Titel Logo
Sulzbacher Umschau
Ausgabe 18/2023
Informationen aus der Stadt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

„Mir schwätze Platt“ - ein saarländisch-lothringischer Mundartabend

Wenn man auf die jeweilige Landessprache Deutsch oder Französisch verzichtet und stattdessen „uff platt schwätzt“, dann gibt es zwischen den Saarländern und den Lothringern kaum Verständigungsprobleme. Die beiden Mundarten ähneln sich so sehr, dass man sich dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze wunderbar versteht. Dies brachte das Kulturamt der Stadt und die Partnergemeinde Rémelfing auf die Idee, den diesjährigen Mundartabend am 28. April im Rahmen des deutsch-französischen Jahres gemeinsam zu organisieren. Im Vorfeld wurde die Bevölkerung ermuntert, ihr liebstes saarländisches Wort oder Redewendung einzusenden. Diese wurden von Stefanie Bungart-Wickert vom Kulturamt bzw. auf Steine geschrieben und im Salzbrunnenhaus als Tischdekoration verwendet. Schöne Begriffe wie „Schloofkopp“, „Dummel dich“, „Geheischnis“, „Scheesewähnsche“ oder „hinnerschd-vorderschd“ waren da zu lesen. Per Postkarte hatte die Sulzbacherin Marlies Krämer ihren saarländischen Favoriten eingesandt: den „Gruweschuhvaschdeggler“. Von Bürgermeister Michael Adam, der es gewohnt ist, immer in Hochdeutsch zu sprechen, hörte man bei seiner Begrüßung „uff platt“ebenfalls ungewohnte Klänge „Ich freu mich, dass ihr all heut Owend de Weech noh Sulzbach gefunn hann unn hier her komm sinn.“ Hier erfuhr das Publikum auch, dass „Haawepraddler“ das liebste saarländische Mundartwort des Verwaltungschefs ist. Sein Amtskollege Hubert Bouring aus Rémelfing freute sich ebenfalls sehr über die erneute Gelegenheit, nach Sulzbach zu kommen. „Ich redd oh e bissje platt, awwa nedd das selbe, wir Ihr do. Awwa ich glaab, mir verstehn uns trotzdem. Mir sinn froh, dass mir heut do sinn unn guddi Mussig horche dürfe“ sagte er bei seinem Grußwort. Er war in Begleitung seiner Frau Natalie, den Beigeordneten Virginie Blazy und Sandrine Francois von der Malergruppe „Painture création“ gekommen. Auch sie hatten Steine mit Lothringer Mundart-Begriffen als Dekoration mitgebracht.

Neben den Sulzbacher Stadtwerken hatte die Europa Union Saar die Veranstaltung unterstützt. Deren Landesvorsitzender Timo Stockhorst war ebenfalls zu Gast. „Bei mir ist das Platt ein anderes, wie bei Euch, denn ich bin ein Nordlicht. Es gibt viele Orte im Saarland, in denen die Deutsch-Französische Freundschaft und der Europäische Geist gelebt werden, aber ich glaube, es gibt nur sehr wenige Orte, in denen es genau so gelebt wird, wie hier“ stellte er in seinem Grußwort fest.

Der musikalische Mundartabend wurde humorvoll und poetisch auf Platt gestaltet vom lothringischen Trio „Schaukelpferd“ aus Saargemünd und dem Quierschieder Liedermacher Manuel Sattler. Die Sänger von „Schaukelpferd“ haben sich der lothringischen Mundart verschrieben und sammeln Lieder, Musikstücke und Geschichten aus dem deutsch-französischen Grenzland. Das Trio setzt sich zusammen aus den Brüdern Hervé und Didier Atamaniuk und - erstmals in Sulzbach als Unterstützung mit dabei - „Doc“ Michael Schaefer mit der Gitarre. Mit Witz und grenzüberschreitenden Humor boten sie in Sulzbach ein einzigartiges Konzerterlebnis. Bei den teils flotten und heiteren, teils traditionellen und besinnlichen Mundartsongs kamen Instrumente wie Drehleier, Mandoline, Geige, Flöten oder Gitarren zum Einsatz. Dazwischen unterhielten sie mit Witzen und Anekdoten und brachten das begeisterte Publikum zum Mitsingen, Miauen, Schnippsen und Klatschen.

Manuel Sattler hatte Lieder mit Texten in fast akzentfreiem Saarbrigger Platt im Gepäck und sang „wie ihm der Schnawwel gewachs iss“. Als Exporteur der saarländischen Popkultur ist er als politischer Liedermacher saarlandweit und darüber hinaus bekannt. Immer ein wenig frech und schlitzohrig brachte er Lieder über Menschen und Begebenheiten aus dem Alltag und brachte so das Publikum im Salzbrunnenhaus zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken. Auch die Romantik kam dabei nicht zu kurz. Sattler kann aber auch kritisch werden, wenn es um grenzenlosen Konsum geht.

Am Ende des dreistündigen schönen Abends war allen klar: In Sulzbach und Rémelfing wird über die deutsch-französische Freundschaft „nedd nur geschwätzt, sie werd gelääbt!“