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Hörsel-Zeitung
Ausgabe 12/2023
Nichtamtlicher Teil
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Privates Treffen ehemaliger und aktiver Bürgermeister diente auch der Aussöhnung

Am Wochenende vom 17. bis 19. November 2023 trafen sich ehemalige und aktive Bürgermeister aus Kamenica, Kreis Limanova, Kleinpolen Komorniki Kreis Posen Großpolen Schlögen/Mischani Slowakei in Oppeln, Klammer auf Opole Klammer zu einem privaten Treffen. Auf dem Programm stand neben dem Besuch der Stadt Oppeln auch der Besuch des Gottesdienstes der deutschen Minderheit sowie am Volkstrauertag der Besuch der deutschen und polnischen Denkmale für die Schlacht um den Annaberg in Oberschlesien.

Am deutschen Volkstrauertag gedachten die aktiven Bürgermeister Wladyslaw Sadowski (Kamienica), Jan Broda (Komoniki) zusammen mit den ehemaligen Bürgermeistern Michal Kotrady (Schmögen/Smižany) und Torsten Gieß (Wutha-Farnroda) in St. Annaberg der Toten der beiden Weltkriege sowie der deutschen, polnischen und slonsakischen (polnischschlesischen) Gefallenen des Oberschlesischen Bürgerkrieges 1919 - 1921, der durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages zur Volksabstimmung über die Zugehörigkeit von Ost-Oberschlesien ausgelöst wurde.

Die Bürgermeister legten an den Denkmalen für die Toten des schlesischen Bürgerkrieges und die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges Kränze nieder.

Kamienica, im Kreis Limanowa, ist seit 2007 die polnische Partnergemeinde des thüringischen Wutha-Farnroda. Die Gemeinde in den Beskiden besteht aus sechs Dörfern. Kamienica gehörte zwischen 1772 und 1918 zu Österreich. Im Gebiet um Kamienica lebten bis 1945 viele Karpaten-Deutsche. Der Ortsteil Szczawa war von 1940 bis weit in die 1950er Jahre eine Hochburg der polnischen Partisanen, die zuerst gegen die deutsche Okkupation und später gegen die kommunistische Herrschaft in Polen kämpften.

Kamienica ist aber schon seit langem mit Komorniki verschwistert. Diese großpolnische Gemeinde mit inzwischen rund 30.000 Einwohner gehört zu den wirtschaftlich stärksten Gemeinden Europas. 1795 - 1807 sowie 1814 bis 1919/20 gehörten die Ortschaften Komorniki zum Königreich Preußen. Auch hier lebte bis 1945 eine größere deutsche Minderheit. Die Orte gehörten 1919 zum Zentrum des Posener Aufstandes.

Schmögen (slowakisch Smižany, ungarisch Szepessümeg), eine Gemeinde am Rande des ZipserParadies/Slowakischen Paradies, gehörte bis 1918 zum Königreich Ungarn. Bis 1945 lebte in Schmögen, wie in der ganzen Zips Slowaken, Ungarn, Deutsche und Ruthenen (Ukrainer) friedlich nebeneinander. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurden die meisten Deutschen und Ungarn aus der Zips vertrieben. An ihrer Stelle wohnen heute zahlreiche Roma dort.

In Wutha-Farnroda leben heute neben 6000 Deutschen rund 900 Ausländer. Auch zahlreiche Polen und Slowaken leben und arbeiten heute in Wutha-Farnroda.

Die Regelschule Wutha-Farnroda und das Gimnazjum (Gesamtschule) Kamienica sind partnerschaftlich verbunden und haben gemeinsam schon zahlreiche Schüleraustausche in Deutschland, Polen und England durchgeführt.

Vor dem Denkmal für die deutschen Gefallenen der Weltkriege auf dem Friedhof von St. Annaberg/Oberschlesien: v.l.n.r. Torsten Gieß, Bürgermeister a.D. Wutha-Farnroda, Wladyslaw Sadowski, Bürgermeister Kamienica (Kreis Limanowa), Michal Kotrady, Bürgermeister a.D. Schmögen/Smižany, Jan Broda, Bürgermeister Komorniki und Tadeusz Osmańczik, Hotel Alba St. Annaberg