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Wurzbacher Stadtkurier Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Wurzbach
Ausgabe 8/2025
Nichtamtliche Bekanntmachungen
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Nichtamtliche Bekanntmachungen

Wächter der Nacht

Nein, es sind nicht die Fledermäuse gemeint, die sich im alten Möbelwerk eingenistet hatten und über lange Zeit den Abriss des Gebäudes verhinderten. Jetzt sind sie ausgezogen und nun kann es endlich losgehen. Hoffentlich bleibt dann der Schutt nicht liegen, denn Dreckhaufen gibt es schon zur Genüge in Wurzbach.

Doch nun zurück zu den Wächtern der Nacht.

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Wurzbach zwei Nachtwächter, welche Angestellte der Gemeinde Wurzbach waren. Dies waren im Jahr 1926 Hugo Unbehaun und Albin Röstel. Aber was gehörte nun eigentlich zu ihren Aufgaben?

Auf ihren Kontrollgängen durch unser Städtchen, vom Ortsanfang bis zum Ortsende, achteten sie auf vielerlei Dinge, so unter anderem auf Ruhe und Frieden in den Straßen und Häusern. Sind die Lichter gelöscht? Laufen keine Hunde durch den Ort? Sind die Menschen in ihrem zu Hause? Ganz besonders kontrollierten sie die Wirtshäuser, die nur bis 24.00 Uhr öffnen durften. War das nicht der Fall, so gingen die Nachtwächter ganz konsequent gegen die Wirtshaushocker, so wurden die genannt, die ihren Weg nicht nach Hause fanden und dem Alkohol sehr zugetan waren, vor. Sie mussten umgehend ein Strafgeld zahlen und wurden vom Nachtwächter nach Hause geschickt. Auch der Wirt zahlte eine Strafe, da er die Schließzeit nicht eingehalten hatte.

Die Nachtwächter waren geachtete Männer, da sie für Ordnung und Ruhe in der Nacht sorgten. Trunkenbolde gingen ihnen aus dem Weg und auf manchem Schleichweg torkelnd nach Hause.

Nachtwächter war kein gut bezahlter Job, oft nur ein Zubrot, welches sich die Männer verdienten.

In Wurzbach gab es für die Ausübung dieser Tätigkeit ein ausgeklügeltes System. An einigen Häusern im Stadtgebiet waren Metallkästen angebracht, in denen sich die Wächterkontrolluhr JSGUS No.1 befand.

Bei ihrem Rundgang liefen die Nachtwächter diese eisernen Schlüsselkästen gezielt an, öffneten sie und registrierten so die Uhrzeit. Man konnte genau feststellen, wann der Nachtwächter an dieser Stelle des Ortes vorbeigekommen war. Somit hatte die Gemeinde eine Kontrolle, falls es zu Vorkommnissen in der Nacht kam.

Der Nachtwächter war nicht im Besitz einer Waffe. Bei Vorfällen wurde sofort der Polizeibeamte Hoffmann gerufen, der in das Geschehen eingriff.

An welchen Häusern befand sich denn nun so ein eiserner Kasten?

Hierzu fanden wir in Aufzeichnungen und Dokumenten aus dem Jahr 1926 folgende Standorte:

Bei August Lipfert in der Leutenberger Straße 250, am Pfarrhaus, bei August Spröh in der Lobensteiner Straße 26, weiterhin bei Heinrich Meinhardt am Höhsteig 185 sowie bei Harry Stadler in der Lehestener Straße 111 und in der Lehestener Straße 96 bei Richard Bonziak.

Die Wächter der Nacht würde ich mir heute wieder wünschen. Vielleicht gäbe es dann weniger Unfug, Einbruch, Vandalismus und so manche Untat könnte verhindert werden.

Aber leider, leider wird nicht jeder Wunsch erhört. Selbst die Fledermäuse haben sich verkrümelt. Gute Nacht!