hmad Shakib Saboor
Für Ahmad Shakib Saboor ist es selbstverständlich, dass er sich in seiner neuen Heimat Ingelheim ehrenamtlich engagiert. Dafür, dass er hier so gut aufgenommen worden ist, möchte sich der 37-Jährige auch auf diesem Weg bedanken. Konkret tut er dies, indem er sich im Beirat für Migration und Integration engagiert. Außerdem ist er in der Computerwerkstatt des Vereins MütZe aktiv, zählt zum Team der Fahrradwerkstatt und des Repaircafés im MGH.
„Ich will Leuten helfen, wenn ich etwas tun kann“, betont Ahmad Saboor, der in Afghanistan geboren ist. In Deutschland, habe er viel Unterstützung erfahren. Unter anderem von einer deutschen Familie, die ihn nach seiner Flucht wie einen Sohn aufgenommen hat. „Sie haben mir geholfen, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann“, blickt er dankbar zurück.
Dass er in Ingelheim ohne Angst vor Krieg und Terror leben kann, weiß der 37-Jährige sehr zu schätzen. Denn seine Kindheit und Jugend waren von Krieg und Gewalt geprägt. „Ich bin im Krieg geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen“, sagt Ahmad Saboor. Zunächst verbreiteten die Mudschaheddin Angst und Schrecken, später die Taliban. „Mein Vater war Ingenieur“, erzählt Ahmad Saboor. Für die Islamisten sei er ein Ungläubiger gewesen, weil er mit der vorherigen Regierung zusammengearbeitet hatte. Als Ahmad neun Jahre alt war, floh die Familie das erste Mal innerhalb Kabuls. Dann kamen die Taliban in Afghanistan zum ersten Mal an die Macht.
„Es war noch schlechter“, berichtet Ahmad Saboor. Die Taliban terrorisierten die Familie, versuchten Geld zu erpressen und schreckten dabei auch vor brutaler Gewalt nicht zurück. Einmal seien sie gekommen und hätten dem Vater gedroht, ihn (Ahmad) zu töten, wenn keine Waffen oder kein Geld an die Taliban gezahlt würde. Um ihrer Drohung Nachdruck zu verleihen, fügten sie dem Kind mit dem Messer tiefe Schnittwunden zu, deren Narben bis heute zu sehen sind. Daraufhin floh die Familie ins benachbarte Pakistan. Nach dem US-Einmarsch in Afghanistan 2001 ging es für Saboor erneut zurück in die Heimat.
In Afghanistan arbeitete er für verschiedene westliche Organisationen, was den Islamisten ein Dorn im Auge war. Ihm wurde mehrmals mit dem Tod gedroht. Nach einem Überfall durch die Taliban geriet er in Gefangenschaft, wo er schreckliche Dinge miterlebt hat. Menschen wurden vor seinen Augen gefoltert und getötet. Die Bilder des Schreckens verfolgen ihn bis heute. Nur durch eine glückliche Fügung gelang ihm schließlich die Flucht. Nach einer abenteuerlichen Odyssee kam Ahmad Saboor im Mai 2015 nach Deutschland.
In Ingelheim hat sich er sich längst gut eingelebt. Er spricht fließend Deutsch, was ihm sehr wichtig ist. „Die Sprache ist der Schlüssel zum Leben“, betont der 37-Jährige. Er arbeitet bei einem internationalen Unternehmen in Mainz, zusätzlich hat einen Minijob bei der Stabsstelle für Vielfalt und Chancengleichheit. Bei Fluchtseminaren für Jugendliche ist er gelegentlich als Referent im Einsatz. Sich in Deutschland zu integrieren und auch anderen bei der Integration zu helfen, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Umso weniger kann er verstehen, dass es Menschen gibt, die in ihrer neuen Heimat schreckliche Gewalttaten verüben. „Mein Herz tut weh, wenn ich höre, dass jemand so etwas gemacht hat. Ich verstehe das nicht.“ Egal, woher man komme, man müsse sich an die Regeln halten. „Alle Kulturen“, sagt Ahmad Saboor, „müssen zusammenleben“.