Da der Ort keine Kirche besaß, ließen 1736 Johann Ferdinand und seine Frau Charlotte Navelle auf ihrem Hofgut eine Hauskapelle bauen. Das Datum kann heute noch im Türgewände, zwischen dem Bogen und dem geraden Abschluss, gelesen werden.
Dem Heiligen Hubertus wurde die Kapelle vermutlich deshalb geweiht, weil die Kirche in Ihn, von der Ramelfangen mitbetreut wurde, 1732 ebenfalls auf das Patrozinium des Hl. Hubertus neu geweiht worden war. Die Kapelle ist ein kleiner verputzter Bruchsteinbau, auf fast quadratischem Grundriss mit einem Satteldach. Nach der Tranchot- und Müfflingkarte (1820er Jahre) stand sie mit der südlichen Rückwand gegen die Hofmauer. Unter der Kapelle liegt eine - heute zugeschüttete - gewölbte Krypta. Der Eingang liegt nach Norden. Die Tür besitzt ein sandsteinernes barockes Gewände. Vom einstigen Glanz ist nichts geblieben. Die ruinöse Kapelle bietet ein trostloses Bild. Das Dach ist durch ein schräg nach hinten verlaufendes Notdach ersetzt; der Raum diente den Pächtern des Hofguts ab 1851 als Geräteschuppen und Werkstatt (Bild). Der einzige sakrale Bau Rammelfangens (erst seit der Preußenzeit schreibt man Rammelfangen mit zwei "m") bis zur Errichtung der Kirche Maria Königin im Jahr 1960 wäre es wert, restauriert zu werden. Vielleicht würde eine Wiederfreilegung der Krypta zu aufschlussreichen Funden führen.
1851 starb die Familie de Koeler im Mannesstamm aus. Das Hofgut an der Weingartstraße ging in Folge in den Besitz der Familie Dusartz de Vigneulle über. Ernst Dusartz de Vigneulle erbaute in den 1850er Jahren ein paar hundert Meter weiter am Ortsrand von Rammelfangen ein Landschlösschen. Dieses mehrteilige Gebäude blieb in einem schlechten Zustand erhalten. Dank umfangreicher Restaurierung durch den heutigen Eigentümer Wolfgang Meunier konnte der Landschaft auf dem Gau eines der architektonisch originellsten und reizvollsten Gebäude zurückgegeben werden.
Text: Rainer Darimont, Bild: Klaus Eisenbarth
Verein für Heimatforschung Wallerfangen