Roland Paul im Januar 2019 bei der Eröffnung einer Ausstellung über die Rolle der Protestantische Kirche im Dritten Reich im Museum im Westrich (Foto: Stefan Layes).
Die Mitglieder des Förderkreises Heimatmuseum der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach trauern um ihren 1. Vorsitzenden und Freund Roland Paul.
Noch am 15. Juni begrüßte Roland Paul im Ramsteiner „Museum im Westrich“ zahlreiche Mitglieder und Gäste zu dem Vortrag „Die Hausschlachtung in Brasilien“. Der Vortrag der Brasilianerin Arieli Bauermann gehörte zum Begleitprogramm der aktuellen Ausstellung „Wellfläsch und Worschtsupp“. Nur wenige Tage später, am 24.6.2023, ist Roland Paul plötzlich und unerwartet verstorben.
Roland Paul war seit 1985 der 1. Vorsitzende des Förderkreises und hat von Beginn an die Entwicklung von Verein und Museum entscheidend geprägt. Schon als Jugendlicher hatte er sich mit Themen der Pfälzischen Geschichte, insbesondere der Auswanderungsgeschichte beschäftigt und damit begonnen, Kontakte zu Nachkommen pfälzischer Auswanderer aufzubauen und zu pflegen. Es war schließlich nicht verwunderlich, dass der Gründer der Heimatstelle Pfalz, Dr. Fritz Braun und dessen Nachfolger Karl Scherer auf ihn aufmerksam geworden sind und ihm eine Anstellung bei der Heimatstelle Pfalz, dem späteren Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, angeboten hatten. Roland Paul konnte somit sein Hobby und seinen Beruf vereinen.
Er hatte sich schon früh durch seine zahlreichen Vorträge und Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Auch als Berater und Mitautor bei der Erarbeitung zahlreicher Ortschroniken und Festschriften war er ein gefragter Fachmann. Sein Forschungsschwerpunkt war die Geschichte der Pfalz, insbesondere die Migrationsgeschichte. Wenn es um die geschichtliche Aufarbeitung ging, dann gab es für ihn keine Abgrenzung zwischen beruflichem und privatem Einsatz, die Übergänge waren fließend.
Neben den Verpflichtungen am Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde waren Roland Paul die Geschichte seiner Heimatgemeinde Steinwenden sowie die der umliegenden Dörfer, aber auch der Auf- und Ausbau einer regionalen Museumskultur ein ganz besonderes Anliegen. So konnte anlässlich des Ortsjubiläums 800 Jahre Steinwenden / 550 Jahre Weltersbach im Jahre 1980 auf seine Initiative hin in Steinwenden ein erstes Museum innerhalb der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach eingerichtet werden.
1982 gründete er gemeinsam mit Konrad Schmitt aus Schrollbach den Heimat- und Kulturkreis der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, ein monatlicher Stammtisch mit regelmäßigen Vorträgen zu Themen aus dem Bereich des Natur- und Denkmalschutzes sowie der Heimatgeschichte. Anlass war der Abriss des historischen protestantischen Pfarrhauses in Steinwenden. Wie so oft, hatte sich Roland Paul zuvor für den Erhalt dieser historischen Bausubstanz eingesetzt.
Nachdem in Ramstein zu Beginn der 1980er Jahre durch den Verwaltungsneubau das alte und historische Rathaus frei wurde, hatte Roland Paul in enger Abstimmung mit dem damaligen Bürgermeister der Verbandsgemeinde sowie den Ortsbürgermeistern die Gründung des Museums im Westrich auf den Weg gebracht. Zur Unterstützung und Förderung des Museums wurde, ebenfalls auf seine Veranlassung hin, am 14. Januar 1984 der Förderkreis Heimatmuseum gegründet. Die Eröffnung des Museums selbst fand im Januar 1987 statt.
Seit der Gründung gab es über 80 Ausstellungen im Museum. Viele wurden von Roland Paul mitgestaltet und durch seine Fachvorträge ergänzt. So auch beispielsweise im letzten Jahr die Ausstellung über die Mühlen in der Verbandsgemeinde. Die Geschichte fast jeder dieser Mühlen hatte er bereits lange vorher verfasst, weil er entweder einen Vortrag dazu gehalten hatte oder es ihm einfach wichtig war, sie dokumentiert zu wissen. Er verstand es, die Menschen mit seinen Vorträgen zu begeistern.
Seinen intensiven Kontakten zu den Nachkommen pfälzischer, insbesondere aber auch Auswanderern aus den Orten der Verbandsgemeinde, war es zu verdanken, dass immer wieder Gäste aus den USA und aus Brasilien anreisten, um die Herkunftsorte ihrer Vorfahren zu besuchen.
Aber auch Fahrten zu den deutschstämmigen Gebieten in den USA und in Brasilien hat Roland Paul organisiert bzw. mitorganisiert. Durch seine Vermittlung und in seiner Begleitung bereiste beispielsweise eine Musikgruppe aus Steinwenden-Weltersbach 1988 die deutschstämmigen Gebiete im Nordosten der USA. Auch bei einer Reise in den Süden Brasiliens im Jahre 1991, geplant von Heinrich Busch aus Obermohr, war Roland Paul Ideengeber und derjenige, der die Kontakte zu den dortigen Auswanderernachkommen herstellte.
Nachdem in den Anfangsjahren des Museums eine alte Apothekeneinrichtung im Museum aufgebaut wurde, ist die Idee entstanden, ergänzend hierzu einen Kräutergarten anzulegen. Diese Idee wurde 1991 in Steinwenden umgesetzt. Das erforderliche Grundstück wurde von Roland Paul sowie seiner Cousine Doris Fouquet zur Verfügung gestellt. Der Kräutergarten wird bis heute von der Kräutergartengruppe des Förderkreises gepflegt.
Eine Herzensangelegenheit war für Roland Paul das Dampfnudelfest. Dieses wurde 1984 erstmals veranstaltet und findet seither jährlich am letzten Samstag im August am Steinwendener Römerturm statt.
Roland Paul war ein bemerkenswerter Mensch und er war ein Idealist. Bestens vernetzt und unermüdlich setzte er sich für den Aufbau sowie die Entwicklung des Museums im Westrich ein. Dafür sind ihm die Mitglieder des Förderkreises zu großem Dank verpflichtet! Darüber hinaus war er den Mitgliedern des Förderkreises aber auch ein sehr guter Freund, der jetzt eine große Lücke hinterlässt.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.