Zu einem eindrucksvollen „Dialog der Religionen“ kamen am Samstag, 8. November 2025, Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften Sulzbachs im Salzbrunnenhaus zusammen, um das Thema „Sterben und Tod“ aus ihrer Sichtweise zu beleuchten. Die Veranstaltung wird seit 2010 von der Stadt Sulzbach gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Religionsgemeinschaften organisiert.
Vertreterinnen und Vertreter der katholischen, der evangelischen und der neuapostolischen Kirche, der DITIB-Gemeinde (Türkisch-Islamischer Kulturverein), der Muslimischen Gemeinde Saarland sowie der Hinduistischen Gemeinde des „Sri Maha Mariamman Tempels“ sowie zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus den jeweiligen Glaubensgemeinden nahmen aktiv an den Gesprächen teil. In einfühlsamen Vorträgen gaben die Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften Einblicke in ihre jeweiligen Sichtweisen über das Leben nach dem Tod, den Übergang in ein Jenseits, die Bedeutung von Ritualen und Traditionen der Bestattung sowie die Seelsorge für die Hinterbliebenen.
Bürgermeister Michael Adam betonte die Bedeutung des Miteinanders: „Wir haben in unserer Stadt viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Glaubensgemeinschaften, und der Dialog, den wir führen, ist wichtiger denn je. Es geht darum, Verständnis füreinander zu entwickeln und die Gemeinsamkeiten zu betonen, statt uns auf die Unterschiede zu fokussieren.“ Er dankte Petra Lorenz vom Kulturamt für die Organisation und Vorbereitung der Veranstaltung.
Achim Eisel, Amtsträger der Neuapostolischen Kirche, eröffnete die Vortragsreihe mit einer Erklärung, dass der Dialog nicht dazu diene, die „besseren“ Argumente zu finden, sondern vielmehr den respektvollen Austausch zu fördern und den Teilnehmern Einblicke in die verschiedenen religiösen Traditionen zu gewähren. „Wir wollen verstehen, wie Menschen in den verschiedenen Religionen den Tod und das Leben danach sehen, ohne in Konkurrenz zu treten.“
Eine muslimische Perspektive wurde von Elmas Selin Kücük, Religionsbeauftragte der Frauen bei der DITIB-Gemeinde in Brefeld, vorgestellt. Sie erklärte, dass im Islam der Tod nicht das Ende sei, sondern der Beginn einer neuen Existenz im Jenseits. Besondere Bedeutung wird der respektvollen Bestattung des Verstorbenen beigemessen. „Der Mensch ist auch nach seinem Tod wertvoll. Es ist unsere Pflicht, ihm mit Würde und Respekt zu begegnen“, betonte Kücük.
Die katholische Sichtweise wurde von Marion Bexten, Gemeindereferentin im pastoralen Raum Saarbrücken, erläutert. Sie sprach über die Bedeutung der Sakramente im Sterbeprozess und erklärte, wie die katholische Kirche Verstorbene in den Händen Gottes übergibt. „Der Glaube an das Leben nach dem Tod gibt den Menschen Trost und Hoffnung“, sagte Bexten. Christiane Siewert, Mitarbeiterin der evangelischen Gemeinde in Sulzbach, ging auf die geschichtliche Entwicklung des christlichen Umgangs mit dem Tod ein und erläuterte, dass im Protestantismus das Paradies durch den Glauben und die Gnade Gottes erreicht wird.
Über das Leben nach dem Tod aus islamischer Sicht referierte auch Burhan Yagci von der Muslimischen Gemeinde Saar. Während das irdische Leben nur eine Durchgangsstation und eine Prüfung sei, würden alle Taten ihrem Glauben nach in einem jenseitigen Paradies oder der Hölle vergolten. Er informierte ausführlich über die Form der Grablegung und darüber, was nach dem Glauben der muslimischen Gemeinde unmittelbar vor dem Übertritt ins Jenseits geschehe.
Kajen Jegatheesan und Suvethan Vijayan vom Sri Maha Mariamman Tempel erläuterten, dass nach hinduistischer Lehre die Seele unvergänglich ist und nach dem Tod in einem neuen Leben wiedergeboren wird. Der Tod sei für Hindus der Übergang in einen neuen Zyklus der Existenz, wobei die Taten im vorherigen Leben das „Karma“ bestimmen, das die künftige Existenz beeinflusst. Ziel der Inkarnationszyklen sei die Erleuchtung.
Im Anschluss ergriff das Publikum in einer offenen Fragerunde die Gelegenheit, über die unterschiedlichen Auffassungen zu Themen wie Organspende, Suizid und Palliativmedizin zu sprechen. Die abschließenden Erkenntnisse konnte man so zusammenfassen: Der Tod muss keine Angst machen. Er ist Teil des Lebens, und es gibt viele Wege, mit ihm umzugehen. Was uns verbindet, ist die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und die Sorge um unsere Mitmenschen, sowohl im Leben als auch im Tod.
Der Nachmittag endete mit einem lebhaften Austausch der Gäste bei Fingerfood, das von der syrischen Frauengruppe der Caritas-Gemeinwesenarbeit zubereitet worden war.