Guten Tag Herr Alaimo,
die Sulzbacher Umschau veröffentlicht unter der Rubrik „Geschichte der Woche“ besondere Themen, die sich mit Menschen in Sulzbach, deren Umfeld, deren Schaffen oder Hobbies befassen. Wir freuen uns, dass Sie uns für ein Interview zur Verfügung stehen.
Umschau: Sie leben in Hühnerfeld. Sind Sie schon immer Sulzbacher?
Herr Alaimo: Ich bin 85 Jahre alt und kein Ur-Sulzbacher, habe bis 1997 in Fischbach gewohnt. Da ich in der Nähe meiner Kinder sein wollte, bin ich mit meiner zweiten Frau Marion nach Sulzbach gezogen. Wir hatten uns einige Häuser angesehen, kamen dann aber auch wegen der guten Verkehrsanbindung gerne nach Sulzbach. Mein Sulzbacher Freund „Tano“ war uns dann für unser neues Haus in der Grühlingstraße behilflich. Ursprünglich komme ich aber aus Italien, genauer gesagt aus Sizilien. Mein Geburtsort ist Aidone im Kreis Enna.
Umschau: Was haben Sie beruflich gemacht? Was war ihr eigentlicher Beruf?
Herr Alaimo: Gelernt habe ich in Italien technischer Zeichner. Ich hatte während meines Arbeitslebens eigentlich nur zwei Arbeitgeber, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Ich war staatlich geprüfter Schweißer bei der Firma Leffer und nach meiner Verrentung bei der Sicherheitsfirma Securitas für eine Bank tätig.
Umschau: Wir haben gehört, Sie sammeln Miniaturflaschen! Woher kam diese Sammelleidenschaft bei Ihnen und wann hat das angefangen?
Das hat eigentlich 1960 bei einem Italienurlaub angefangen. Ich hatte ein Faible für schöne Dinge und Formen und da fiel mir eine kleine Flasche Sambuca als Souvenir auf, die man auf eine Kommode stellen kann. Die hatte damals schon einen Wert von umgerechnet 25 Euro. Will man meinen, dass das Getränk für mich ausschlaggebend war, nein, mich interessierte nur die Form und das Aussehen eines jeden kleinen Kunstwerkes.
Umschau: Wie viele Flaschen haben Sie mittlerweile in Ihrer Sammlung?
Herr Alaimo: Oh, das dürften mittlerweile über 1.600 Stück sein. Ich hatte zwischenzeitlich auch mal die Nase vom Sammeln voll, aber da hat mich meine Frau Marion wieder auf die richtige Bahn gebracht. Sie meinte, dass es mich ausmacht und ich deswegen meine Sammelleidenschaft nicht aufgeben sollte.
Umschau: Sind das alles Spirituosen oder finden sich da auch andere Exoten?
Herr Alaimo: Wir haben viele Exoten, denn die Flaschen sind von überall aus der Welt, von einem Exemplar wie ein Fernglas aus Norwegen bis zu einem speziellen handbemalten Glas aus China. Es gibt alle Arten von Formen, da meint man gar nicht, dass es sich um eine Flasche handelt. Wir fahren nach wie vor gern in Urlaub und waren schon überall und da kommt so Einiges zusammen. Wir sammeln alles, wenn es schön verpackt ist: Spirituosen, Liköre, Weine oder besondere Wasser.
Umschau: Sie sagen, dass Sie der Inhalt der Flaschen weniger interessiert. Wie gehen Sie damit um?
Herr Alaimo: Wir trinken wenig Alkohol, essen lieber, wie beispielsweise einen speziellen Fischtopf aus der Algarve in Portugal. Den muss man Tage vorher bestellen, weil er so besonders ist. Manchmal trinken wir dann gerne einen Wein dazu, mehr aber nicht. Wenn wir eine neue Flasche ergattert haben, kommt sie erst einmal in unser Regal im Wohnzimmer. Nach einer gewissen Zeit schauen wir uns die Flasche an und konservieren sie mit Wachs. So kann nichts aus der Flasche entweichen, sollte der Deckel einmal undicht werden. Gegen das Verdunsten kann man dann aber im Laufe der Jahre leider nur wenig machen.
Umschau: Kommt es denn auch einmal vor, dass Sie eine kleine Flasche öffnen, beispielsweise für einen besonderen Anlass?
Herr Alaimo: Nein - keineswegs. Das machen wir auch nicht bei Doppelgängern, sollten Freunde uns beschenken. Das ist sowieso immer ein schöner Anlass, wenn Freunde uns Portionsflaschen mitbringen aus ihrem Fundus oder von einem Platz, wenn Sie an uns denken.
Umschau: Was sind Ihre besonderen Schätze?
Herr Alaimo: Wir lieben alle Flaschen, denn sie sind alle besonders, weil sie uns an unsere Reisen oder Ereignisse im Leben erinnern. Wenn Sie nach der Lieblingsflasche meiner Frau Marion fragen, dann ist dies ein größeres Exemplar. (siehe Foto). Das ist eher ein Kunstwerk, als ein Trinkgefäß, wenn sie sich diese mal anschauen.
Umschau: Wenn Sie einmal aufhören, wer kann sich auf Ihre Sammlung freuen oder machen Sie dann ein großes Fest, bei dem die Flaschen geleert werden?
Herr Alaimo: Wir denken noch nicht ans Aufhören, auch wenn ich schon einmal alles stoppen wollte. Eines ist aber klar. Diese Sammlung wird nicht ausgetrunken, sie wird meinem Enkel Marco übergeben. Er war derjenige, der sich am meisten für die Stücke interessierte.
Herr Alaimo, Frau Alaimo. Ganz lieben Dank für Ihre Zeit. Als kleines Dankeschön hat Ihnen die Beigeordnete Mary-Rose Bramer zwei kleine Fläschchen aus dem Kölner Raum mitgebracht. Wir sagen Dankeschön und verabschieden uns - Diciamo grazie e salutiamo!