Weiterhin selbstbestimmt wohnen, Beantragung von Fördermitteln und die weitere Teilhabe am Arbeitsleben – Menschen mit Beeinträchtigungen stehen oftmals vor schweren Herausforderungen. Wer Fragen zu den genannten Punkten hat oder Hilfestellung bei einem anderen Thema benötigt, der findet im Rathaus Sulzbach einen Anlaufpunkt: Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 10 bis 14 Uhr ist eine Beraterin des Projekts EUTB vor Ort. EUTB steht für „Ergänzend – Unabhängig – Teilhabe – Beratung“ und ist ein Projekt des Vereins Landesvereinigung Selbsthilfe e.V. Die offene Sprechstunde findet dabei in Raum 108 statt, idealerweise mit Voranmeldung.
Koordinatorin des Projekts „EUTB“ ist Annette Pauli. Die 63-jährige Sozialarbeiterin ist abwechselnd mit ihren Kolleginnen Claudia Warken und Nadine Musielak auch vor Ort, um ihre „Peer“-Beratung umzusetzen. Das bedeutet, die Gespräche finden, wenn gewünscht, von Betroffenen zu Betroffenen statt – und somit auf Augenhöhe, denn die Beraterinnen und Berater wissen selbst um die Sorgen und Nöte von Menschen mit Beeinträchtigungen oder mit einer chronischen Erkrankung. Außerdem findet ein regelmäßiger Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Regionalverband Saarbrücken sowie den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern statt. Insgesamt arbeiten sechs Personen innerhalb des EUTB-Projektes.
Aus ihren zahlreichen Beratungsstunden weiß Annette Pauli: „Die Bedarfe werden mehr.“ Denn es geht ja nicht nur darum, dass die Betroffenen selbst beraten werden. Hier stünden gerade Fragen nach selbstbestimmtem Wohnen oder assistierenden Hilfsmitteln, nach Unterstützung beim Umbau zu einer barrierefreien Wohnung oder die Freizeitgestaltung im Fokus. Vielmehr kann man sich auch als pflegender Angehöriger mit dem EUTB-Team in Verbindung setzen. Für Kinder stelle sich etwa die Frage nach der Beförderung zum Schulunterricht und ob das überhaupt mit der eigentlichen Wahlfreiheit der Schule vereinbar sei – nicht jede Institution ist barrierefrei erreichbar oder bietet entsprechende Angebote. Auch Angehörige von Kindern mit ADHS oder Autismus würden sich öfter bei den Beraterinnen melden.
Ein Beispiel aus ihrem Alltag ist aktuell die Suche einer Begleitperson für eine blinde Person, die für eine Weiterbildung mit dem Zug reisen muss. Der ÖPNV sei ohnehin noch ausbaufähig, nicht überall beispielsweise gebe es Niederflurbusse, damit etwa Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator das Fahrzeug weniger umständlich betreten könnten. Dann müsste zum Beispiel eine Rampe ausgefahren werden, von der nicht jeder Gast im Bus wisse, dass es sie überhaupt gibt. Hier beginne teilweise ein regelrechtes Detektivspiel, denn Betroffene stünden vor der Frage: „Wo kriegt man überhaupt Informationen dazu hier?“
Sind sie oder ihre Kolleginnen gerade nicht in einem Beratungsgespräch, recherchiert sie für noch offene Anfragen. Sie sucht online nach Unterstützung oder führt Gespräche mit verschiedenen Trägern diverser Leistungen oder anderen Beratungsstellen. So habe man guten Kontakt zu den Pflegestützpunkten sowie Behörden und dem Knappschaftsklinikum, da sich einige Anfrage auch um das Entlassungsmanagement drehen oder darum, wie eine weitere häusliche Versorgung aussehen könnte. Die Beratungsgespräche sind zeitlich nicht begrenzt und können natürlich persönlich, aber auch telefonisch oder per Videokonferenz stattfinden. Sollte eine starke Beeinträchtigung der Mobilität vorliegen, besteht auch die Möglichkeit eines Hausbesuchs.
Annette Pauli ist von Haus aus Sozialarbeiterin, war unter anderem in der Kinder- und Jugendhilfe tätig und arbeitete längere Zeit an einem Institut für Gesundheitsfachberufe. Bei der Landesvereinigung Selbsthilfe e.V. arbeitet sie seit rund zehn Jahren. Die Vereinigung besteht aus 26 Vereinen, die sich allesamt um die Belange von Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen einsetzen. „EUTB“ und „KISS – Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland“ sind die beiden größten Projekte innerhalb der Landesvereinigung. Bei einem „Tag der Vereine“ in Sulzbach traf sie Bürgermeister Michael Adam, der ihr die kostenfreie Nutzung des Raumes 108 im Rathaus anbot.
Kontakt:
Im Büro Sulzbach / für den Regionalverband Saarbrücken
Annette Pauli: 0176 – 85649008; a.pauli@teilhabeberatung-saarland.de
Claudia Warken: 01520 – 7523889; c.warken@teilhabeberatung-saarland.de
Nadine Musielak: 0176 – 40434790; n.musielak@teilhabeberatung-saarland.de