Die Sulzbacher Umschau veröffentlicht unter der Rubrik „Geschichte der Woche“ besondere Themen, die sich mit Menschen in Sulzbach, deren Umfeld, deren Schaffen oder Hobbys befassen. Wir freuen uns, dass sie uns für ein Interview zur Verfügung stehen.
Sulzbacher Umschau: Herr Rauch, Sie sind der Vorsitzende des Vereins „Hilf Benin!“, einer Initiative von „Sulzbach hilft Benin e.V.“. Erzählen Sie uns bitte, was die genauen Aufgaben des Vereins sind.
Volker Rauch: Der Verein „Sulzbach hilft Benin e. V.“ wurde am 20.11.2008 gegründet. Ziel war es, die schon bestehenden Projekte unter einem Dach zu koordinieren. Der Verein hat inzwischen Mitglieder im Saarland, in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Italien und im benachbarten Frankreich. Kinder mit Wissen auszustatten, sie auszubilden und schließlich in einen Beruf einzubinden – dies versucht der Verein „Sulzbach hilft Benin“ seit 16 Jahren. So ist es den Vereinsmitgliedern gelungen, mittlerweile über 350 Kinder in dem Vorsatz zu festigen: „Wir müssen unser Land aufbauen!“
Doch Hilfe bedeutet mehr als Worte. Der Verein unterstützt den Bau von Kindergärten und Schulen, stattet Krankenhäuser und Krankenstationen mit lebenswichtigen medizinischen Geräten aus und fördert die Entwicklung der Landwirtschaft. Durch internationale Vermarktung von Agrarprodukten soll eine Grundlage geschaffen werden, die Hoffnung und Nachhaltigkeit vereint.
Sulzbacher Umschau: Wann waren Sie zuletzt vor Ort?
Volker Rauch: Im November 2024 war ich gemeinsam mit Elfriede Mohr, der stellvertretenden Vorsitzenden, wieder in Benin/Bassila. Was wir sahen, übertraf alle unsere Erwartungen. Eine große Delegation aus Bassila war gekommen, um uns zu empfangen. Mit strahlenden Gesichtern und offenen Armen warteten sie auf uns, und es war ein Moment, der uns tief berührte. Allen voran stand Frau Foussena Koudoro, die wir bereits seit Jahren kennen, und die mit großem Engagement und viel Herz unser Patenkinderprojekt betreut. Sie war bereits mehrmals bei uns in Sulzbach. Sie stellte uns den neuen Bürgermeister, Herrn Zakari, sowie seinen Beigeordneten, weitere Mitglieder der Stadtverwaltung und engagierte Mitgliedern der NGO vor. Die lange und herzliche Begrüßung fühlte sich an wie ein symbolischer Willkommensgruß des ganzen Landes.
Sulzbacher Umschau: Was genau ist das Patenkinderprojekt?
Volker Rauch: Das Patenkinderprojekt läuft bereits seit 2008 in Zusammenarbeit mit der Grundschule Mellin in Sulzbach. Bisher haben wir für 130 benachteiligte Kinder Paten-Eltern gefunden. In Bassila ist eine Sozialarbeiterin für die Patenschaft verantwortlich. Sie ist Angestellte der Stadt Bassila. Alle drei Monate erhalten wir einen schriftlichen Nachweis über die Verwendung der Gelder, die beispielsweise für Schulkleidung, Schulmaterial, Essen und medizinische Versorgung genutzt werden. Während der Reise im November 2024 stand ein Tag ganz im Zeichen der Patenkinder, die auch von den Schülerinnen und Schülern der Mellinschule unterstützt werden. Es war ein Tag der Begegnungen, Freude und Dankbarkeit, der besonders berührte. Einige Absolventen des Ausbildungsprogramms stellten sich und ihre Berufe vor und dankten für die Unterstützung. Sie richteten dann die Worte an die anwesenden Kinder und betonten immer wieder, dass eine gute Schulausbildung das Fundament für eine sichere Zukunft ist. Ihre Worte hallten nach und zeigten, wie sehr Bildung das Leben der jungen Menschen hier prägt und verändert.
Sulzbacher Umschau: Welche Stationen besuchten Sie noch auf Ihrer Reise im November?
Volker Rauch: Im Laufe der Woche konnten wir den Kindergarten in Ikani sowie die dortige Krankenstation besuchen. Der Kindergarten sowie alle folgenden Schulen und Kindergärten wurden von uns teilfinanziert. Die Krankenstation wurde von uns so ausgerüstet, dass die werdenden Mütter unter menschenwürdigen Bedingungen behandelt werden und so, dass die Mütter nach fast europäischen Maßstäben entbinden können.
Weiter ging es zu den Schulen nach Modogui, Okpoto, Nioro, Partago, Bodi, Camp Pionner, zur Krankenstation in Nioro sowie zum Hochwasserbehälter in Nioro.
Die Gebäude befanden sich alle in einem guten baulichen Zustand, und die Außenanlagen waren gepflegt und sauber. An allen Schulen waren im Außenbereich feste Toilettengebäude getrennt nach Mädchen und Jungs errichtet.
Überall wurden wir freundlich und mit großem Tamtam wie Trommelspiel mit Tanz empfangen. Man war froh, dass wir nach einer relativ langen Zeit wieder hier in Bassila waren.
Die Besichtigung des Krankenhauses in Bassila versetzte uns ins Erstaunen. Aufgeräumt und sauber war das ganze Areal. Überall kamen die von uns gespendeten medizinischen Geräte wie Ultraschall- und Röntgengeräte, Inkubatoren, Betten, Nachttische und vieles mehr zum Einsatz. Zwei Zahnarztstühle sollen nach einem Umbau wieder in Betrieb genommen werden. Vier Ärzte, die unterstützt werden von zusammen 120 Personen – Krankenpflege- und Verwaltungspersonal –, betreuen die Kranken. Es werden sechs Krankenfahrzeuge angeschafft, die in verschiedenen Orten ihren Einsatz finden, damit die Anfahrt zum Krankenhaus nicht zu lang ist.
Sulzbacher Umschau: Was hat sich in Benin/Bassila über die Jahre verändert?
Es hat sich einiges verbessert. Die Straßensituation hat sich verbessert. Die Autobahn von Cotonou bis Akasso war hervorragend ausgebaut, es war fast wie ein Hauch von Europa inmitten der afrikanischen Weite. Nach Akasso endete dieser Luxus. Es folgte eine zweispurige Teerstraße. Positiv überrascht waren wir von der Sauberkeit in der Stadt. Keine Plastiktüten, kein Müll oder Papier auf den Straßen – alles wirkte ordentlich und gepflegt. Zudem fielen uns die zahlreichen Baustellen auf, die überall zu sehen waren und die von einer großen Entwicklungsphase in Cotonou zeugen. Auch die Elektrizität wird immer weiter ausgebaut. Projekte die vor Ort gestartet wurden, laufen erfolgreich. Beispielweise die Schulprojekte. Die Schüler können jetzt auch während der Regenzeit in die Schule gehen.
Sulzbacher Umschau: Wann ist geplant, wieder nach Benin/Bassila zu fliegen?
Volker Rauch: Es ist geplant, voraussichtlich dieses Jahr im November nochmal hinzufliegen.