vom heiligen Augustinus wird erzählt, dass er am Meer spazieren ging, als er damals gerade an seinem großen theologischen Werk über die göttliche Dreifaltigkeit arbeitete.
Und es wird berichtet, wie er dort ein kleines Kind beobachtete. Das Kind hatte ein Loch in den Sand gegraben und lief nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser, schöpfte mit seiner Muschel, rannte zurück und goss Wasser in das Loch. Darauf lief es wieder zum Wasser, schöpfte und wiederholte das Ganze immer aufs Neue.
Nach einiger Zeit fragte Augustinus: "Was machst Du denn da?" Und das Kind antwortete ihm: "Ich schöpfe das Meer in dieses Loch!"
Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: "Du kleiner Narr, das ist doch unmöglich. Du kannst das große, weite Meer, doch nicht in dieses Loch füllen!"
"Aber du bildest dir ein“, meinte daraufhin das Kind und blickte den großen Gelehrten an, "dass du das große Geheimnis der Dreifaltigkeit mit deinem Kopf erfassen kannst?"
Diese Begebenheit drückt auch unser heutiges Glaubensgefühl aus, denn am morgigen Sonntag begehen wir den Dreifaltigkeitssonntag und betrachten dabei das Geheimnis der drei göttlichen Personen: Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist.
Reicht uns die Glaubensaussage aus, dass Gott dreifaltig ist, also ein Gott in drei Personen? Können wir uns darunter etwas vorstellen oder brauchen wir es doch konkreter und fassbarer?
Wir können Gott kaum definieren und fast nicht sagen, wer er für uns ist. Bei all unserem Bemühen und Glauben stoßen wir auch als Gläubige an unsere Grenzen, vor allem, weil unser Denken bisweilen gelähmt ist. Mit Worten können wir die Größe und das Geheimnis Gottes nicht ausdrücken; unsere Sprachlosigkeit ist oft größer als unser Vermögen, von Gott oder über Gott zu reden. Darum bleiben viele Fragen offen, die uns bewegen.
Wir reden über Gott herum und über ihn. Wir suchen und fragen. Wir deuten und interpretieren Gott. Wir dichten um Gott herum, wir singen und musizieren. Wir überlegen und meditieren. Wir sprechen um Gott herum, beten und reden. Wir rechnen mit Gott und fordern Gott heraus. Wir rätseln um Gott herum. Und wir denken und sagen, Gott müsste doch und Gott sollte doch dies oder jenes tun.
Doch all das ist nicht Gott. Unser Verstand und unser Vermögen können Gott nicht ausdrücken oder definieren. Wir können das Geheimnis Gottes nicht erforschen. Aber wir wissen und glauben, dass Gott uns nahe ist, denn er ist ein Gott mit uns und für uns Menschen.
Ich wünsche Ihnen und mir immer neu die Geduld, dass wir auf dem Weg des Glaubens und des Vertrauens zu Gott wachsen.
Ihr Tobias Reinhold