Zahlreiche Schaulustige verfolgten in der vergangenen Woche wieder die vorbeiziehende Prozession der hinduistischen Gemeinde Sulzbach, die die Gläubigen anlässlich des alljährlichen zwölftägigen Tempelfestes der Tempelgöttin Sri Maha Mariamman veranstalteten. Jedes Jahr im Sommer wird zum Höhepunkt des Festes am neunten Tag ein Straßenumzug mit der göttlichen Statue angekündigt, bei dem traditionell einmal der Tempel umrundet werden soll. Der Weg führte vom Tempel beginnend durch die Grubenstraße, Bergstraße entlang der Sulzbachtalstraße wieder zurück zum Tempel. Der Termin richtet sich immer nach bestimmten Planetenkonstellationen. Hinduistische Gläubige aus Sri Lanka reisen hierfür aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland an. Für den Umzug wird die Skulptur der Tempel-Göttin, die für Fruchtbarkeit steht, reich geschmückt und mit prächtigen Stoffen bekleidet durch die Straßen gezogen und somit der Tempel einmal großzügig umrundet. Zuvor hatten Gläubige die Statue der indischen Muttergöttin nach einem hinduistischen Gottesdienst, Pooja genannt, mit Gesängen, Trommelwirbeln, Glöckchenklängen und quäkenden Fanfaren aus dem Tempel getragen und auf einem reich mit Blumengirlanden dekorierten Wagen fixiert. Als ein Zeichen der Ehrung und der Dankbarkeit legte Tempelpriester Sukithasan Sanmugasarma, den alle nur „Suki“ nennen, vor Beginn der Prozession ein Schal über die Schultern der Ehrengäste und segnete sie. Als Zeichen ihres Segens zeichnete der Priester mit dem Daumen einen Punkt mit Asche und einer Salbe auf die Stirn der ersten Beigeordneten Mary-Rose Bramer, die in Vertretung von Bürgermeister Michael Adam der Zeremonie beiwohnte. Ebenfalls geehrt wurden die Landtagsabgeordnete Anja Wagner-Scheidt und die eingesetzten Polizeikräfte. "Wir danken allen für den tollen Empfang und fühlen uns geehrt, dass wir mit ihnen gemeinsam dieses schöne Fest feiern dürfen", sagte die Beigeordnete bei ihrer Begrüßung. Die deutsche Flagge und die Flagge des Tempels wurden am Wagen der Göttin fixiert, bevor sich die Prozession langsam in Bewegung setzte. „Das sind alles Zeichen unserer Dankbarkeit für die Menschen hier und für die wunderbare Unterstützung, die wir von allen Seiten bekommen“ erklärt jemand der Tempelgemeinde. Rhythmisches Trommeln, Fanfaren, traditioneller hinduistischer Gesang, Gebete und immer wieder der durchgängige Ruf "Aroharra", was so viel bedeutet, wie im Christlichen der Ruf "Halleluja", begleiteten das Geschehen. Viele Männer trugen traditionelle Gewänder und Tücher um die Hüfte, die Frauen waren mit festlichen Saris bekleidet und trugen Blumenschmuck im Haar, die meisten Gläubigen liefen barfuß. Viele religiöse Zeremonien und rituelle Handlungen begleiteten das farbenfrohe Spektakel. Einige Frauen trugen währen der zweistündigen Prozession Töpfe mit Blumen oder Salben auf dem Kopf, andere gingen den Weg rückwärts, betend mit einer brennenden Feuerschale in den Händen, in die duftende Rauchopfer geworfen wurden, während andere sie stützten und darauf achteten, dass sie nicht stolpern. Alle Teilnehmer waren wie immer sehr offen für Fragen und erklärten gerne die Rituale. „Es gibt nicht nur hinduistische Tamilien, sondern auch christliche und muslimische. Dieses Fest hat jedoch nicht ausschließlich religiöse Hintergründe. Wir wollen damit auch unsere Kultur und Tradition aufrechterhalten und mit allen teilen.“ An den Fenstern und am Straßenrand verfolgen zahlreiche Schaulustige das farbenfrohe Spektakel, das immer wieder ins Stoppen kam. Ihnen reichten junge Zugbegleiter süße Früchte und Getränke. Das Fest und der dazugehörende Zug ist einzigartig in Südwestdeutschland. Schätzungsweise dreihundert gläubige Hindus waren gekommen. Nach fast zwei Stunden kam der Zug wieder am Tempel an. Hier wurden nun Früchte gesegnet und verteilt und Opfergaben gebracht. Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam die drittgrößte Weltreligion und hat weltweit 900 Millionen Anhänger. Seine Anfänge reichen mehr als 4000 Jahre zurück. Im Saarland leben rund 600 Hindus. Der Tempel in Altenwald ist der größte im Südwesten Deutschlands.