Liebe Leserinnen und Leser,
Ferienzeit bedeutet für viele ja auch Reisezeit. Endlich mal raus aus dem Alltag, Belastendes hinter sich lassen, Neues entdecken, Fremdes erleben!
Ferienzeit, das ist eine gute Gelegenheit, einmal gewohnte und ausgetretene Wege zu verlassen und unbekannte Wege zu beschreiten. Die Welt mit anderen Augen sehen - ohne Zeitdruck, Hektik oder Stress, den Tag einfach so nehmen, wie er geschenkt wird. Für eine begrenzte Zeit im Jahr einmal im eigenen Rhythmus zu leben.
Verständlicherweise ist deshalb die Urlaubszeit für viele eine ganz besondere, ja vielleicht sogar die schönste Zeit überhaupt. Große Erwartungen sind das an die wenigen Urlaubswochen im Jahr. Ob sie sich wohl erfüllen lassen? Ob zwei Wochen Pauschalreise ans Meer oder in die Berge ausreichen, um für den Rest des Jahres genügend Kraft zu schöpfen und aufzutanken?
Und was ist, wenn sich nicht alle Sorgen und Probleme einfach abschütteln lassen? Wenn diese sich sogar mit ins Gepäck geschlichen haben: der Stress am Arbeitsplatz, die Sorge um die Gesundheit, Ärger in der Familie, vielleicht eine Enttäuschung oder auch eine Traurigkeit …
Beim Kofferpacken können wir uns genau überlegen: Was brauche ich? Was muss unbedingt mit? Was kann ich zurücklassen? Aber das, was uns gerade bewegt oder belastet, lässt sich eben nicht so einfach zu Hause zurücklassen. Wir nehmen es mit uns, wie wir ja immer mit unserer ganzen Lebensgeschichte unterwegs sind: auf dem Weg in den Urlaub, auf dem Weg durch unser Leben.
Möglicherweise haben wir gerade im Urlaub endlich auch einmal die Gelegenheit, den eigenen Gefühlen nachzuspüren, Gedanken und Gefühle zuzulassen, für die im Alltag kein Platz zu sein scheint. Was aber, wenn unsere Lasten zu groß werden, wenn uns die Angst im Nacken sitzt, die Sorge um die Zukunft zur Belastung wird?
Jesus Christus hat dazu einen ganz ermutigenden Satz gesagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).
Was für eine wunderbare Einladung. Da bin ich willkommen, in allerbester Urlaubsstimmung und auch dann, wenn mich plötzlich eigene Sorgen oder Nöte bedrängen.
Da ist einer, dem sind wir dann nicht zu viel, der sieht nicht nur unsere leichten Sonnenseiten an, der belächelt und verharmlost nicht, der vertröstet nicht. Vielmehr will er stärken und erquicken. Was für ein wohltuendes und einladendes Wort, das Jesus hier an uns richtet.
Erquicken. Wie das wohl aussieht? Etwa wie vierzehn Tage Urlaub am Strand? Vielmehr ist es doch die Gewissheit, dass Jesus unser Leben begleitet, dass er uns nahe bleibt, gerade wenn wir viel zu tragen und zu ertragen haben. Nahe in leichten, unbeschwerten Urlaubszeiten und nahe, wenn Schweres auf uns lastet.
Mit herzlichen Grüßen!
Ihr Pfarrer Martin Goetzki