In bester Gesellschaft: junge Menschen treffen am Lagerfeuer auf Zeitzeugen aus dem Eichsfeld.
Ein Lagerfeuer als Mittelpunkt spannender Geschichten und guter Gespräche.
Asbach-Sickenberg. Welche Geschichten erzählt das Grüne Band? Dieser Frage gehen derzeit acht Jugendliche sowie vier Jugendleiterinnen und Jugendleiter nach. Im Rahmen einer viertägigen Schulung des BUND Thüringen und der BUNDjugend Thüringen wandern sie vom Grenzmuseum Schifflersgrund nach Frieda. Unterwegs erkunden sie Spuren der deutschen Teilung und Schätze der Natur, die sich ausgerechnet im Schatten der menschenfeindlichen Grenze entwickelt haben.
Bereits am ersten Tag gab es viel zu entdecken. Neben einem Besuch des Grenzmuseums Schifflersgrund war ein besonderer Höhepunkt das gemeinsame Lagerfeuer mit Zeitzeugen im Hofcafé Sickenberg. Mit dabei war auch Bernhard Köthe. Der gebürtige Eichsfelder floh 1979 im Alter von 23 Jahren aus der DDR. Sieben Jahre lang hatte er sich auf diese Flucht vorbereitet, unter ständiger Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Auch Horst Zbierski wurde von der Stasi überwacht. Der Wahlhäuser blieb jedoch in der DDR und erlebte 1989 die Proteste und die Grenzöffnungen im Eichsfeld. An diese Zeit konnte sich auch Ernst Martin aus Eschwege gut erinnern, der damals beim Bundesgrenzschutz tätig war und somit eine Westperspektive einnahm.
Im Dialog über Grenzen kam es am Lagerfeuer zu einem lebendigen Austausch zwischen den Generationen. Das Grüne Band sowie die Liebe zur Natur waren dabei ein starkes verbindendes Element - ganz zur Freude von Karin Kowol vom BUND Thüringen. „In Zeiten, in denen Grenzen wieder geschlossen und politische Auseinandersetzungen mit Waffen geführt werden, ist es umso wichtiger, dass junge Menschen für unsere Geschichte sensibilisiert werden und erfahren, wie Grenzen friedlich überwunden werden können“, sagte die Organisatorin der Schulung. „Gleichzeitig lässt sich am Grünen Band erleben, wie ein artenreicher Biotopverbund friedlich und gemeinsam erhalten werden kann.“
Bereits der erste Tag der Schulung bot in dieser Hinsicht viele Anregungen und Impulse. Nach drei Stunden am Lagerfeuer verabschiedeten sich die Zeitzeugen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zogen sich in ihre Schlafsäcke zurück und verbrachten die Nacht größtenteils unter freiem Himmel. In den nächsten Tagen wandern sie dann über die Gobert und Großtöpfer bis nach Frieda - immer auf den Spuren der Geschichte und der Natur, die sich daraus entwickeln konnte.
Hintergrund: Im Schatten des Eisernen Vorhangs entwickelte sich ein einzigartiger Rückzugsraum für die Natur, der noch immer eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Gleichzeitig steht das Grüne Band für die Aufarbeitung der Geschichte: Nicht nur Deutschland, auch Europa war durch den Eisernen Vorhang getrennt. Heute arbeiten 24 Länder beidseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs gemeinsam am Schutz dieser Landschaft als Biotopverbund und Erinnerungsort. Sogar an einer möglichen Ausweisung des Grünen Bandes Europa als Weltkultur- und naturerbe wird gearbeitet.
Die Schulung findet statt im Rahmen des Projektes „Verschwundene Orte und verschwundene Arten - Spurensuche am Grünen Band“. Finanziert wird es von der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien im Bundesprogramm „Jugend erinnert“, unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur“. Weitere Förderpartner sind die Stiftung Naturschutz Thüringen und die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen.