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Sulzbacher Umschau
Ausgabe 37/2025
Geschichte der Woche
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„Das wird riesig!“ – Tennis-Künstler Milan Hoferichter im Porträt

Milan Hoferichter ist verrückt – im positiven Sinne. Seit er mit fünf Jahren den Schulhof in Wahlschied erstmals mit einem Tennisschläger unsicher machte, schlägt sein Herz für diesen Sport. Er ist verrückt nach Tennis „Ich liebe Tennis über alles“, sagt der 42-Jährige dementsprechend. Seine Mutter stammt aus dem Saarland, sein Vater aus Hannover, er selbst wurde in Berlin geboren. Als er drei war, zog die Familie nach Heusweiler, wo er im Stadtteil Wahlschied auch heute noch lebt. Nachdem sein Vater sein Tennis-Talent entdeckte, trat Milan Hoferichter dem TV Holz bei. Mit sieben Jahren stand er im Südkader, ein Jahr darauf bereits im Landeskader, sodass er insgesamt zehn Jahre auf dem Sportcampus Saar trainiert wurde – und den Sprung in den Profibetrieb hätte schaffen können.

Doch hier zeigt sich eine weitere Leidenschaft des Schläger-Künstlers: die Verbundenheit zur Heimat. Das ständige Reisen mit Aufenthalten bis zu 30 Wochen pro Jahr in zum Beispiel Italien, Frankreich oder Spanien war nicht seins, wie er bereits im Jugendbereich merkte, als er regelmäßig in der Top Ten stand – bundesweit wohlgemerkt. Und auch das Krafttraining wollte nicht so anschlagen, wie es auf höchstem Niveau hätte sein müssen. So entschloss er sich erstmal dazu, in Koblenz auf Grundschullehramt zu studieren. Doch mitten im Referendariat kam das Angebot, als Tennislehrer in Sulzbach zu arbeiten.

Das fiel auch in die Zeit, als sich die beiden Tennisvereine DJK und Blau-Weiß zum heutigen Verein Tenniszentrum DJK Sulzbachtal zusammenschlossen. Hoferichter nahm das Angebot also an und wurde ab 2010 zum Cheftrainer. Nicht nur das – er hatte auch eine Vision: Er wollte eine Tennisschule eröffnen. Anfänglicher Skepsis sei er mit den Worten „Das wird riesig!“ begegnet. Letztendlich kann man ihm wohl attestieren, dass die Idee mehr als sehr gut funktionierte. Immerhin zeichnete der Saarländische Tennisbund die „Tennisschule Milan Hoferichter“ 2016 zur Tennisschule des Jahres aus.

Als „DTB B-Trainer“ wurde er selbst sogar mehrfach als STB-Trainer des Jahres geehrt: 2012, 2013, 2015, 2017 und zuletzt 2019. Zwar startete er das Abenteuer Tennisschule sozusagen als One-Man-Show, doch er legt Wert darauf, dass er ohne Verein und Mitstreiter es nie hätte soweit bringen können. Daher erwähnt er, dass auch das Tenniszentrum Sulzbachtal bereits mehrfach die Auszeichnung „Verein des Jahres“ erhielt. Ohne weitere Trainerinnen und Trainer hätte das Pensum von anfangs 18 Stunden pro Woche (2010) wohl auch nicht auf 124 Stunden pro Woche (2024) steigen können.

Die Qualität der Einheiten im Einzel- oder Gruppentraining hat sich herumgesprochen und so ziehen Milan Hoferichter und das Tenniszentrum auch überregional Sportfans an. Als eines der sportlichen Aushängeschilder von Sulzbach haben sich TZ und Tennisschule zudem als Veranstalter und Organisatoren einen Namen gemacht. Für die nächsten Special Olympics Nationalen Spiele, die im Juni 2026 im Saarland gastieren, findet ein Qualifikationsturnier vom 15. bis zum 17. Juli im Tenniszentrum statt. In den Sommerferien laden die Sulzbacher Tennis-Cracks auch regelmäßig zu drei Sommercamps ein, mit denen Nachwuchs für den Sport geworben werden soll.

Und auch sonst sind Hoferichter und das Tenniszentrum engagiert. 2015/16 startete man ein Projekt für Geflüchtete, an dem sich mehrere Syrer beteiligten. Das Handicaptraining für Menschen mit beispielsweise dem Down-Syndrom zieht ebenfalls viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Sulzbach. Getreu seinem Motto „Auf der Anlage sind alle gleich“, versucht Milan Hoferichter im Grunde ganz einfach, seine Leidenschaft für Tennis so breit zu streuen wie möglich. „Wenn Du passioniert bist und die Leute ansteckst, erreichst Du sie“, erklärt er. Mit dieser Einstellung ist es auch nachvollziehbar, dass die 1. Mannschaft innerhalb von sieben Jahren den Durchmarsch von der Landesliga bis in die Herren-Regionalliga geschafft hat, der dritthöchsten Spielklasse im deutschen Tennis. Die Frauenmannschaft Ü30 spielt als Jung-Seniorinnen in der Oberliga und somit ebenfalls in der dritthöchsten Etage.

Seine Arbeit über die nun etwas mehr als 15 Jahre weckte bereite Begehrlichkeiten und so lagen ihm lukrative Angebote vor, unter anderem aus Luxemburg. Doch Milan Hoferichter lehnte ab und verlängerte im Gegenteil sogar in Sulzbach – bis 2032! „Ich bin dem Verein und den Leuten sehr dankbar“, sagt er zu seiner Entscheidung und fügt hinzu: „Ich fühle mich sicher und geborgen.“ Auch wenn er zugibt: „Ein gesundes Privatleben ist manchmal schwer.“ In dem bisschen freier Zeit vom Tennis hat er mittlerweile als Ausgleich das Wandern für sich entdeckt, ist dann unter anderem rund um Dahlem, bei Perl oder in Düren unterwegs.