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Sulzbacher Umschau
Ausgabe 32/2025
Geschichte der Woche
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„Es geht um Taten, nicht um Worte“

Beim Sozialverband VdK Ortsverband Hühnerfeld ist gerade eine regelrechte Ära zu Ende gegangen: Der langjährige Vorsitzende Günter Ruffing trat bei der jüngsten Mitgliederversammlung am 18. Juli 2025 im Gasthaus Dolfi nicht mehr für das Ehrenamt an. Gleichzeitig wurde er für sein langjähriges intensives Engagement zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Mit ihm scheidet auch seine Frau Monika aus der Vorstandsarbeit aus. Es fällt beiden schwer, sagen sie beim Gespräch mit der „Umschau“ – und das merkt man ihnen an. Doch der 72-Jährige und seine 76-jährige Gattin sind gesundheitlich angeschlagen und außerdem bereits seit mehr als jeweils 20 Jahren aktiv im Verein.

So fing alles an: Um die Jahrtausendwende stand der VdK Ortsverband Hühnerfeld kurz vor der Auflösung. Nur noch etwas mehr als 20 Mitglieder seien dem Verein seinerzeit treu gewesen, erinnert sich das Paar. Beide waren bereits einige Jahre zuvor eingetreten. Günter Ruffing wurde zu diesem kritischen Zeitpunkt gefragt, ob er sich vielleicht etwas mehr engagieren wolle. Da sich der ehemalige Marktleiter eines Discounters in der Sulzbachtalstraße in Sulzbach bereits im Ruhestand befand, entschloss er sich dazu, die freie Zeit zu nutzen und sich als Vorsitzender zu bewerben – er wurde angenommen.

„Ich bin ins kalte Wasser gesprungen“, sagt er im Rückblick. Doch an dieser Stelle und auch danach bekam er immer wieder Hilfe bei der Vorstandsarbeit aus dem Ortsverein Altenwald. In der Zeit, in der die Ruffings im Vorstand waren, wuchs die Mitgliederzahl auf stattliche 299 an. Neben der Auflösung des Ortsverbandes Friedrichsthal-Bildstock und der Übernahme dieser Mitglieder war dieser rasante Zuwachs wohl vor allem der herzlichen Art und dem regen Vereinsleben zu verdanken. „Ich bin mittlerweile bekannter als der Bürgermeister“, sagt Günter Ruffing lachend. „Wir haben viel auf die Beine gestellt“, pflichtet ihm seine Frau Monika bei.

Für viel positive Werbung sorgten beispielsweise die zahlreichen Tagesfahrten, die vom Verein aus organisiert wurden. Dazu habe das Ehepaar quasi den Katalog von Lambert Reisen auswendig studiert, wie sie schmunzelnd erzählen. Doch sie geben auch zu bedenken: „Da steckt viel Arbeit dahinter.“ Denn neben der Auswahl der einzelnen Destinationen mindestens einmal im Jahr galt es ja auch, die Mitglieder selbst mit an Bord zu holen, sprich Einladungen vorzubereiten, zu verschicken und Zusagen zu kontrollieren. Aber es habe sich gelohnt: „Der Zusammenhalt war einzigartig“, sagt Günter Ruffing schwärmend.

Oftmals habe man auch Fahrten mit den Mitgliedern des Ortsverbandes Altenwald zusammen unternommen. „Wir hatten immer volles Haus.“ Und so erinnern sich die beiden immer gerne an die Begebenheiten während der Fahrten zurück, die beispielsweise in den Harz, den Odenwald, den Wald bei Bregenz, an den Bodensee oder nach Paris führten. Etwa an die eine Fahrt ins Erzgebirge, bei der es Probleme mit dem Bus gab, die dann aber darin mündete, dass man sich spontan eine Orgelandacht in einer der örtlichen Kirchen anhörte. Oder an den Ausflug zur Oettinger-Brauerei, bei der Günter Ruffing letztlich den Fassanstich machen durfte und wo sich die VdK-Mitglieder beim Suppenlöffeln „wie die Ritter“ vorgekommen waren.

Zur guten Stimmung und zum großen Zusammenhalt im Ortsverein haben sicherlich auch Aktionen wie italienische Abende oder Oldie-Abende beigetragen, bei denen Günter Ruffing immer gerne Witze erzählte und sich auch sonst als guter Gastgeber zeigte, und bei denen gemeinsam Lieder gesungen wurden. Dann ist da noch der Stammtisch, der anfangs im Gasthaus Dolfi, und später an wechselnden Orten wie in Yusuf's Kebaphaus oder in der „Schebb Stubb“ – der Sternplatzschenke – stattfanden. Das Geheimnis des Erfolgs? Unterhaltung auf Augenhöhe. „Es gab keinen Vorstands-Tisch, wir haben mit allen gesprochen“, erklären die Ruffings.

Günter Ruffing war neben seiner VdK-Vorstandstätigkeit in Hühnerfeld auch lange Jahre im VdK-Kreisverband sowie rund 20 Jahre lang als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht in Saarbrücken tätig, bis er dort „ehrenhaft im Namen des Volkes entlassen“ wurde. Günter Ruffing wurde in Neuweiler geboren, Monika in Hühnerfeld. Kennengelernt hat sich das Paar übrigens ganz klassisch, als er sie fragte, ob er ihren Ranzen tragen dürfe, wie sie sich verschmitzt zurückerinnern. Seit 1991 sind sie verheiratet. Wenn sie nicht beim VdK engagiert waren, fahren sie am liebsten an den Ohmbachsee, wo sie einen Camper haben, „mit fest verbautem Vorzelt. Es ist unser zweites Zuhause“, wie sie unisono sagen. Dorthin zur Ruhe zu fahren, mache auch den Kindern ihrer Tochter Spaß.

Der Sozialverband VdK wurde als Selbsthilfe-Organisation für Kriegsopfer gegründet. Vor allem seit den 60er-Jahren hat sich der VdK Saarland zu einem modernen Sozialverband mit einer professionellen Rechtsberatung und starkem Ehrenamt entwickelt, der für eine solidarische und gerechte Gesellschaft kämpft und der sich auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene einbringt. Der Verband organisiert Kampagnen und sorgt dafür, dass die Bedürfnisse der VdK-Mitglieder bei Reformen der Renten-, Gesundheits-, Pflege- und Arbeitsmarktpolitik Gehör finden. Dieses Einbringen – es wird den Ruffings fehlen. „Ich gebe lieber – das ist meins“, sagt Monika Ruffing. Und Günter fügt hinzu: „Es geht um Taten, nicht um Worte.“