Im gemeinsamen Austausch: Landwirte des Wartburgkreises mit Landrat Dr. Michael Brodführer (vorne, 3.v.re.) und dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Eisenach/Bad Salzungen, Florian Andersek (vorne, 2.v.re.)
BREMEN. Die Agrargenossenschaft Rhönperle e.G. war Gastgeber der diesjährigen Erntepressekonferenz, die regelmäßig im Wartburgkreis stattfindet und Mitte Juli in Bremen veranstaltet wurde. Rhönperle-Geschäftsführer Thomas Fischer stellte den Betrieb vor.
„Die traditionelle Erntepressekonferenz mit dem Landrat, zu der mein Vorgänger Reinhard Krebs regelmäßig einlud, führe ich gerne fort. Es ist ein gutes Format, um mit den Landwirten die vorhandenen Probleme direkt zu besprechen. Größter Kritikpunkt: bürokratische Überregulierungen. Wir müssen unseren Landwirten mehr Vertrauen schenken“, betont Landrat Dr. Brodführer.
Zum aktuellen Stand der Ernte im Wartburgkreis informierte der Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Eisenach/Bad Salzungen, Florian Andersek, und sprach über Schwierigkeiten und Herausforderungen vor denen die Landwirte im Wartburgkreis stehen. Im vergangenen Jahr gab es 387 Landwirtschaftlich Betrieb: Neben- und Haupterwerb, GbR, Agrargenossenschaften, GmbH und GmbH & Co. KG mit Sitz im Wartburgkreis. Bewirtschaftet wurden rund 62.500 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Davon sind 36.174 Hektar Ackerland, 26.329 Hektar Grünland. Hinzu kommen 303 Hektar sogenannte Landschaftselemente. Auf ca. 23.836 Hektar wurde im Herbst 2023 das Wintergetreide und Winterraps bestellt.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von 42 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen leicht unter dem Vorjahresergebnis von 42,2 Millionen Tonnen. „Bauernpräsident Rukwied wies mit Blick auf die diesjährige Kombination von höheren Niederschlagsmengen und steigenden Temperaturen, auf ein erhöhtes Risiko für Pilzbefall hin. Bei der weiteren deutlichen Reduzierung in der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und Wirkstoffen durch die deutsche Gesetzgebung, wird das den Anbau von Getreide in Deutschland bedrohen“, berichtet Andersek.
Der Thüringer Bauernverband unterstreicht: „Anders als in den vergangenen Jahren, gab es in diesem Frühjahr viel Regen und die Tagestemperaturen hielten sich auf einem moderaten Niveau. Die Kulturen wie Getreide und Raps konnten sich gut entwickeln“, führte der Vorsitzender des Kreisbauernverbandes weiter aus.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Betriebe des Wartburgkreises in der Wintergersteernte. Territorial ist der Erntefortschritt sehr unterschiedlich. Die Erträge bewegen sich zwischen 45 und 72 dt/ha. Teilweise war auch in diesem Jahr Schmachtkorn und feuchtes Stroh wieder ein Problem in der Qualität.
Bei der Futterernte konnten bedingt durch die hohen Niederschlagsmengen in diesem Jahr sehr gute Erträge beim ersten Schnitt verzeichnet werden. Vielerorts konnte auch schon der zweite Schnitt eingebracht werden mit guten Erträgen. Die Regenschauer im Juni und Juli erschwerten mancherorts die Heuernte, sodass bei den meisten vorrangig Silo von den Grünlandflächen bereitet wurde. „Alles in allem kann von einem guten „Futterjahr“ sprechen, da auch der Mais regelrecht von den Regenschauern profitiert“, freut sich Florian Andersek.
Der Tierbestand im Wartburgkreis ist im Vergleich zu den Vorjahren in Bezug auf Anzahl der Halter und Tierbestände rückläufig. Waren es 2018 noch 32.629 Rinder und 12.424 Schweine sind es aktuell noch 26.106 Rinder und 9.605 Schweine. Neben den traditionellen Bestell-, Pflege- und Erntearbeiten auf dem Feld, gab es für die Landwirte im Wartburgkreis auch im zurückliegenden Jahr weitere große Herausforderungen. Die digitalen Antragstellungen zum KULAP (Kulturlandschaftsprogramme) oder zur Agrarförderung waren weiterhin eine personal-, kosten- und zeitaufwendige Herausforderung. Die geplante Einführung
eines digitalen Flächenregisters würde weitere bürokratische Doppelbelastungen mit sich bringen. „Es wurde daher, auch mit Unterstützung der Landwirte aus unserer Region, eine Petition mit über 3.000 Unterschriften, zur Verschiebung dieses Flächenregisters beim Thüringer Landtag eingereicht“, sagt Andersek. „Auch gegen diese Politik haben zum Jahreswechsel viele Landwirte des Wartburgkreises in Berlin, Erfurt und in der Region demonstriert. Die friedlichen Proteste wurden durch die Bevölkerung überwiegend positiv reflektiert. Ein Dank hier nochmals für das Verständnis unserer Probleme, die ja auch oft die Probleme anderer Wirtschaftszweige und der Bevölkerung sind.“
Kritisch betrachtet der Kreisbauernverband die geplante Erweiterung der Zonen des Biosphärenreservates Rhön. „Dies komme einem kalten Entzug der Bewirtschaftungsmöglichkeiten und teilweise der Eigentümer der betroffenen Flächen gleich“, so Andersek. „Der Kreisbauernverband Eisenach/Bad Salzungen e.V. hat daher an den Thüringer Umweltminister Stengele einen Brief geschrieben und ihn aufgefordert die Gesetzesänderung nicht durchzuführen. Das länderübergreifende Projekt Biosphärenreservat Rhön erfüllt in seiner Gesamtheit bereits die UNESCO Vorgaben. Eine Erweiterung der Zonen in Thüringen ist daher nicht notwendig.“