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Uhlstädt-Kirchhaseler Anzeiger
Ausgabe 7/2025
Wissenswertes
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Wissenswertes

Im letzten Rudolstädter Heimatheft (71. Jg. (2025), Heft 1 /2) ist auf Seite 19/20 ein Artikel über "Die Jubiläen des Jahres 2025 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt" abgedruckt. In ihm steht, dass die drei Haseldörfer 775 das erste Mal in einer Urkunde schriftlich erwähnt sind und im Jahre 2025 das 1250-jährige Ortsjubiläum feiern können. Das entspricht jedoch nicht dem aktuellen Stand der Geschichtsforschung, weshalb an dieser Stelle die Aussage richtig gestellt werden soll.

(Kirch)Hasel ist zweifellos eine der ältesten Siedlungen in der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel und im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Namensforscher schlussfolgern aus dem Ortsnamen, dass die germanische Siedlung im 6./7. Jahrhundert entstanden sein könnte. Deubler[1] schreibt dazu: "Bei aller Vorsicht ist aber anzunehmen, dass einige Ortsnamen des Kreisgebietes (wie z.B. Hasela) in thüringische oder frühe fränkische (6./7. Jh.), somit in vorslawische Zeit zurückreichen". Mägdefrau[2] ordnet die Entstehungszeit der Orte mit der Namensendung -a, aha, und -mar sogar in die Zeit der Völkerwanderung ein, was durch weitere Forschungen noch kritisch geprüft werden muss. Unter- und Oberhasel sind Ausgründungen von (Kirch)Hasel, die wahrscheinlich im Hochmittelalter (1000-1250 n.Chr.) entstanden sind.

Für Feiern von Ortsjubiläen sind jedoch immer die ersten schriftlichen Erwähnungen eines Ortes in archivierten Urkunden relevant. Als erste sichere schriftliche Ersterwähnung von (Kirch)Hasel gilt offiziell nicht das Jahr 775[3], wie in den o.g. Artikel des RHH angegeben, sondern das Jahr 1305[4], wie das Thüringische Hauptstaatsarchiv Weimar auf Nachfrage von mir am 31.3.2005 bestätigte. Deshalb wurde im Jahre 2005 die 700-Jahr-Feier der Ersterwähnung in Kirchhasel begangen. 1417 wird erstmals zwischen den drei "Haseldörfer" in einer Urkunde, die alle zum Amt Rudolstadt gehörenden Orte aufführt, unterschieden.[5] Oberhasel wird allerdings schon im Lehnbuch Friedrich des Strengen[6] erstmals urkundlich erwähnt. In dem Lehnbuch sind die Belehnungen jedoch nur selten datiert. Deshalb galt das Jahr des Beginns der Eintragungen 1349 ursprünglich als das Jahr der Ersterwähnung von Oberhasel. Dem im Jahre 1999 begangenem 650-jährige Ortsjubiläum lag damals jedoch eine falsche Information von Dr. Deubler zu Grunde. Denn die Mehrzahl der Belehnungen fällt auf das Jahr 1350, einzelne wenige auf die Jahre 1351. Der Eintrag der Lehen des Heinrich von Synderstet unter anderem "czu Ubirn Hasela" erfolgte wohl noch später. Denn es fällt auf, dass Heinrich von Synderstet seine Lehen nicht von Friedrich III. (dem Strengen), sondern von seinen (Lehns-)Herren Friedrich IV. (dem Streitbaren, 1381-1428), Wilhelm II. (dem Reichen, 1381-1425) und Georg (1381-1401), den Söhnen von Friedrich III., bestätigt bekommen hat. Das kann aber erst nach dem Tode des Vaters 1381 und nach der Erbteilung 1382 erfolgt sein. Ein Vergleich der Handschriften der Schreiber, die die Lehen beurkundet haben, lässt vermuten, dass der Eintrag der Synderstet'schen Lehen zu Oberhasel erst um 1390 erfolgte.

Die urkundlichen Ersterwähnungen sind nach derzeitigem Erkenntnisstand: 1305 für Kirchhasel, 1390 für Oberhasel und 1417 für Unterhasel, woraus sich die entsprechenden Ortsjubiläen ableiten.

Jürgen Weyer

Riethtalgasse 17, OT Kirchhasel

07407 Uhlstädt-Kirchhasel

https://weyer-kirchhasel.jimdofree.com

E-Mail: juergen.weyer@t-online.de

Telefon: 03672-423824

[1]

Beiträge zur Archäologie und Besiedlungsgeschichte des Kreises Rudolstadt. Teil 5: Völkerwanderungs- und frühdeutsche Zeit. RHH 15. Jg. (1969), S. 111-119

[2]

Vom Thüringer Königreich bis zum Ende der Sächsischen Kaiserzeit 531-1024. Thüringen in frühen Mittelalter. Verlag Rockstuhl Bad Langensalza, 2004, S. 106

[3]

Monumente Germania Historica. Diplomata: Die Urkunden der Karolinger, Bd. 1, Hannover 1906, Nr. 106.

Das darin erwähnte „Hasalaha“ bezieht sich wohl auf Klosterhäßler im Burgenlandkreis

[4]

Grundstücksverkauf des Grafen von Orlamünde an das Kloster Ichtershausen, den Ulrich von Hasela aus Zeuge unterschrieben hat. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv QQ I f Nr. 38

[5]

LATh-StA Rudolstadt: Archivum commune 227

[6]

Lippert/Beschorner: Das Lehnbuch Friedrich des Strengen. Verlag Teubner, Leipzig, 1903, S. 214