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Lindenberg Nachrichten mit Amtsblatt
Ausgabe 9/2024
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Gedanken zum Erntedankfest und zur Kirmes

In unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft ist so manchem Menschen gar nicht mehr bewusst, wie Getreide, Obst und Gemüse reifen und geerntet werden. Das war früher anders. Als noch viele Menschen auf dem Lande lebten und arbeiteten, gab es auch viele Erntebräuche.

Nach dem Einbringen der letzten Früchte dankte man Gott für eine gute Ernte und für das gute Wetter. Dabei überreichten die Knechte und Mägde ihrem Dienstherrn Geschenke. Anschließend feierte man ein großes Fest, bei dem gesungen, getanzt und gespielt wurde.

Noch heute ziehen in einigen Gegenden Deutschlands schön geschmückte „Erntedankzüge“ durch die Straßen. Auf den von Pferden oder Traktoren gezogenen Wagen liegen Getreide, Früchte und Gemüse. Kinder und Erwachsene ziehen oft alte Trachten an und zeigen einige der alten Erntebräuche.

Oft bindet man auch aus Getreidehalmen schwere Erntekränze und Erntekronen.

Auch in der Kirche gab es schon früh Erntedankfeste, aber erst im 19. Jahrhundert wurde das Erntedankfest in Preußen ein offizieller Festtag. Normalerweise feiert man diesen Tag am ersten Oktobersonntag oder am letzten Sonntag im September. Dann werden die Kirchen mit vielen bunten Gaben aus der Natur geschmückt. Gemeinsam lobt man Gott, der uns Menschen das Leben schenkt und erhält. Und man denkt neu nach über die oft benutzten Worte: „Gott sei Dank!“. Vieles im Leben ist nicht selbstverständlich, sondern Geschenk.

Der Oktober ist aber nicht nur eine Zeit für die Erntedankfeste. An vielen Orten feiert man ein beliebtes und lange bekanntes Fest, das Fest der Kirchweih. In anderen Gegenden heißt es auch Kirmes (Kirchmesse), Kirta (Kirchweihtag) oder Kerwe. Es erinnert an den alten Brauch der katholischen Kirche, den Jahrestag der Einweihung einer Kirche zu feiern. So ist auch heute noch der gemeinsame Kirchgang mit Festgottesdienst am Sonntag ein wichtiger Teil dieses Festes.

Immer mehr wurde das Kirchweihfest aber zu einem beliebten Volksfest, das oft drei bis vier Tage andauert. Eigentlich war es ein Dorf- und auch ein Familienfest. Man aß und trank viel und war vergnügt. Im Freien und auf dem Saal wurde getanzt. Von Dorf zu Dorf waren die Traditionen und sind sie bis heute verschieden.

Auch heute noch ist das Kirchweihfest in den Dörfern häufig eine Zeit des gemeinsamen Feierns und des Sich-Begegnens. Das Fest ist laut, und es wird kräftig gefeiert. Der eigentliche Anlass ist dabei jedoch nicht mehr zu erkennen. Der Charakter der Kirmes hat sich verändert.

Danken wir Gott, dass wir unsere Kirchen in unseren Dörfern haben, die uns christliche Gemeinschaft schenken und unseren Glauben im Alltag und Miteinander stärken.

Ihr Pfarrer Tobias Reinhold