Mannan Amou
Mannan Amou aus Syrien ist eines der neuen Mitglieder im Ingelheimer Beirat für Migration und Integration. Bei den Wahlen im November 2024 wurde der 45-jährige Kurde in das Gremium gewählt. Mannan Amou ist es ein Anliegen, Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, bei der Integration in Ingelheim zu unterstützen. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf Menschen mit Beeinträchtigung, deren Situation er gut nachvollziehen kann. Denn er selbst ist aufgrund einer Schwerbehinderung auf den Rollstuhl angewiesen. „Die Leute haben viele Probleme“, sagt er, „viele wissen nicht, wie es weitergehen soll.“
Mannan Amou ist in Syrien geboren und aufgewachsen. „Vor dem Krieg haben Kurden, Christen und Araber alle gut zusammengelebt“, sagt Amou. Doch 2011 begann der Bürgerkrieg in seinem Heimatland. Im Mai 2015 veränderte sich sein Leben schlagartig. „Es kam eine Rakete“, erinnert er sich. Sie schlug mitten im Wohngebiet ein. „Zwölf Nachbarn sind gestorben“. Er selbst und seine damals schwangere Frau wurden verletzt. „Die Situation war sehr schlecht“, berichtet der gebürtige Syrer. Zurück in ihre Wohnung in Aleppo konnten sie nicht mehr. „Es war alles kaputt. Wir wussten nicht, was wir machen sollen.“
Zunächst flohen sie in die Türkei, wo bereits viele ihrer Landsleute gestrandet waren. Eine Bleibeperspektive gab es nicht. In einem kleinen Boot mit 40 Menschen an Bord ging es schließlich übers Meer nach Griechenland. „Wir haben entschieden, nach Deutschland zu gehen, weil wir hier Familie haben“, erzählt Mannan Amou. Die gefährliche Flucht nahm für ihn und seine Frau ein gutes Ende. Direkt nach der Ankunft in Deutschland kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Der inzwischen Neunjährige und die sechsjährige Tochter sind der ganze Stolz der Eltern. Der Sohn sei sehr gut in der Schule, sehr sportlich und mache Taekwondo, berichtet der stolze Vater. Die Tochter sei auch sehr sportlich, demnächst werde sie eingeschult und freue sich schon darauf.
In Ingelheim fühlt sich die Familie gut aufgenommen und integriert. „Alle hier sind sehr freundlich und hilfsbereit“, betont Mannan Amou. Die Suche nach einem Job jedoch sei für ihn aufgrund seiner Behinderung bislang erfolglos gewesen. „Ich kann leider nicht arbeiten“, sagt er, „aber möchte gerne etwas zurückgeben.“ Aus diesem Grund engagiert er sich im Beirat für Migration und Integration, dem er in der laufenden Wahlperiode erstmals angehört.
Dass zuletzt immer wieder auch Menschen aus seinem Heimatland Syrien in Deutschland Anschläge verübt haben, dafür hat Mannan Amou kein Verständnis. „Das macht mich sehr traurig“, betont er. „Ich schäme mich für diese Leute.“ Alle müssten sich an die Regeln halten, stellt er klar. Er und seine Ehefrau sind glücklich und dankbar, dass sie in Ingelheim eine zweite Heimat gefunden haben, wo sie in Sicherheit leben können. Die jüngsten Entwicklungen in seiner Heimat Syrien verfolgt Mannan Amou sehr aufmerksam. „Was jetzt passiert, ist nicht klar“, sagt der 45-Jährige, den die Erinnerung an Krieg und Terror bis zum heutigen Tag verfolgt. „Bis jetzt habe ich Angst, wenn es plötzlich laut wird, dass eine Rakete kommt.“