In Sulzbach wurde die österreichische Übersetzerin Elisabeth Edl geehrt. Sie erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis, der seit 2005 jährlich für herausragende literarische Übersetzungen verliehen wird. Gestiftet wird die Auszeichnung von der Stiftung ME Saar, dem Saarländischen Rundfunk und der Stadt Sulzbach.
Edl hatte sich in besonderer Weise der Neuübertragung französischer Literatur verschrieben. Ihre Übersetzungen von Gustave Flauberts „Madame Bovary“ oder Stendhals Romanen ließen den Klang und die Eleganz der französischen Sprache im Deutschen neu aufleben. Auch Werke von Colette, George Sand sowie die Lyrik von Philippe Jaccottet, Yves Bonnefoy und Frédéric Wandelère brachte sie einem deutschsprachigen Publikum näher. Darüber hinaus galt sie als deutsche Stimme des Literaturnobelpreisträgers Patrick Modiano.
Die Jury hob hervor, dass Edls Übersetzungen weit über eine bloße Sprachübertragung hinausgingen. Sie verbanden Präzision mit Kreativität und erschlossen selbst Kennerinnen und Kennern neue Zugänge zu bekannten Texten. In Nachworten und ergänzenden Essays lieferte sie Hintergründe und Querverbindungen, die den Werken zusätzliche Tiefe verliehen.
Durch das Programm des Abends führte Tilla Fuchs von SR Kultur. Der Schriftsteller Georg Oswald hielt die Laudatio und betonte die besondere Qualität von Edls Arbeit. Unter den Gästen befand sich auch Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam, der die Bedeutung des Preises für die Stadt hervorhob.
Edl sprach im anschließenden Gespräch über ihre Arbeitsweise, die oft von intensivem Austausch mit ihrem Ehemann sgeprägt war. Gemeinsam übertrugen beide zahlreiche lyrische Werke, wobei die endgültige Fassung oft erst nach langen Diskussionen entstand. Ein weiterer Höhepunkt der Feier war die zweisprachige Lesung mit dem Schweizer Lyriker Frédéric Wandelère, dessen Band „Hilfe fürs Unkraut“ von Edl ins Deutsche übertragen worden war.
Die 1956 in Wagna in der Steiermark geborene Übersetzerin wuchs in einem mehrsprachigen Umfeld auf und studierte Germanistik sowie Romanistik. Ab 1983 lehrte sie deutsche Sprache und Literatur in Poitiers und an der École Supérieure de Commerce, bevor sie sich zunehmend auf das Übersetzen konzentrierte. Schon früh widmete sie sich den Schriften der Philosophin Simone Weil. Heute lebt Edl in München und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Noch im September erscheint ihre nächste Neuübersetzung: George Sands Roman „Nanon“, eine Bildungs- und Emanzipationsgeschichte vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.