Weihnachten denken wir an das Kommen Gottes in unsere Welt. Der Retter ist geboren. Das Licht Gottes ist erschienen. Wenn wir die Texte der Propheten und der Psalmen im Alten Testament lesen, spielt die Frage, wo wir Gott finden können, eine große Rolle. Immer wieder hören wir dort: Wo bist du Gott? Warum spüren wir nicht deine Hilfe? Warum hast du uns verlassen? Selbst derjenige, dessen Geburt wir Weihnachten feiern, hat später am Kreuz diese Verlassenheit gespürt.
Bei uns Menschen ist es gelegentlich dunkel, manchmal ist es sogar sehr finster um uns. Weihnachten sagt uns, in solchen dunklen Stunden ist der Mensch nicht allein. Gott ist bei uns, Gott ist da, sein Licht ist da. Das Licht der Weihnacht ist nicht das grelle Licht eines Scheinwerfers, sondern eher das Licht einer kleinen Kerze. Als Gott in seinem Sohn sichtbar wurde, hat er die Welt nicht in helles Licht getaucht.
Es ist nicht die Art Gottes, sich mit gewaltigen und spektakulären
Erscheinungen uns Menschen aufzudrängen, uns gleichsam auf seinen Kurs zu bringen. Das Kind in der Krippe ist wirklich nicht der unübersehbare Beweis für die machtvolle Ankunft Gottes in diese Welt. Die Weise Gottes, gewaltlos Heil zu bringen, können wir bis zum Tod seines Sohnes, des Messias, verfolgen.
Das Christkind ist Zeichen der Liebe Gottes. Es zeigt uns die ewige Liebe Gottes zu uns Menschen.
Alle Geschenke machen erst dadurch Freude und Sinn, dass sie Zeichen der Liebe sind.
Wir hätten von Weihnachten allerdings noch nicht viel verstanden, wenn wir uns nicht Folgendes auch noch klar machen: Das Kommen Gottes geht weiter. Es fand nicht nur damals in Bethlehem statt. Gott möchte auch heute zu uns kommen, in diese Welt und zu den Menschen dieser Welt. Er möchte bei uns ankommen. Wir können und sollen dabei mitwirken. Er hält für uns das große Geschenk seiner Liebe bereit, und wenn wir dieses Geschenk empfangen haben, dürfen wir wie Jesus handeln und dieses Geschenk weitergeben. Durch uns kann auf diese Weise das Christkind immer wieder neu zur Welt gebracht werden. Es kann bei anderen ankommen, so wie es bei uns
angekommen ist. Das ist eine Aufgabe, die es wirklich in sich hat, die aber zugleich faszinierend ist, weil nur so in dieser Welt das Dunkel verschwinden kann.
Von Herzen wünsche ich Ihnen allen ein besinnliches und gnadenreiches Weihnachtsfest sowie für das neue Jahr 2025 Gottes Segen und Gesundheit.
Ihr Pfarrer Tobias Reinhold