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Uhlstädt-Kirchhaseler Anzeiger
Ausgabe 6/2024
Bildung
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Grundschule "Heinrich Heine"

UNESCO- Projektwoche in der UNESCO- Grundschule Uhlstädt

Perspektivwechsel und ein Hauch von Esperanto in den Hallen unserer Schule

Sich immer wieder neu zu erfinden und unseren Kindern die Möglichkeit bieten die Welt besser zu begreifen, um sie nachhaltig zu bewahren, ist unser pädagogisches Dogma. Als einzige UNESCO-Grundschule Thüringens haben wir uns verpflichtet die Werte der Unesco den Kindern bewusst zu machen. Dabei geht es nicht nur um die großen Weltkulturerbestätten und um immaterielles Weltkulturerbe, vielmehr um die Vielfältigkeit der Menschheit, der Sprachen, der Natur und unserer Ressourcen. Eine große Rolle spielen für uns als UNESCO-Schule die 17 UN Ziele für nachhaltige Bildung (BNE Ziele), die langfristig in allen Schulen verankert werden sollen und als Qualitätskriterium und Standard für erfolgreiche Lernergebnisse stehen. Wir betrachten uns diesbezüglich als Art Vorreiter in der pädagogischen Arbeit mit viel Freiraum zum Experimentieren. Als ländliche Schule ist es einfach auf die Umwelt, den Schutz unseres Naturraumes, unserer Ressourcen, Klima und nachhaltige Entwicklung in der Gemeinde einzugehen. Diese Themen sind täglich präsent und für unsere Schützlinge greifbar. Durch unseren Revierförster Herrn Meißner arbeiten wir regelmäßig mit, im und am Schutzraum Wald und legen bei unseren Kindern immer wieder den Finger in die Wunde, dass es unser aller Verantwortung ist diesen Lebensraum im Kampf gegen den Klimawandel zu pflegen.

Ein weiterer Schwerpunkt, an dem wir als Kollegium arbeiten ist die Demokratie- und Friedenserziehung. Eine Demokratie darf und soll alle Meinungen und Perspektiven ertragen können, um den Frieden zu bewahren. Es liegt an uns der kommenden Generation zu vermitteln, dass wir nur in Frieden gut leben können, und dass man Konflikte niemals mit Waffen und Gewalt, sondern nur mit Gesprächen löst.

Um möglich vielfältig und greifbar viele der BNE Ziele ganzheitlich umsetzen zu können, haben wir für unsere UNESCO-Projektwoche Unterstützung vom „Eine-Welt-Netzwerk- Thüringen“ geholt. Sie haben uns ermöglicht die Facetten der Welt in unsere kleine Dorfidylle zu holen. Mit fantastischen ReferentInnen aus verschiedenen Ländern wie Kanada, Mexiko, Indien und China, sowie wunderbaren Weltenbummlern konnten wir den Kindern Einblicke in fremde Kulturen, globale Probleme, Fair Trade und internationales Miteinander durch sprachliches Esperanto und Tanz bieten. In zehn altersgemischten Lerngruppen lernten unsere Zweit- bis Viertklässler wichtiges über die Kinderechte und das Aussterben indigener Kulturen in Mexiko, über den fairen Anbau von Tee und Schokolade, die Kultur Papa-Neuguineas oder etwas über die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll. Bewegt und voller Begeisterung lehrte Meister Cheng den Kindern chinesische Kampfkunst und in der Turnhalle wurde zu den Rhythmen der Welt gegroovt. Ernst und spannend wurde es im Workshop „Was ist drin in unseren Handys“? Die Kinder durften alte Handys zertrümmern und analysieren, welche Rohstoffe und Metalle in Handys verarbeitet werden. Dabei wurde ihnen vor allem bewusst, was der Mensch an natürlichen Ressourcen für unseren ständig wachsenden Luxus verschwendet. Das Weben von Stoffen und das Aufarbeiten alter Textilien führten den Kindern vor Augen, wie mühsam die Herstellung von Stoffen ist.

Am letzten Tag wurden alle Workshops von den Kindern auf unterschiedlichste Weise in der Turnhalle präsentiert, sodass jedes Kind sehen und erfahren konnte um was es in den anderen Gruppen ging. Wir als Lehrerinnen und Erzieherinnen waren absolut fasziniert von so viel Hingabe, Abwechslung und Buntheit. Am meisten überraschten uns aber die stillen und ruhigen Kinder, die über sich hinauswuchsen und vor über 100 Kindern zum ersten Mal Erlebnisse und Ergebnisse zusammenfassten und erklärten. Wir haben wahrhaftig bei vielen Kindern Flügel wachsen sehen. Beflügelte Kinder, die sich beim Präsentieren mutig ihrer Angst vorm Sprechen stellten.

Die belebenden Projekttage waren für alle Beteiligten eine Bereicherung. Die neuen Gesichter, die spannenden Persönlichkeiten und das Sprachenwirrwarr bekräftigte die Kinder außerdem darin keine Angst vor anderen Kulturen und Sprachen zu haben. Ein Miteinander braucht nicht zwingend eine gemeinsame Sprache, sondern Neugier, Offenheit und ein herzliches Lächeln.

Madlen Möller