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Stadtanzeiger
Ausgabe 2/2025
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Gleich vorweg gesagt -NEIN-

Generell und meist nicht öffentlich publiziert, führt die Stadt Weißensee abschnitts- und quartierweise Rattenbekämpfungen im gesamten Stadtgebiet durch.

In der Regel geschieht dies in der Kanalisation; Rattenbekämpfungen werden vorrangig hier durchgeführt. Das Belegungsgebiet umfasst je nach Örtlichkeit ca. 20 Prozent des Stadtgebietes. In der Regel kommen also alle Straßenzüge im Rhythmus von 5 Jahren an die Reihe. Sollten überproportionale Meldungen aus der Bevölkerung in einem Gebiet auftreten, verkürzen wir den Zeitraum und reagieren sofort (Bekämpfung nach Preiseinholung und Vergabe der Leistung).

Nur ausnahmsweise, wie gerade im Bereich der Stadtmauer geschehen, werden Köderboxen oberirdisch fachgerecht aufgestellt.

Mit den Köderfallen werden die Köder durch eine spezielle Fachfirma ausgelegt, mindestens drei Mal auf Fraß kontrolliert und bei entsprechendem befriedigenden Ergebnis zurückgebaut.

Das aufgewandte Jahresbudget der letzten 10 Jahre bewegte sich zwischen ca. 1.500 bis über 4.000 Euro; Tendenz steigend.

Eine Besonderheit hat die Stadt allerdings im Vergleich zu den meisten anderen Städten zu bieten und das ist unsere fast vollständig erhaltene, umlaufende, mittelalterliche Stadtmauer.

Aufgebaut aus zwei Mauern (innere und äußere Mauer), sind die Zwischenräume seit dem Mittelalter wohl aus Kostengründen mit dem damals anfallenden Schutt aufgefüllt.

Generell ist die Stadtmauer also auf hunderte Meter porös und löchrig wie ein Schweizer Käse. Eine Ratte ist hier wohl in der Lage, innerhalb der zwei Mauern 50 Meter und mehr zurückzulegen.

Teilabschnitte wurden und werden je nach Förderung und Eigenmittelbestand bereits seit Jahrzehnten saniert. Nahezu unmöglich ist es aber, alle Löcher technisch zu verschließen.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Stadtgebiet sowohl durch den Hauptgraben als auch die Sächsische Helbe komplett gequert wird. Bis zu den 90-er Jahren fanden jährlich Rattenbekämpfungen durch die Gewässerbewirtschafter statt. Dies ist leider aber seit Jahren nicht mehr gegeben, sodass ein verstärkter, kontinuierlicher Zulauf der Ratten in das Kanalsystem und andere für die Population geeignete, leerstehende oder mit Kleintierhaltung versehene Grundstücke erfolgt.

Ähnliche Effekte können Sie auch in anderen Städten wie Erfurt oder gerade Arnstadt pressewirksam beobachten.

Grundsätzlich sind wir bei der Rattenbekämpfung immer auf die Mitwirkung, das Verständnis und die Wahrnehmung der Eigenverantwortung der Einwohnerschaft angewiesen.

Melden Sie einen Rattenbefall in öffentlichen Räumen, kümmert sich die Stadt darum, die jeweiligen Flächen von den Ratten zu befreien. Bei privaten Grundstücken sind Sie in den meisten Bundesländern selbst dafür zuständig, Maßnahmen zur Rattenbekämpfung durchzuführen, so auch in Thüringen.

Die Zeitung (TA vom 10.10.2024) berichtete hierzu bereits einseitig. Sicher hatte der geschätzte Schreiber zu viel in den Büchern der Gebrüder Grimm gelesen. Denn dort wurde bereits der Sage nach im Jahre 1284 zu Hameln ein wunderlicher Mann gesehen, welcher es verstand eine größere Anzahl Ratten sichtbar zu machen und aus der Stadt zu führen. Leider ist uns sein Name und seine Telefonnummer nicht überliefert worden, sonst hätten wir bestimmt gern auf ihn zurückgegriffen.

Fachlich im Faktencheck ist uns nur bekannt, dass es vergifteten Ratten von Natur aus fernliegt, sich im Vergiftungsfall bis zum Ort der Giftköderfalle an einen gut einsehbaren Ort zu schleppen, um dann dort ihren qualvollen Tod zu zelebrieren. Wenn man im Internet nach diesem Thema sucht, findet man bei Google hunderte Einträge. Hier ist beispielsweise vermerkt, dass die Aufnahme des Giftes dazu führt, dass die Tiere die Fähigkeit zur Blutgerinnung verlieren und meist innerlich ca. 3 bis 7 Tage nach Giftaufnahme verbluten. Ratten sterben i.d.R. dann an Orten, an denen man sie gerade nicht direkt finden kann.

Auf Facebook https://www.facebook.com/quarks.de/videos/10159982853465564/ findet man z.B. Folgendes auszugsweise:

„Die unheimliche Vermehrung der Ratten

Ratten bekommen extrem viel Nachwuchs. Geht man von einer Geschlechtsreife mit vier Monaten, einer Tragzeit von 23 bis 30 Tagen und einer durchschnittlichen Wurfgröße von acht aus, kann eine einzelne weibliche Wanderratte unter Idealbedingungen in einem Jahr um die 1900 Nachkommen erzeugen. In freier Natur sind es zwar deutlich weniger, aber immer noch 500.

Wie viele es in Deutschland gibt, weiß niemand so genau. Oft wird von einer Ratte pro Mensch gesprochen, diese Zahl halten Fachleute allerdings für zu hoch. Auch die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Ratte kann man nicht seriös berechnen, da sie sich nicht nach dem Gießkannenprinzip in der Stadt verteilen, sondern sich punktuell häufen.

Ratten sind intelligent und hartnäckig

Dumm sind die kleinen Biester wirklich nicht. Sie sind neophob, das heißt, sie vermeiden unbekanntes Futter. Außerdem lernen die Plagegeister: Stirbt ein Tier am Gift im Futter, rühren die anderen das Futter nicht mehr an. Aus diesem Grund setzen Schädlingsbekämpfer Gift mit Antikoagulanzien ein. Das klingt clever - aber ist es auch effektiv?

Kurzfristig ja, meinen Fachleute. Langfristig aber nicht.

Wenn Ratten nur punktuell entfernt werden, kann es sein, dass ein Rudel aus der Nähe den Platz übernimmt, sofern das Futterangebot weiterhin stimmt. Solange sie genügend Seitenarme in der Kanalisation finden, die Menschen regelmäßig Essen ins Klo schmeißen, …Müll nicht sachgerecht entsorgt oder liegen bleibt und verwahrloste Grundstücke Nistmöglichkeiten bieten, werden die Ratten bleiben.“

Jens Peter

Ordnungsamt der Stadt Weißensee