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Sulzbacher Umschau
Ausgabe 37/2025
Thema der Woche
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Ausstellung erinnert an historische Kundgebung in Sulzbach

Am 26. August 1934 wurde Sulzbach zum Schauplatz eines besonderen historischen Ereignisses. An diesem Tag fand dort eine der größten politischen Kundgebungen auf deutschem Boden während der Jahre 1933 bis 1945 statt. Rund 60.000 Menschen versammelten sich, um ein Zeichen für Demokratie und Freiheit zu setzen und ihre Ablehnung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime zum Ausdruck zu bringen.

Organisiert wurde die Kundgebung von der sogenannten „Einheitsfront“. Dabei handelte es sich um ein Bündnis aus Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaften, die trotz politischer Unterschiede ein gemeinsames Ziel verband: den drohenden Anschluss des Saargebiets an Hitler-Deutschland zu verhindern. Viele der Teilnehmenden reisten mit Sonderzügen, Marschkolonnen oder Bussen nach Sulzbach, sodass die Straßen der Stadt an diesem Tag dicht gefüllt waren.

Der Hintergrund war die bevorstehende Saarabstimmung im Januar 1935. Die Bevölkerung des Saargebiets sollte entscheiden, ob die Region unter Verwaltung des Völkerbundes bleiben, sich Frankreich anschließen oder wieder Teil des Deutschen Reiches werden sollte. Aus Sicht der Einheitsfront war die Kundgebung in Sulzbach der Höhepunkt ihrer Bemühungen, Einfluss auf die bevorstehende Abstimmung zu nehmen. Trotz des eindrucksvollen Massenaufmarsches entschieden sich wenige Monate später jedoch mehr als 90 Prozent der Abstimmenden für die Rückkehr ins Deutsche Reich.

Zum Jahrestag dieser Ereignisse erinnerte die Stadt Sulzbach im Salzbrunnenhaus mit der Ausstellung „Nie zu Hitler! Die antifaschistische Einheitsfront-Kundgebung“ an jene Zeit. Die Ausstellung der Stiftung Demokratie Saarland, konzipiert von Joachim Heinz, stellte auf 31 Rollup-Tafeln die historischen Hintergründe dar, beleuchtete den Ablauf der Kundgebung, porträtierte wichtige Akteure und zeigte die Folgen der damaligen Entwicklungen auf. Auch die zeitgleich stattfindende Gegendemonstration der „Deutschen Front“ wurde in die Darstellung einbezogen, wodurch ein umfassenderes Bild der damaligen politischen Spannungen entstand.

Die Eröffnung der Ausstellung übernahm Wolfgang Winkler, ehrenamtlicher Beauftragter der Stadt Sulzbach für deutsch-französische Angelegenheiten. Er moderierte den Abend und hob die Bedeutung hervor, dass ein solches Ereignis in Sulzbach stattfand und bis heute Teil der Erinnerungskultur der Stadt ist. In Vertretung von Bürgermeister Michael Adam nahmen die Erste Beigeordnete Daniela Morsch und der Beigeordnete Andreas Latz an der Veranstaltung teil. Zu den Gästen gehörte zudem Timo Ahr, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Saarland und Mitglied des Landtages.

In den Grußworten wurde deutlich, dass die damalige Kundgebung nicht nur ein wichtiges Kapitel in der Stadtgeschichte ist, sondern auch überregionale Bedeutung hatte. Daniela Morsch ging auf die Werte des Grundgesetzes ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden, und betonte die Verantwortung, diese Werte aktiv zu schützen. Timo Ahr erinnerte in seiner Ansprache an die große Zivilcourage der Menschen im Jahr 1934 und stellte Parallelen zu heutigen Herausforderungen her. Er sprach die Sorge an, dass extremistische Strömungen erneut gesellschaftliche Spannungen hervorrufen könnten, und betonte, wie wichtig es sei, gerade jungen Menschen die Bedeutung demokratischer Grundsätze zu vermitteln.

Einen besonderen Akzent erhielt die Veranstaltung durch den musikalischen Beitrag von Wolfgang Winkler, der mit Liedern von Bertolt Brecht und Hanns Eisler den historischen Kontext unterstrich.