Die Menschen zieht es wieder ins Theater. Minutenlanger begeisterter Applaus und stehende Ovationen gab es im April bei den sechs stets ausverkauften Vorstellungen des neuen Stücks der Theatergruppe „Bühnenreif“ im Salzbrunnenhaus. In seinem Jubiläumsjahr - seit zehn Jahren gibt es die bunte Truppe bereits - hat sich das Ensemble einen Klassiker vorgenommen: „Bunbury - Ernst sein ist alles“ - ein amüsantes Schauspiel von Oscar Wilde, das vor fast 130 Jahren in London uraufgeführt wurde. Das Sulzbacher Publikum zeigte sich restlos begeistert. Die moderne und urkomische Inszenierung voller Sarkasmus, die die Regisseure David Schreiber und Lisa Uhlig auf die Sulzbacher Bühne gebracht haben, hätte Wilde sicher gefallen. Sie hat an Aktualität und Ironie nichts verloren, denn Wildes Kritik an der Oberflächlichkeit der gehobenen Gesellschaft kann durchaus auch auf die heutige Zeit übertragen werden. Mit seinen überdrehten und hochnäsigen Charakteren, schrägen und absurden Prinzipien und dreisten Lügen und trieb der Autor seinen bissigen Spott mit der feinen Society. Den Rahmen für die unterhaltsame Sulzbacher Inszenierung bilden Wildes ausgefeilte Dialoge voll scharfzüngigem Wortwitz, zauberhafte und geschmackvoll ausgesuchte Kostüme sowie ein raffiniertes Bühnenbild, das sich mit wenigen, geschickt eingesetzten Requisiten von einem herrschaftlichen Stadthaus in den blumigen Garten eines Landsitzes verwandelt. Stimmungsvolle Musik- und Lichteffekte geben dem Stück zusätzlich eine besondere originelle Spannung und Komik. Fast zwei Jahre lang haben die Proben gedauert. Die Darsteller verleihen ihren Figuren mit ihrem pointierten und überdrehten Spiel eine besondere, karikaturartige Charakteristik, die sie immer wieder genussvoll auskosten. Das kommt beim Publikum hervorragend an und sorgt immer wieder für Lacher und Szenenapplaus.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Dandys Algernon und Jack. Beide haben sich, um hin und wieder gesellschaftlichen Verpflichtungen entfliehen und sich dem Vergnügen hingeben zu können, ein raffiniertes Doppelleben ausgedacht. Die originelle Verwechslungskomödie beginnt nach einer ausufernden und wilden Party in einem herrschaftlichen Haus. Das Publikum lernt neben den Hauptfiguren (die verwöhnten Dandys Jack und Algernon) die schnippische und eingebildete Gwendolen und deren wunderbar versnobte und spießige Mutter - Lady Bracknell - kennen. Im Verlauf des Abends begegnen die Theaterbesucher dann der verträumten Cecily (die es faustdick hinter den Ohren hat) und deren Gouvernante Miss Prism, die ein Geheimnis hütet. Die heimlichen heißen Flirts der strengen Erzieherin mit dem nicht ganz so keuschen Pastor, Dr. Chasuble, sorgen immer wieder für großen Spaß und besonders viele Lacher. Für ihre Liebschaften sind die beiden Lebemänner bereit, ihr Lotterleben zu beenden, doch hier wird es kompliziert, denn die beiden durchaus heiratswilligen Ladies haben sich in den Kopf gesetzt, nur einen Mann namens Ernst zu ehelichen. Das Verwirrspiel eskaliert und gipfelt nach einem Handgemenge und kindischem Gerangel, fliegenden Muffins und schließlich in einem überraschenden Happyend für alle Beteiligten.
Mit langanhaltendem Jubel und Applaus dankte das Publikum im Salzbrunnenhaus für ein fast dreistündiges Theatervergnügen, das ihnen das Ensemble auf der Bühne bereitet hatte.
Zwei letzte Termine in Neuweiler stehen nun noch auf dem Veranstaltungsplan der Theatergruppe der VHS: Freitag, 26. und Samstag, 27. Mai (jeweils 19.30 Uhr) im Jugendfreizeitheim - Ticketreservierung (10 Euro) und weitere Infos unter www.buehnenreif-saar.de.