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Stadtanzeiger
Ausgabe 2/2025
Historisches
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Historisches

In diesem Jahr jährt sich die urkundliche Ersterwähnung der Siedlung Waltersdorf zum 725. Mal. Der Heimatverein Waltersdorf e. V. lädt in der Woche vom 28. Juni bis zum 5. Juli 2025 alle Einwohner und Gäste herzlich ein, dieses Jubiläum mit uns gebürtig zu feiern. Es ist für jeden Tag eine Veranstaltung geplant, da sollte für jeden etwas dabei sein.

Nachfolgend habe ich einen Auszug der Waltersdorfer Chronik zusammengestellt.

Die Siedlung Waltersdorf entstand im Zuge der Riedkolonisation im 11. und 12. Jahrhundert1, als typisches flämisches Sackgassendorf. Mit der Gründung der Deutsch-Ordens-Kommende Griefstedt 1234 übernahm die Kommende die Herrschaft über die Dörfer Riethgen, Scherndorf und Waltersdorf. Die Einwohner waren Anspänner und Hintersättler und zu Frohndiensten bei der Kommende Griefstedt verpflichtet. Als Dienstherren verfügten die Komture der Kommende Griefstedt die Verpflichtung der Einwohner, nur in der Mühle der Kommende ihr Getreide mahlen zu lassen, sie unterstanden dem Mahlzwang2. Selbst durfte nur Bier der Kommende getrunken werden, fremdes Bier zu erwerben, stand unter Strafe. Die Pastoren wurden durch die Komture bestimmt.

Die urkundliche Ersterwähnung befindet sich in einem Dokument des Staatsarchiv Marburg vom Jahre 1300, in welchen eine Gerichtsverhandlung zwischen dem Deutschen Haus Griefstedt und Conzelin von Sömmerda wegen einer von letzteren verübten Gewalttat beurkundet wird3. Weitere Urkunden des 14. Jahrhundert bezeugen Landverkäufe bzw. Streitigkeiten. So beurkunden die Johanniter zu Weißensee am 8. November 1338, daß Conrad Petri von Walthemsdorf fünfeinachtel Acker daselbst, welche er von ihnen zu Lehen hatte, dem Deutschen Orden zu Griefstedt für 19 Talente weniger vier Solidus verkauft hat4.

Ein neuer Glockenturm wurde 1595 erbaut.

1625 starb ein großer Teil der Einwohner an der Pest.

Bis zur Auflösung des Deutschen Ordens im Jahr 1809 wurde Waltersdorf gerichtlich sowie kirchlich von der der Kommende Griefstedt verwaltet. Durch die Neuordnung Europas im Wiener Kongreß im Jahr 1815 kommt Waltersdorf an das Land Preußen und wird nun verwaltet vom Amt Weißensee, Regierungsbezirk Erfurt, Provinz Sachsen.

Bis zum Jahr 1852 hatten die Bauern ihre Grundstücke nur in Erbpacht gegen einen mäßigen Erbzins und Handfrohnen im Feld, Garten u. Wiesen; sie hatten selbst bei den Bauten Frohne zu leisten.

Nach der Separation erhielten 11 Bauern aus Waltersdorf die Äcker und Wiesen gegen einen Kaufpreis von 5000 Thalern als Eigentum. Sie waren nun freie Bauern und mussten auch keine Frohndienste mehr leisten.

Über den Bau der Kirche Sankt Andreas gibt es keine Information, diese wurde am 1. Mai 1711 abgerissen. Die neue Kirche wurde nicht auf die alte Stelle, sondern höher gegen Norden, erbaut, damit man den Prospekt davon im Dorfe haben sollte1. Am 2. November 1711 weihte der Pastor Johann Christian Köhler in Gegenwart vieler Fremder den Neubau ein und gab ihr den Namen „Sankt Salvator“. Die Initialen „IM-MO JU-LI AN-NO 17-13“ in der Tonne bezeugen die Fertigstellung der neuen Kirche. Der quadratische Zentralbau im Barockstil ist in unserer Gegend einzigartig. Die Scherndorfer Kirche, welche ebenfalls den Namen „Sankt Salvator“ trägt, ist die Filial-Kirche der Waltersdorfer.

Mit dem Neubau der Kirche wurde der Friedhof im Jahr 1711 vor das Dorf verlegt. Auf dem Friedhof stehen 2 alte Stieleichen, welche seit 1936 unter Naturschutz stehen.

Im Glockenturm, welcher im Jahr 1788 erbaut wurde, hängen 2 von ursprünglich 3 Glocken. Die größere wurde ebenfalls im Jahr 1788 aus einer zersprungenen Glocke aus dem Jahr 1308 neu gegossen. Nach dem 2. Weltkrieg fand man Sie im Hamburger Hafen und brachte die Glocke 1950 nach Waltersdorf zurück5. Die kleinere Glocke wurde 1921 vom Glockengießer Ulrich aus Apolda gegossen6.

Im 19. Jahrhundert baute die Gemeinde Waltersdorf neue Gebäude, so wurde das Gemeindediener- und Armenhaus im Jahr 1842 gebaut7, 1858 verkauft die Gemeinde das alte Schenk- und Backhaus an Wilhelm Schenke, reist das Hirtenhaus ein8 und bautet diese Gebäude an anderen Stellen neu, so kam das Hirtenhaus vor das Dorf (jetzt Haus-Nr. 48) und die Gemeindeschenke mit Backhaus an die Stelle des alten Hirtenhauses (jetzt Haus-Nr. 42, Bürgerhaus). Auch wurden in dem Gebäude ein Kaufladen und ein Eiskeller installiert. Eine Kegelbahn kam auf dem Hof im Jahr … dazu. Nach dem Kauf einer neuen Feuerspritze im Jahr 1869 wurde auch das Spritzenhaus im Jahr 1869 neu gebaut.

1855 richtete die Gemeinde eine Bibliothek ein und setzt damit eine Vorgabe des Landrats von Hagke um9.

Ab dem Jahr 1911 wurde Waltersdorf durch das Elektrizitätswerk Gispersleben mit Strom versorgt10.

Ein Telefon ist seit dem Jahr 1919 im Schenkshaus nachweisbar. Die Schule war im Haus Nr. 23, die letzte Einschulung erfolgte im Jahr 1967, danach gingen die Kinder in Riethgen zur Schule.

Bis zum Jahr 1969 erfolgte die Wasserversorgung durch 5 öffentliche Brunnen, dann wurde die Wasserleitung im Dorf verlegt. Eine Konsumverkaufsstelle wurde 1979 eingerichtet.

Waltersdorf wurde im Jahr 1993 in die Gemeinde Weißensee eingegliedert. Um eine bessere Verkehrsanbindung nach Weißensee und Sömmerda zu bekommen, baute die Stadt Weißensee 1995 den Schwarzen Weg zur öffentlichen Straße aus.

Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramm erfolgte 2009 der Umbau der Gemeindeschenke zum Bürgerhaus.

Durch seine geographische Lage befindet der Ort im Überschwemmungsgebiet der Unstrut und war von vielen Hochwassern betroffen. Diese Gefahr wurde seit dem Bau des Rückhaltebecken Straußfurt eingedämmt. Das Rückhaltebecken Straußfurt wurde1952 bis 1960 gebaut und schwächt die Hochwasserwellen der Flüsse Unstrut und Gera ab, so dass es keine größeren Hochwasser seit den 60ziger Jahren in unserem Ort gab1.

Annette Kruhm

Im Auftrag des Heimatverein Waltersdorf e. V.

1

Entstehung Mittelalterlicher Siedlungsformen in Thüringen, Jakob Müller, S. 144

2

Landesarchiv Wernigerode Aktenbestand A51a Tit I 10 Nr. 28

3

HStAMR Best. Urk. 37 Nr. 703, 1300 Februar

4

HStAM Best. Urk. 37 Nr. 1305, 1338 November 08

5

Waltersdorfer Chronik aus dem Jahr 1968

6

Thür. Staatsarchiv Gotha Regierung Erfurt Nr. 17351 Bl. 35 - 36

7

Stadtarchiv Weißensee, Belege zur Gemeinde-Rechnung Nr. 39, Nr. 96

8

Stadtarchiv Weißensee, Belege zur Gemeinde-Rechnung 1858, Nr. 57

9

Stadtarchiv Weißensee, Belege zur Gemeinde-Rechnung 1855 Nr. 76

10

Zeitung des Weißenseer Kreises am 18.03.1911