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Höhberg Echo
Ausgabe 10/2023
Aus der Geschichte
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Neue Sonderausstellung zum Umgang mit der DDR-Geschichte am Grenzmuseum Schifflersgrund

Die DDR hat´s nie gegeben.

Besucher bei der Besichtigung der neuen Sonderausstellung im Grenzmuseum Schifflersgrund

Wolfgang Ruske, Mitbegründer bis heute Vorsitzender des Trägervereins, an der Infotafel zur Geschichte des Grenzmuseums Schifflersgrund

Asbach-Sickenberg. Das Grenzmuseum Schifflersgrund präsentiert ab sofort die Sonderausstellung „Aufarbeitung. Die DDR in der Erinnerungskultur”, die anhand von kurzen Texten und prägnanten Fotos vom Umgang mit der Geschichte der SED-Diktatur und der staatlichen Teilung seit dem Ende der DDR erzählt. Ergänzt wird die 20 Plakate umfassende Schau durch eine Informationstafel zur Geschichte des Grenzmuseums Schifflersgrund.

Seit ihrem Ende wird die DDR akribisch archiviert, in unzähligen Büchern analysiert, in Ausstellungen musealisiert, auf Podien diskutiert, in Filmen und Theaterstücken neu inszeniert, in Lehrpläne integriert und bei Familienfeiern immer wieder aufs Neue referiert. All dies ist Teil der Aufarbeitung der SED-Diktatur, die bis heute nicht abgeschlossen ist. In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung war die Vergangenheit der deutschen Teilung allgegenwärtig. Bis dahin streng geheime Archive wurden herangezogen, um erlittenes Leid zu dokumentieren, Schuld oder Unschuld zu beweisen, die eigene Politik zu legitimieren oder den politischen Gegner zu diskreditieren. Damals wurden Worte neu gebildet oder geprägt, die bis heute Emotionen wecken, wie etwa Evaluation und Abwicklung, Rehabilitierung und Restitution, gaucken, Treuhand, Wendehals, Seilschaft, Jammerossi oder Besserwessi. Geschichte konnte Freud und Leid zugleich bedeuten, etwa wenn ein Wohnhaus oder ein Gartengrundstück wieder den ehemaligen Eigentümern zugesprochen wurde, die von der SED in den Westen vertrieben worden waren. In den 1990er Jahren wurden in Ostdeutschland unzählige Straßen umbenannt. Die meisten Denkmäler und Kunstwerke, die an den untergegangenen Staatssozialismus erinnerten, wurden aus dem öffentlichen Raum entfernt. Während eine wachsende Zahl von Gedenkstätten und -zeichen, Straßen und Plätzen an Opposition und Widerstand sowie an die Opfer der Diktatur erinnert, zieren die Symbole der DDR bis heute so manche Datsche, werden trotzig auf Demonstrationen gezeigt oder zur Verkaufsförderung auf Lebensmittelkonserven gedruckt. Über den Ort der DDR in der Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutschland wird nach wie vor gestritten. Erst langsam entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, dass die vergangene Zeit der Zweistaatlichkeit die gemeinsame Geschichte aller in Deutschland lebenden Menschen ist.

Autoren der Ausstellung sind der Historiker Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung Aufarbeitung und der Historiker und Publizist Stefan Wolle, Wissenschaftlicher Direktor des DDR-Museums Berlin. Sie waren und sind zugleich Akteure dieser Aufarbeitung, wenn auch mit unterschiedlicher generationeller sowie ost-westdeutscher Prägung. Für die Gestaltung zeichnet der Leipziger Grafiker Thomas Klemm verantwortlich.

Die Ergänzungstafel zur Geschichte des Grenzmuseums Schifflersgrund wurde von den Mitarbeitern der Gedenkstätte konzipiert und zeichnet die Entwicklung der Einrichtung von der ehrenamtlichen Initiative und der Eröffnung am 3. Oktober 1991 über mehr als drei Jahrzehnte bis zur laufenden Neugestaltung nach. Auch die Vorgeschichte als Todesort und die Errichtung der Mahnstätte am Schifflersgrund am 17. Juni 1982 wird dargestellt. Ein QR-Code verlinkt zur Folge „Erinnerungsort“ aus der Podcastserie „Grenzbegegnungen“, die jüngst von Jugendlichen produziert wurde.