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Sulzbacher Umschau
Ausgabe 19/2024
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Von Rollbraten und Augenweiden: „Saarländischer Abend“ war voller Erfolg

Er hat den Blues im Blut und das Saarland im Herzen. Beides bewies er meisterlich beim diesjährigen „Saarländischen Abend“ des Sulzbacher Kulturamts im voll besetzten Salzbrunnenhaus. Die Rede ist von „De Herr Ruppel“, der schon einige Jahrzehnte auf den Bühnen des Saarlandes gern gesehener Gast ist. Gemeinsam mit Bassist Thomas Schmitt gestaltete der Sänger und Gitarrist den musikalischen Teil der dreistündigen saarländischen Trilogie am Freitag. Mit „Ich bin e Sänger unn ich spiele gär Blues“ stellte er sich musikalisch im ersten Lied vor.

In seinen Titeln und Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken erzählt Peter Ruppel von Menschen und Wegbegleitern wie dem schlitzohrigen „Schaffschuversteggler“ Bernie oder dem arbeitslosen Pit, dem er rät: „Genieß´ halt dei Freizeit“ (auf die Melodie von „Walk on the wild side“). Die Überleitungen zu den einzelnen Titeln würzte der Entertainer augenzwinkernd mit amüsanten Anekdoten und Geschichten. Auch nannte er Fakten, über die selbst Wikipedia schweigt. So klärte er das amüsierte Publikum überzeugend darüber auf, dass Tom Jones in seinem weltbekannten Hit „Sex Bomb“ eigentlich über sechs Einliter-Bierflaschen, die „Bomben“ sang, Johnny Cash in „Ring of Fire“ tatsächlich einen verkohlten Lyonerring meinte und Bill Haleys Hit „Shake, Rattle and Roll“ inspiriert ist durch dessen früheren Job als Entbeiner beim saarländischen Fleischkonzern „Schröder“ und ursprünglich „Steak, Schnitzel unn Rollbroode“ lautete. Entsprechend vertont klingt das durchaus überzeugend.

Und ob Fantasie oder Realität – das spielte bei der mitreißenden Unterhaltung am Ende gar keine Rolle. Humorvolle Coverversionen von Rock- und Popklassikern auf Mundart oder mit eigenen Kompositionen: „Die saarländische Sprache passt einfach perfekt zum Blues“ findet der gebürtige Ensheimer. Ob „Eriwwer unn eniwwer“ oder „Graadzelääds“ – mit den passenden Harmonien und Rhythmen, die er im Übrigen im Laufe seiner Karriere auch auf mehreren CDs festgehalten hat, überzeugt das. Klar, dass auch seine vertonte Liebeserklärung an eine beliebte braune Würzsoße an diesem Abend nicht fehlen durfte. Sein „Maggi-Song“ bringt es auf Youtube mittlerweile auf nahezu 54.000 Klicks. Auf sein Publikum als Chor und Mitklatscher konnte sich Ruppel an diesem Abend verlassen.

Die zweite Säule des unterhaltsamen Rahmenprogramms am saarländischen Themenabend bildeten die Texte von Horst Lang, der durch seine frühere langjährige Tätigkeit beim Sulzbacher Kulturamt kein Unbekannter in der Stadt ist und immer wieder gerne hierher zurückkehrt. Er präsentierte Kostproben aus seiner beliebten Mundart-Kolumne, mit der er als „Die Atzel“ seit Jahren die Leserinnen und Leser der Saarbrücker Zeitung erfreut. Dabei erfuhr man was „e gebiggter Schnapps“ ist oder „sms“ die Abkürzung für „Schreib mol schnell“. „Kaffee gab´s früher nur in zwei Geschmacksrichtungen – zu stark oder zu läbbsch“ – klärte er auf, während man heutzutage meist die Qual der großen Auswahl habe. Das sei dann eher „Kaffee to go“ also „Kaffee zum fortlaafe“. Er sinnierte über die falsche Anwendung von Fremdwörtern, über Parkuhren, über „Nummere, Ziffere unn Zahle“ oder über eine aussterbende Spezies namens „Mann“. Aktuell arbeitet Lang gerade an seinem neuen Mundart-Buch, wie er verriet. Eine Geschichte des Saarlandes – „De kloorschde Fleck uff der Landkart – Saarkasmus in vierzig Kapiteln“ – soll im kommenden Jahr veröffentlicht werden.

Damit die Besucherinnen und Besucher – die überwiegend „von Auswärts“ und teilweise sogar aus der Pfalz gekommen waren, wie eine Abfrage bewies – auch „ebbes fürs Au“ geboten bekamen, dafür sorgten als Blickfang die großformatigen digitalen Fotografien von Andreas Both. Hiervon waren einige im Veranstaltungssaal ausgestellt und sorgten zusätzlich für ein besonderes Ambiente. Der Neuweiler Fotograf setzt mit seinen Bildern saarländische Sehenswürdigkeiten und Landmarken in Szene: vom Saarpolygon über Ludwigskirche und Staatstheater bis hin zum Wortsegel und Saarschleife. Sein Siegerfoto aus dem Wettbewerb „Mein Lieblingsplatz im Saarland 2023“ schmückte die Bühne. Die sehenswerten Werke sind Teil der Ausstellung „Lichtschön“ die das Kulturamt vom 30. April bis 10. Mai in den historischen Mauern des Salzbrunnenhauses präsentieren wird. „Fotografieren ist für mich wie Meditation. Es entschleunigt mich und schenkt mir besondere Erlebnisse“ führte Both aus, der auch als Dozent bei der VHS Kurse zur digitalen Fotografie gibt.

Die charmante und lockere Moderation des Abends – selbstverständlich auch auf bestem saarländischen Platt – übernahm gut gelaunt Kulturamtsmitarbeiterin Stefanie Bungart-Wickert. Sie entlockte unter anderem den Zuhörerinnen und Zuhörern Lieblingsbegriffe auf Saarländisch wie „Klopp-Peitsch“, „uff der Schnerr“ oder „Bobbelsche“ und den Künstlern und Gestaltern des Abends im Interview so manche spannende Antwort. „Ich find´s scheen, heit mol so schwätze zu dürfe, wie uns de Schnawwel gewachs iss. Mit unserer Muddersprooch fühlt ma sich doch gleich wie dahemm“, fand sie. So sah es auch das Publikum, das begeistert applaudierte und sich am Ende des kurzweiligen Abends einig war: „Das doo war widda richdisch kloor!“